Felsenweg-Institut: Wirkung in und mit der Kommune

Sylke Bilz und Johannes Ebermann, Felsenweg-Institut (Karl Kübel Stiftung), auf dem openTransfer CAMP am 30.03.2019 in Frankfurt am Main

Das Felsenweg-Institut hat sich zum Ziel gesetzt, Kitas zu Familienzentren auszubauen. Die Sessiongeber:innen berichteten von den Herausforderungen eines Transfers auf kommunaler Ebene.

Regelstrukturen als Chance für den Transfer

Kindertagesstätten sind eine Einrichtung, die von nahezu allen Kindern besucht werden. Dort Familienzentren anzudocken, in denen vielfältige Beratungs- und Unterstützungsangebote für Familien vorgehalten werden, die über den eng gefassten Bildungsauftrag der Kindertagesstätten hinausgehen, ist eine Möglichkeit, viele Familien zu erreichen. Das Vorhaben des Felsenweg-Instituts setzt voraus, dass die für den Betrieb der Kindertagesstätten verantwortlichen Kommunen für diesen Transfer gewonnen werden. Mit ihnen an Bord kann etwa eine flächendeckende Struktur aufgebaut werden, die dauerhaft Bestand hat. Im Idealfall können auch zusätzliche finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden. Gleichwohl ist die Zusammenarbeit mit Kommunen beim Transfer auch mit Herausforderungen verbunden.      

Ein Mann steht vor einer Metaplanwand und erläutert etwas. Eine Frau sitzt neben ihm auf einem Stuhl.
Foto: CC BY-NC-SA 2.0 / Andi Weiland / Stiftung Bürgermut

Drei Ebenen, drei Herausforderungen

Wer beim Transfer eine Kommune mit ins Boot holt, steht vor der Herausforderung, dass er nicht nur die operative Ebene – sprich die Kindertagesstätten – vor Ort von dem Vorhaben überzeugen muss, sondern auch die Kommunalverwaltung sowie die Kommunalpolitik. Die Frage, wie man die Wirkungslogik darstellt, stellt sich also auf drei Ebenen.

Für die operative Ebene, sprich die Kindertageseinrichtung selbst, sind mögliche Indikatoren für die Wirkung z.B. die Anzahl der erreichten Eltern, Veränderungen im pädagogischen Alltag, angestoßenen Selbstreflexionsprozesse oder die Wahrnehmung durch die Politik. Wichtig ist jedoch, dass die Indikatoren durch die Akteure selbst entwickelt werden.

Auf der politischen Ebene ist der Nachweis der Wirkung insbesondere für Haushaltsbeschlüsse hilfreich. Grundsätzlich ist die Phineo-Wirkungstreppe auch für Kommunalpolitik und -verwaltung anwendbar. Politische Programme, Koalitionsverträge und Leitbilder bieten Möglichkeiten, Indikatoren anzudocken. Dabei zeigt sich in der Praxis, dass dies voraussetzungsvoll ist und nur durch relativ leistungsfähige Kommunen bewältigt werden kann.  

Verwaltungslogik beachten

Neben der Darstellung der Wirkung bringt das Konzept der Familienzentren als solches (verwaltungstechnische) Herausforderungen für Kommunen mit sich. Da es sich um ein integriertes Konzept handelt, stellt dies Kommunen aufgrund des Verbots von Doppelfinanzierungen vor Schwierigkeiten. Zudem hat das erweiterte Aufgabenspektrum Auswirkungen auf die Betriebserlaubnis der Kindertagesstätten, sodass eine dauerhafte Etablierung nicht einfach ist. Hier ist es hilfreich, wenn integrierte Konzepte eine verbindliche Auflage für die Sozialplanung sind, wie dies inzwischen z.B. in Thüringen der Fall ist.  

www.felsenweginstitut.de/

Tobias Quednau

Tobias Quednau ist von Haus aus Politikwissenschaftler. Ihn interessiert vor allem, wie Gesellschaften demokratischer gestaltet werden können. Dabei spielt für ihn die Zivilgesellschaft als Ort der öffentlichen Debatte, an dem sowohl Argumente ausgetauscht als auch innovative Ideen zur Bewältigung gesellschaftspolitischer Herausforderungen entwickelt werden, eine essentielle Rolle. Nachdem er sich über sieben Jahre beim Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement und am Forschungszentrum für Bürgerschaftliches Engagement an der Humboldt-Universität zu Berlin hauptberuflich mit der Frage beschäftigt hat, wie die Bürgergesellschaft systematisch gestärkt werden kann, betreut er inzwischen bei RuhrFutur das Bildungsprojekt „Eltern und Schulen – Gemeinsam stark“. Ehrenamtlich ist er als Redakteur des Forschungsjournals Soziale Bewegungen – Analysen zu Demokratie und Zivilgesellschaft aktiv und hat sich als Vorstand zehn Jahre um die Geschicke des Vereins Das Rote Berlin gekümmert, der in Berlin mit dem Niedersachsenstadion für Exil-Hannoveraner und andere 96-Fans einen Ort zum Fußballschauen mit Gleichgesinnten geschaffen hat. Die Initiative openTransfer der Stiftung Bürgermut begleitet und unterstützt seit dem ersten Barcamp 2012 in Berlin.

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