Zivilgesellschaft und Umweltschutz – wenn aus lokalen Initiativen Bewegungen werden.

Öko? Na Logisch! Umweltschutz lebt vom Engagement vieler – und von seiner Vielseitigkeit. In diesem Beitrag stellen wir euch einige Initiativen vor, die zeigen, was die Zivilgesellschaft alles bewegen kann. Das ist aber nur ein kleiner Vorgeschmack: Beim openTransfer Green CAMP am 2. August bringen wir um die 100 Akteure – Projekte, Verbände, Sozialunternehmen und einzelne Engagierte – aus ganz Deutschland zusammen, um zu zeigen: es geht schon viel… und mit Kooperation noch viel mehr!

Jeden Freitag gehen Tausende von Jugendlichen auf die Straße, um für Umweltschutz zu demonstrieren. Unterstützt werden sie dabei mittlerweile von Wissenschaftler:innen, Studierenden, Entrepreneurs, Lehrer:innen und Großeltern. In mehreren Städten Deutschlands und Europas proben Bürger:innen zudem zivilen Ungehorsam. Da ketten sich Menschen an den Zaun des Bundeskanzleramts oder sie veranstalten sogenannte „Die-ins“, die zeigen, was passiert, wenn wir die Klimakrise nicht in den Griff bekommen. Die Friday-for-Future-Bewegung und die Gründung von Extinction-Rebellion-Gruppen in ganz Europa hat in den letzten Monaten sehr eindrucksvoll gezeigt, was die Zivilgesellschaft bewegen kann. Sie haben nicht nur zu einem größeren Umweltbewusstsein in der Bevölkerung beigetragen, sondern scheinen auch die Politik vor sich herzutreiben – inzwischen haben mehrere Länder, Städte und Kommunen den Klimanotstand ausgerufen.

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Doch nicht nur seit 2019 ist klar, wie wichtig die Zivilgesellschaft für den Umweltschutz ist. Viele Stiftungen, Vereine, Bürgerinitiativen und einzelne Menschen setzen sich seit Jahren für eine nachhaltige Zukunft ein. Wo die Politik nicht oder zu langsam handelt, kann die Zivilgesellschaft eine wichtige Rolle spielen. Sie klärt auf und motiviert Menschen zu einem nachhaltigeren Lebensstil, sie zieht die Politik zur Rechenschaft und sie entwickelt zukunftsfähige Lösungen. Engagement für die Umwelt hat viele Gesichter, und die braucht es auch! Doch wie wird aus einer Idee eine Bewegung? Wie können wir zusammenarbeiten, um noch mehr Veränderung zu erreichen? Fragen wie diesen möchten wir am 2. August beim openTransfer Green CAMP in Berlin nachgehen. Um euch einzustimmen, stellen wir im Folgenden einige Initiativen und Bewegungen vor, die es geschafft haben, zu wachsen und so jede Menge zu bewegen.

Foodsharing

Allein in Deutschland werden pro Jahr 18 Millionen Tonnen an Lebensmittel weggeschmissen. Die Lebensmittelverschwendung hat gravierende Auswirkungen auf die Umwelt. Denn für die Produktion unserer Nahrungsmittel braucht es Ressourcen, die verschwendet werden, wenn das Essen weggeworfen wird, und es entstehen Treibhausgasemissionen. Würden wir nur 10 Millionen Tonnen Lebensmittel retten, müssten 2,6 Millionen Hektar Landfläche nicht für die Nahrungsmittel genutzt werden, und wir könnten insgesamt fast 46 Millionen Tonnen Treibhausgase einsparen.

Dem Irrsinn, Essen wegzuschmeißen, obwohl es in den meisten Fällen noch genießbar wäre, möchte der Verein Foodsharing e.V. ein Ende setzen. 2012 in Berlin gegründet, setzen sich mittlerweile über 200.000 Menschen gegen Lebensmittelverschwendung ein. So viele haben sich auf der Plattform registriert, auf der noch genießbare Lebensmittel verteilt werden. 40.000 Ehrenamtliche engagieren sich außerdem in lokalen Foodsharing Gruppen. Die sogenannten Foodsaver holen regelmäßig Lebensmittel bei Händlern und Produzenten ab und verteilen diese – an Freunde, Bekannte und Bedürftige.

Aus einer anfänglichen Idee ist eine internationale Bewegung geworden, die nicht nur Lebensmittel und damit wertvolle Ressourcen rettet, sondern auch Bewusstsein schafft. Ein tolles Beispiel, was ehrenamtliches Engagement leisten kann! 

