Hier war euer Wachstum der Headliner: das Festival der Skalierung 2021!

Am 18. Und 19. November 2021 trafen sich bereits zum zweiten Mal gemeinnützige Organisationen auf Wachstumskurs sowie ihre Unterstützer:innen beim digitalen Festival der Skalierung. Durchgeführt wurde die 2-tägige Konferenz vom openTransfer Accelerator mit Unterstützung der aqtivator gGmbH. Es gab spannende Panels und Workshops rund um das Thema wirksames Wachstum und wir verabschiedeten den sechsten Accelerator Jahrgang.

„Es gibt Zeiten, in denen wir experimentieren können und solche, in denen wir bestehende Lösungen schnell umsetzen müssen, um gesellschaftlichen Herausforderungen zu lösen. Wir leben in einer Zeit, in der wir PS einfach schneller auf die Straße bringen müssen als bisher.“ So startete Uwe Amrhein, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Bürgermut, in das Festival. Damit dies gelingt, war das Ziel der zwei Tage gemeinnützigen Organisationen Wissen, Tools und Tipps an die Hand zu geben, ihre Skalierung voranzubringen.

Knapp 200 Besucher:innen sind unserer Einladung gefolgt und haben sich neues Wissen von Praktiker:innen und Expert:innen geholt und sich mit anderen gemeinnützigen Akteur:innen ausgetauscht. In Panels auf der Hauptbühne und im Salon wurde über Fragen rund um die Skalierung sozialer Organisationen diskutiert: Wann ist Skalierung sinnvoll? Wie können skalierende Organisationen ihre Wirkung messen? Wie findet man passende Partner:innen für die Skalierung? Wie bohrt man die richtig dicken Bretter und erwirkt strukturellen Wandel? Die Workshops in der Wirkstatt waren praktisch orientiert. Hier drehte sich alles um konkrete Fragen sozialer Organisationen: Wie lobbyiert man für sein Thema? Wie organisiert man Wissensmanagement in fluktuierenden Organisationen? Und wie stärkt man die Kompetenzen des Teams?

Zwei spannende Tage liegen hinter uns. Für alle, die nicht mit dabei waren oder das Festival gerne nochmal Revue passieren lassen möchten, kommen hier einige Highlights.

Qualitätssicherung und Skalierung zusammendenken 

Im Auftaktpanel „Vom Sinn und Unsinn der Skalierung“ ging es um die Fragen, wann Skalierung wirkungsvoll ist, welche Voraussetzungen gegeben sein müssen und wann das Vorhaben eventuell erst einmal auf Eis gelegt werden sollte. In einem waren sich die Gesprächsgäste einig: wachsen sollte man erst, wenn das Projekt vor Ort ausreichend getestet wurde, die Organisation bereit ist und gewährleistet werden kann, dass die Qualität auch an anderen Standorten beibehalten werden kann. So berichtete Janna Hilger vom SchlauFox e.V., dass sie sich bei der Entwicklung und lokalen Stärkung ihres Projekts JEA! viel Zeit genommen haben, bevor sie entschieden haben, ihre Wirkung auch über die Stadtgrenzen Hamburgs hinaus zu skalieren. Da das Konzept recht komplex ist, war es ihnen wichtig, Prozesse zu entwickeln, die die Gewährleistung der Qualitätsstandards gewährleisten kann. Genauso machte es auch der Acker e.V., der mit der GemüseAckerdemie mittlerweile an über 700 Lernorten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Vor dem großen Wachstumsschub ließen sie sich aber Zeit das Konzept erst einmal an wenigen Standorten zu erproben. Christoph merkte zudem an, dass Skalierung an sich nicht sinnig oder unsinnig sei, sondern eher die Methode. Sarah Ulrich von der aqtivator gGmbH ergänzte, dass auch Tiefenskalierung Skalierung ist. Das heißt, es müssen nicht immer sofort viele neue Standorte sein, sondern auch die Stärkung an einem Standort kann zum Wachstum der Wirkung führen. Sowohl gemeinnützige Organisationen als auch Förderer, so Sarah Ulrich, sollten bei der Unterstützung von Skalierungsvorhaben von der Wirkung aus denken. Wer einen hohen Output verspricht ohne gleichbleibende Qualität zu versprechen, sollte nicht skalieren. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt die neu gegründete z foundation deren Vorstand Michael Okrob auf dem Panel saß. Er betonte, dass zunächst hohe Wirkungsstandards festgelegt sein sollten, damit diese auch an andere Orte replizieren werden können. Daher fokussiert sich die Stiftung erstmal regional und möchte vor Ort lernen, bevor sie Initiativen in die Fläche bringen.

