Joblinge – mit gemeinnützigen AGs wachsen

Joblinge, das Qualifizierungsprogramm für arbeitslose Jugendliche, hat seinen ganz eigenen Weg der Verbreitung gefunden. Wir sprachen auf dem openTransfer CAMP in Frankfurt/Main mit Petra Rahn, die den Standort FrankfurtRheinMain leitet.

 

Frau Rahn, was macht Joblinge?

Joblinge ist eine bundesweite Initiative, die geringqualifizierte arbeitslose Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren auf der Suche nach einem Ausbildungs- oder Arbeitsplatz unterstützt, wenn diese motiviert und bereit sind, ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen.

Was suchen die Joblinge?

Joblinge aktiviert private und öffentliche Institutionen sowie die Zivilgesellschaft, sich lokal mit ihren Kompetenzen und Ressourcen für die Eingliederung junger Menschen in Ausbildung und Arbeit zu engagieren. Ein wichtiger Zugang für die geringqualifizierten arbeitslosen Jugendlichen zu den Joblingen sind die Agentur für Arbeit und die Jobcenter. Joblinge gewinnt lokale Unternehmen und Institutionen als langfristige Kooperationspartner. Diese stellen Praktikumsplätze und eine entsprechende Begleitung. In dieser Zeit können die jungen Menschen das Joblinge-Programm durchlaufen und am Ende eine echte Chance auf einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatzes im Unternehmen erhalten.

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Wie gelingt der bundesweite Projekttransfer?

Die Initiative Joblinge ist als Social-Franchise-System organisiert. Die überregionale Dachorganisation, der Joblinge e.V., steuert die Umsetzung, Qualitätssicherung und Weiterentwicklung des Konzeptes sowie das Wachstum der Initiative. Die lokalen Standorte werden als gemeinnützige Aktiengesellschaften gegründet, in denen alle Joblinge-Aktivitäten und Kompetenzen der Partner aus Wirtschaft, Bildung, Politik, Wissenschaft und drittem Sektor gebündelt werden. Alle Beteiligten verpflichten und engagieren sich für das gemeinsame langfristige Ziel, jugendliche Arbeitslose zu qualifizieren und in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Pro lokalem Joblinge-Standort braucht es erfahrungsgemäß fünf lokale Unternehmen, die dann Aktionäre der gAG werden. Zudem tritt die öffentliche Hand als finanzieller, struktureller und ideeller Förderer auf sowie weitere Unternehmen, die sich mit konkreten Leistungen rund um die Qualifizierung der Jugendlichen und den Bestand des Joblinge-Standortes einbringen. In Regionen wie zum Beispiel Rhein-Main oder das Ruhr-Gebiet, in denen auf dichtem Raum sehr viele Unternehmen und kommunale Akteure aktiv sind, sind mehrere Joblinge-Standorte gegründet worden, die unter dem Dach einer gAG zusammengefasst sind, um Netzwerke und Synergien bestmöglich im Sinne der Jugendlichen zu nutzen. Neben dem hauptamtlichen Team hat jede gAG einen ehrenamtlichen Vorstand und Aufsichtsrat und an den zugehörigen Filialstandorten oft auch einen Beirat.

Wie finanzieren sich die Joblinge?

Der Gedanke des gemeinsamen Engagements spiegelt sich auch in der Finanzierung. Im Rahmen der öffentlichen-privaten Kofinanzierung werden im Durchschnitt 65 Prozent der Kosten eines Standorts durch öffentliche Mittel (auf europäischer, Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene) gedeckt. Der Rest erfolgt durch Spenden von Unternehmen und Privatpersonen.

Die Dachorganisation Joblinge e. V. wird zu einem großen Teil von der Joblinge-Stiftung getragen. Diese wurde von der Boston Consulting Group als Joblinge-Initiator mit dem Ziel ins Leben gerufen, die überregionale Entwicklung der Initiative dauerhaft zu fördern. Die BCG stellt Joblinge e. V. über die Joblinge-Stiftung einen Großteil der finanziellen und personellen Ressourcen und unterstützt sie darüber hinaus mit Netzwerken beim überregionalen Fundraising. Neben dem zweiten Initiator, der Eberhard von Kuenheim Stiftung der BMW AG, unterstützen zahlreiche weitere überregionale und lokale Förderer und Partner die Initiative. Darüber hinaus gibt es viele Premiumpartner, die als langjährige Förderer mit überdurchschnittlichem Engagement und mit signifikanten Pro-bono-Leistungen ganz wesentlich zum Erfolg und der Weiterentwicklung der Initiative beitragen. Nicht zuletzt tragen Spender auf lokaler und überregionaler Ebene zur Sicherung der Joblinge bei.

Da die gAGs und die Dachorganisation rechtlich eigenständige Einheiten sind, finanziert sich jede Einheit grundsätzlich selbst. Alle Standorte und die Dachorganisation sind jedoch in engem Austausch hinsichtlich ihrer Fundraising-Aktivitäten.

Foto: Andi Weiland

Franziska Holfert

Franziska Holfert ist Sozialmanagerin M. A. und Dipl. Sozialpädagogin. Bei einem der erfolgreichsten Transferprojekte, wellcome, war sie acht Jahre als Landes- und später Bundeskoordinatorin tätig. In dieser Zeit trug sie wesentlich zur nachhaltigen Verbreitung und Qualitätssicherung des Projektes bei. Zuletzt engagierte sie bei der Generationsbrücke Deutschland im Bereich Organisationsentwicklung und Projektmanagement.

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