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Zero-Waste-Bewegung

Wir schmeißen nicht nur jede Menge Lebensmittel weg, sondern auch Müll. Vor allem die exzessive Produktion von Plastikmüll wird sein einigen Jahren immer wieder an den Pranger gestellt. Denn Plastik zersetzt sich nicht und die Recyclingquote liegt mit unter 50 Prozent weit unter dem, was uns durch das System Grüner Punkt suggeriert wird. Alleine der Kunststoffabfall beträgt in Deutschland sechs Millionen Tonnen jährlich. Welche Auswirkungen das auf die Umwelt hat, weiß mittlerweile wohl jeder, denn es vergeht kaum ein Tag, an dem die Vermüllung unserer Meere und der Natur nicht Thema in Nachrichten, Social Media oder privaten Diskussionen wäre.

Dass es auch anders geht, zeigt die Zero-Waste-Bewegung. Immer mehr Menschen versuchen im Alltag, ihren Müll zu reduzieren, indem sie wiederverwendbare Verpackungen benutzen, Kosmetik selbst herstellen oder im Unverpacktladen einkaufen. Davon gibt es mittlerweile nämlich schon über 40 in Deutschland. Die Betreiber des ersten Ladens in Berlin bieten einen Online-Kurs für jeden an, der selber einen solchen Laden eröffnen möchte.

An dieser Bewegung zeigt sich aber auch die Wichtigkeit einer noch relativ neuen Art von Umweltengagement. Immer mehr grüne Bloger:innen und Öko-Influencer:innen berichten auf den sozialen Medien über Möglichkeiten, nachhaltiger zu leben. Vor allem die Zero Waste Bewegung hat hiervon sehr profitiert. Schön gefüllte Gläser, der wiederverwendbare Coffee-to-go-Becher und DIY-Rezepte sind eben nicht nur umweltaschonend, sondern auch sehr Instagram-tauglich! 

GemüseAckerdemie

Das Bewusstsein für die Bedeutung von Natur und die Wertschätzung von Lebensmitteln in der Gesellschaft zu stärken, das ist das Ziel der GemüseAckerdemie. Das Bildungsprogramm wird mittlerweile an über 400 Lernorten in Deutschland, Österreich und der Schweiz angeboten. Hier bewirtschaften Kinder und Jugendliche an ihren Schulen und Kitas eigene kleine Ackerflächen und bauen mit fachlicher und pädagogischer Unterstützung verschiedene Gemüsearten nach ökologischen Kriterien an. Die Ernte wird im Anschluss vermarktet, sodass die Kinder die vollständige Wertschöpfungskette des Gemüses erleben und selbst gestalten.

Aus einer Idee, die der Gründer Christoph Schmitz 2012 hatte, ist in sehr kurzer Zeit eine international erfolgreiche Organisation geworden, die alleine in diesem Jahr schon 18.930 Kinder und Jugendliche erreicht hat. Eine Riesen-Wirkung, die durch eine systematische Verbreitung erreicht wurde.

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Dies sind drei von vielen Initiativen, die zeigen, dass zivilgesellschaftliches Engagement jede Menge Wirkung erreichen kann, wenn es nicht lokal begrenzt, sondern zu einer Bewegung wird. Hierbei müssen es nicht immer eigene Standorte oder regionale Gruppen sein, die aufgebaut werden. Auch der Austausch mit anderen ist immens wichtig. Ebenso wie die Ursachen und Auswirkungen der Klimakrise sind auch die Lösungen hierfür divers. Es braucht viele verschiedene Ansätze, aber es braucht auch den Austausch untereinander.

Wir wollen euch den Raum geben, über die Themen zu sprechen, die euch umtreiben, andere Engagierte kennenzulernen und dabei einen wunderschönen Tag im Grünen zu verbringen. Wann und wo? Auf dem openTransfer Green CAMP am 2. August 2019 auf die Insel der Jugend in Berlin-Treptow. Weitere Informationen und den Link zur Anmeldung findet ihr hier: https://opentransfer.de/event/opentransfer-green-camp-in-berlin/.

Julia Meuter

Julia Meuter arbeitet als Leiterin Transferberatung bei der Stiftung Bürgermut. Zuvor war sie bei der EVPA tätig und leitete beim Bundesverband Deutscher Stiftungen das „Social Franchise Projekt“ sowie „Effektn –Methoden erfolgreichen Projekttransfers“. Sie hat ein umfangreiches Wissen zu Fragen der systematischen Skalierung von Gemeinwohllösungen und ist Autorin zahlreicher Publikationen und Praxis-Ratgeber zum dem Thema.

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