Wirkungsmessung für die Zielgruppe nicht den Förderer

Dass die Wirkung ein wichtiger Bestandteil der erfolgreichen Skalierung ist, wurde im ersten Panel deutlich. Doch oft kann die Wirkungsmessung gemeinnützige Organisationen auch vor Herausforderungen stellen. Sie ist oft zeitaufwendig und nicht alles ist messbar. Ob und wie wir uns trotzdem darauf einlassen sollten, darum ging es im Panel „Wenn sich Wirkung nicht so einfach messen lässt“. Ute Volz von Eleven betonte, dass gutes Wirkungsmanagement und Wirkungsnachweise wichtig sind – nicht nur, um dem Förderer zufriedenzustellen, sondern aufgrund der Verantwortung der Zielgruppe gegenüber. Nur eine Organisation, die ihre Ziele klar definiert hat, kann sie auch erfüllen. Hannes Teetz von den Futbalo Girls konnte das aus Praktikersicht nur unterstreichen. Wenn man Wirkungsmessung aus der falschen Motivation heraus betreibt oder die falschen Fragen stellt, kann dies zu Ergebnissen führen, die nicht die gewünschten Informationen liefern. Wichtig ist es also, als Organisation die wichtigen Fragen zu eruieren, um mit begrenzten Ressourcen auf die richtigen Stellen zu schauen. Tobias Lengsfeld von der Drosos Stiftung berichtete, dass er lieber von der Erfassung der Wirkung spricht, da die Messung oft schwierig ist, wie etwa bei Kulturprojekten, wo sie mit so vielen Individuen arbeiten. Das kann es schwierig machen, abzuleiten, welche der Maßnahmen zu einer Änderung geführt haben. Er räumte ein, dass die Ergebnisse einer quantitativen Wirkungsmessung für die Arbeit des Förderers natürlich einfacher sind, etwa um Maßnahmen zu vergleichen. Zahlen sind wichtig, aber damit sollte es nicht enden. Sich mit der eigenen Wirkung, also dem was hinter den Zahlen steckt, auseinander zu setzen ist mindestens genauso wichtig. Förderende, die eine Wirkungsmessung verlangen, forderte er auf, die Priorität auf die auf die relevanten Informationen für die geförderte Organisation und nicht auf die eigenen Interessen zu legen. Zudem sollten dafür auch die nötigen Mittel zur Verfügung gestellt werden. Alle Gesprächspartner:innen wünschten sich, dass in die Zukunft die Evaluation auch zur einer Handlung führt. Großartige Wirkung sollte nicht nur anerkannt zu werden, sondern Förderer zu motivieren zu fragen: wie bekommen wir ein wirkungsvolles Programm ausgerollt und wie können wir dazu beitragen?

Erfolgreiche Kooperation basieren auf den richtigen Menschen

Im Panel „It’s a Match” schauten wir uns am Beispiel von den Climb Lernferien an, wie eine gelungene Zusammenarbeit zwischen Organisationen und Unterstützer:innen aussehen kann. Neben Jennifer Busch von Climb war auch Katja Schöne von der Stadt Kassel zugeschaltet, die die Umsetzung des Programms vor Ort unterstützt. In Bezug auf die Zusammenarbeit mit Kommunen teilte Jennifer als ein Learning, dass es auf die richtigen Personen ankommt. Das heißt vor der Kontaktaufnahme erst einmal recherchieren, wen man ansprechen muss. Hier ist es vor allem wichtig, den Fachbereich einzubeziehen und zu schauen, welche Rahmenkonzepte es vor Ort gibt und wo Anknüpfungspunkte sein könnten. Zudem sollten Organisationen die Haushaltsplanungen von Kommunen im Hinterkopf behalten oder direkt gemeinsam mit Kommunen Mittel akquirieren. Bei der richtigen Partnerwahl geht es aber nicht nur um das Finanzielle. Es braucht viele verschiedene Partner:innen, die bei Herausforderungen in der Skalierung unterstützen. Neben Geldgeber:innen, sind das z.B. lokale Netzwerke die helfen, vor Ort Fuß zu fassen oder Berater:innen, die etwa bei der Organisationsaufstellung unterstützen.

