Amnesty International: Diversität in der Mitgliedschaft

Marcel Bodewig und Lisa Bewermeier, Amnesty International Deutschland, beim openTransfer CAMP  am 30.03.2019 in Frankfurt/Main

Die Herausforderung, von der die Sessiongeber:innen berichteten: Unterstützer:innen und Freiwillige zu finden, die tatsächlich alle Bevölkerungsgruppen abbilden. Anderen Organisationen, so stellte es sich heraus, geht es ähnlich.

Warum beschäftigt sich Amnesty International Deutschland überhaupt mit Diversity? Weil der Verein festgestellt hat, dass die Mitgliedschaft hauptsächlich aus Akademiker:innen besteht und Menschen mit anderen Bildungshintergründen kaum erreicht werden. Auch bei anderen Organisationen in der Runde spiegelte die Mitgliedschaft nicht den Querschnitt der Gesellschaft wider. Jung, deutsch, weiblich, akademisch: So lässt sich zusammenfassen, welche Gruppen gut durch die Organisationen erreicht werden.

Ein junger Mann und eine junge Frau stehen vor einer Flipchart und sprechen.
Foto: CC BY-NC-SA 2.0 / Andi Weiland / Stiftung Bürgermut

Der Barrieren, die viele der anderen Bevölkerungsgruppen überwinden müssen, um einen Zugang zu einer Organisation zu finden, sind sich diese Organisationen oft bewusst: Es sind die Orte der Treffen, die Sprache der Einladung, das Auftreten der Führungspersonen und Entscheidungsträger:innen, Berührungsängste und auch oft die Art und Weise, wie Organisationen arbeiten (z.B. zu digital oder zu analog).

Barrieren überwinden

Trotz des Wissens um diese Barrieren sollte mehr über die Gründe des Fernbleibens bestimmter Gruppen in Erfahrung gebracht werden, z.B. durch eine gezielte Befragung dieser Menschen, warum sie einer Organisation fernbleiben. Eine solche Befragung müsste jedoch ohne das unmittelbare Ziel Mitglieder zu gewinnen stattfinden und neutral/wertfrei sein.   

Oft gilt die Vernetzung mit anderen Organisationen als geeigneter Weg, einen Zugang zu anderen Bevölkerungsgruppen zu erlangen. Das kann im Rahmen einer dauerhaften Zusammenarbeit geschehen oder aber auch im Rahmen einmaliger Veranstaltungen.

Aber auch andere Begriffe könnten neue Engagierte anziehen – sollte man etwa für die „Hochschulgruppen“ von Amnesty eine andere Bezeichnung finden? Nicht zuletzt ist es die persönliche Ansprache, die es im Rahmen der „Mund-zu-Mund-Propaganda“ ermöglicht, auf individuelle Wünsche einzugehen.

Schließlich sollte man als Organisation akzeptieren, dass das Fehlen bestimmter Bevölkerungsgruppen, z.B. Menschen in der Familiengründungsphase, ein Stück weit normal ist. Und man sollte sich als Organisation auch ehrlich die Frage stellen, ob bei bestimmten Bevölkerungsgruppen überhaupt das Interesse oder der Bedarf besteht, in der jeweiligen Organisation mitzumachen.

https://www.amnesty.de/
Tobias Quednau

Tobias Quednau ist von Haus aus Politikwissenschaftler. Ihn interessiert vor allem, wie Gesellschaften demokratischer gestaltet werden können. Dabei spielt für ihn die Zivilgesellschaft als Ort der öffentlichen Debatte, an dem sowohl Argumente ausgetauscht als auch innovative Ideen zur Bewältigung gesellschaftspolitischer Herausforderungen entwickelt werden, eine essentielle Rolle. Nachdem er sich über sieben Jahre beim Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement und am Forschungszentrum für Bürgerschaftliches Engagement an der Humboldt-Universität zu Berlin hauptberuflich mit der Frage beschäftigt hat, wie die Bürgergesellschaft systematisch gestärkt werden kann, betreut er inzwischen bei RuhrFutur das Bildungsprojekt „Eltern und Schulen – Gemeinsam stark“. Ehrenamtlich ist er als Redakteur des Forschungsjournals Soziale Bewegungen – Analysen zu Demokratie und Zivilgesellschaft aktiv und hat sich als Vorstand zehn Jahre um die Geschicke des Vereins Das Rote Berlin gekümmert, der in Berlin mit dem Niedersachsenstadion für Exil-Hannoveraner und andere 96-Fans einen Ort zum Fußballschauen mit Gleichgesinnten geschaffen hat. Die Initiative openTransfer der Stiftung Bürgermut begleitet und unterstützt seit dem ersten Barcamp 2012 in Berlin.

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