Senior-Umwelttrainer – von Erfolgen und Hürden beim Wachsen

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Ahmed Al Samarraie und Wolfgang Elfenberger, Umweltbildungszentrum Licherode, beim openTransfer CAMP am 9. Mai 2014 in Köln

Die ehrenamtlichen Umwelttrainer aus Licherode verschaffen Kindern und Jugendlichen Zugänge zur Natur. Was die Erfolgsfaktoren der Idee sind und wo es aktuell hakt, besprachen die beiden Projektverantwortlichen mit den Sessionteilnehmern.

 

In den letzten zehn Jahren hat das Umweltbildungszentrum Licherode über einhundert Senioren ausgebildet. Die Idee dahinter beschrieben Ahmed Al Samarraie und Wolfgang Elfenberger auf dem openTransfer Camp in Köln: Die Seniortrainer sollen durch die 45- oder 60-stündige Ausbildung Kindern und Jugendlichen einen Zugang zu unterschiedlichen Umweltthemen ermöglichen. Neben inhaltlichen Aspekten liegt der Schwerpunkt des Kompakt-Kurses in Licherode, den alle Umwelttrainer durchlaufen müssen, auf der Didaktik und Methodik. Die zukünftigen Kursleiter müssen zunächst dafür sensibilisiert werden, wie Kinder heute aufwachsen – oft mit ganz anderen Freizeitbeschäftigungen, als es die Senioren aus ihrer eigenen Kindheit kennen.

Barcamp Köln

Elfenberger betonte, was maßgeblich zum Erfolg des Projekts beigetragen hat: Während des Kurses wird eine gemeinsame Identität aufgebaut. Für das Zusammengehörigkeitsgefühl hat sich das gemeinsame Kaffeetrinken als identitätsstiftendes Ritual für alle entwickelt. Aus der Erfahrung der Leiter geht ganz klar hervor, dass zusätzlich ein gewisser organisatorischer Rahmen vom Umweltbildungszentrum vorgegeben werden muss. Das heißt, die Koordinierung erfolgt über den Verein, der auch als eine Art Agentur für die Senioren dient.

Alle Umwelttrainer, die den Kurs durchlaufen haben, werden auf der Webseite des Vereins präsentiert. Bei Interesse an einem Einsatz kann sich die interessierte Institution melden und ein Treffen vereinbaren. Das Profil gibt ebenso Auskunft über bisherige Erfahrungen wie auch spezielle Themengebiete, die den Kindern näher gebracht werden können: Von A wie Amphibien über Imkerei oder Insektenhotels bis Wildkräuterkunde sowie Zugvögelbeobachtungen ist alles dabei. Die Angebote finden vor allem in außerschulischen Lernorten, aber auch Kindergärten oder Freizeitzentren statt. Einzige Bedingung für eine Buchung ist, dass die Einsatzstelle den Senioren eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 20 Euro für eine Kurseinheit von zwei Stunden zahlt.

Die Unternehmungen sind von einem gegenseitigen Lernen geprägt. Es sind nicht nur die Älteren, die ihr Wissen weitergeben, sie bekommen auch Anregungen von den Teilnehmern. Am Ende sind es die Trainer, die wichtige Wertevorstellungen und eine Authentizität verkörpern, die vor allem auf ihrer Lebenserfahrung beruht und die das Projekt so erfolgreich macht.

Die aktuelle Herausforderung des Umweltbildungszentrums bezieht sich wie so oft auf die Finanzen. Die Förderung muss im kommenden Projektzeitraum neu aufgestellt werden. Dieses Thema hat auch die Diskussion beim openTransfer CAMP gekennzeichnet. Die Durchführung der Schulungen und die Organisation der Einsätze sind von viel persönlichem Engagement geprägt. Dennoch muss es einen Back Bone in Form einer Verwaltungseinheit geben. Ziel ist es, durch weitere Projektmittel einen Ausbildungsgang mit 75 Stunden für 8.000 Euro zu realisieren.

Auch die Frage, warum die Seniortrainer überhaupt eine Aufwandsentschädigung erhalten, wurde aufgeworfen. Die Erfahrung hat die Licheroder gelehrt: „Was in dieser Gesellschaft nix kostet, taugt auch nix.“ So wird der Einsatz für alle Seiten verbindlicher. Einige Trainer sind zudem auf das Geld angewiesen.

Mitunter fällt es dem Verein schwer, ausreichend Einsatzstellen zu finden. Das kennen auch andere Projekte, z.B. die Lesepaten. Das Umweltbildungszentrum setzt deshalb bei den Ausbildungsgängen auf eine große thematische Vielfalt. So können Kitas, Schulen und anderen viele unterschiedliche Angebote gemacht werden. Für die einzelnen thematischen Schwerpunkte wird versucht, Förderer und Kooperationspartner zu gewinnen. Hier ergeben sich auch die meisten Transfermöglichkeiten der bestehenden Strukturen in andere Regionen.

http://bne-umweltbildungszentrum.de/

Foto: Thilo Schmülgen

Johanna Voll

Johanna Voll studierte Interkulturelle Europa- und Amerikastudien in Halle (Saale) sowie Soziokulturelle Studien an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder), wo sie mittlerweile als akademische Mitarbeiterin tätig ist. Zuvor hat sie u.a. in der Onlineredaktion vom BBE (Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement) die Social Media-Kanäle betreut. An der Viadrina beschäftigt sie sich nun mit der Reorganisation von Erwerbsarbeit in der Wissensgsellschaft und untersucht das Phänomen Coworking und seine Räume. Besonders spannend findet sie auch die Schnittstellen von Social Media und Wissenschaft und versucht genau das den Studierenden zu vermitteln.

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