Aus Fehlern lernen

Doch wir schauten beim Festival der Skalierung nicht nur auf die Erfolge. Im Panel „Learning by Failing“ ging es um die Fehler, die wohl jede Organisation in der Skalierung macht, durch die wir aber wertvolle Erkenntnisse gewinnen können. Jörg Schüler von den Digitalen Helden und Linda Wolf von der Eltern AG berichteten von Herausforderungen während der Skalierung und teilten ihre Learnings. So ist zu Beginn die Selbstorganisation oft noch nicht etabliert und die fehlenden finanziellen, zeitlichen und personellen Ressourcen stellen Organisationen oft vor große Probleme. Dennoch es ist hilfreich, zu versuchen, gute Mitarbeitende zu halten – dabei gilt: lieber wenige Festangestellte, die lange bleiben, als viele freie Mitarbeitende. In einem wachsenden Team ist die Arbeit an einem Selbst wichtig und Konflikte müssen sehr genau analysiert werden, damit Mitarbeitende sich sicher fühlen und sich mit dem Projekt und dem Team identifizieren.

Auch wenn die Finanzierung der Organisation ein Dauerproblem ist, sollte nicht alle Mittel annehmen und Partner:innen ganz genau prüfen, ob man auch von der Mentalität zusammenpasst. In dem Zusammenhang ist es wichtig, sich über die eigenen Werte klar zu sein.

Skalierungsprozesse brauchen Zeit, und die sollte man sich auch nehmen. Wie Jörg sagte: „Langsam ist langfristig schneller“. Zudem ist es hilfreich, einmal den Worstcase durchrechnen, um Businesspläne anpassen können, sowie sich intensiv mit den Rechtsgebieten auseinanderzusetzen, die man berührt, wie etwa das Gemeinnützigkeits- oder Schulrecht. Auch das Thema der Kooperationen kam in diesem Panel zur Sprache. In Bezug auf die Fehlerkultur hoben Jörg und Linda hervor, dass eine transparente Kommunikation mit Förderpartnern wichtig ist, in der Probleme angesprochen und frühzeitig ankündigt wird, wenn Ziele nicht erreicht werden können.

Weiter geht’s 2022

Dies war nur ein kurzer Rückblick auf einige der Themen des Festivals. In unseren Gesprächsrunden und Workshops gab es noch jede Menge weiteren Input sowie spannende Diskussionen. Die Panels auf der Hauptbühne und dem Salon wurden aufgezeichnet und stehen bald auf unserem YouTube-Kanal zum nachschauen bereit. Wir danken schon jetzt unseren Referent:innen, dass sie ihr Wissen und Erfahrungen mit unseren Festivalgästen geteilt haben.

Die Diskussionen haben auf jeden Fall große Lust gemacht, im nächsten Jahr Gesprächsthemen wieder aufzunehmen und weiterzudenken. Daher freuen wir uns sehr, dass auch 2022 ein Festival der Skalierung stattfindet. Wenn ihr Neuigkeiten hierzu nicht verpassen möchtet, meldet euch am besten direkt für den openTransfer Newsletter an.

Julia Meuter

Julia Meuter arbeitet als Leiterin Transferberatung bei der Stiftung Bürgermut. Zuvor war sie bei der EVPA tätig und leitete beim Bundesverband Deutscher Stiftungen das „Social Franchise Projekt“ sowie „Effektn –Methoden erfolgreichen Projekttransfers“. Sie hat ein umfangreiches Wissen zu Fragen der systematischen Skalierung von Gemeinwohllösungen und ist Autorin zahlreicher Publikationen und Praxis-Ratgeber zum dem Thema.

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