Viele Wege führen zum (Transfer-) Ziel

Die eigene Wirkung mit einem Transfer zu verbreiten, ist kein Selbstzweck und schon gar für jeden und zu jeder Zeit ein sinnvolles Unterfangen. Drei wesentliche Fragen müssen gestellt werden: Habe ich die Bereitschaft und Voraussetzungen, das Projekt zu verbreiten? Gibt es auch an anderen Orten einen Bedarf und ein Umsetzungsinteresse für unser Anliegen? Und letztlich: Ist unser Projekt in andere Regionen übertragbar?

Erst wenn die Voraussetzungen erfüllt sind, sollte über den Weg nachgedacht werden. Bekanntlich führen nicht nur unterschiedliche Wege nach Rom, sondern auch zum Transfer-Ziel. Die einfachste Form der Verbreitung ist sicherlich, das Wissen beispielsweise durch ein Handbuch weiterzugeben. Gleichwohl können Sie auch mit Kooperationsverträgen das Projekt an andere Partner weitergeben oder Sie beschließen, das Projekt in Eigenregie in anderen Regionen zu etablieren.

Zwei wichtige Fragen helfen Ihnen dabei, den richtigen Weg zu finden:

1. Sind wir bereit, unser Projekt mit anderen zu teilen und damit auch Kontrolle abzugeben? Oder ist es für uns wesentlich, selbst die uneingeschränkte Kontrolle über den Projektansatz und dessen Umsetzung zu behalten?

2. Wie viel Zeit und Geld sind wir bereit, in die Verbreitung des Projektes zu investieren? Jeder Projekttransfer hat seine Kosten: Ein Handbuch muss geschrieben, neue Partner müssen gefunden und überzeugt werden und oft Verträge geschlossen und anschließend kontrolliert werden. Auch wenn die Höhe dieser Transferkosten nicht auf Heller und Pfennig im Voraus berechnet werden können, so ist die Frage wesentlich, ob Sie für den Projekttransfer eher geringe oder hohe Kosten veranschlagen müssen.

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Während „Wissenstransfer“ und „Kooperation mit Verträgen“ insbesondere auf die Weitergabe des Projektes an andere Organisationen zielen, beziehen sich „Aufbau von Kapazitäten“ und „Strategische Ausdehnung“ auf die Verbreitung innerhalb einer bestehenden Organisation.

Wissenstransfer

Wenn Sie Ihr Projekt durch „Wissenstransfer“ verbreiten möchten, bedeutet dies, dass Sie Ihr Projektkonzept anderen Organisationen frei zur Verfügung stellen, die es dann eigenverantwortlich in vergleichbarer oder etwas angepasster Form bei sich vor Ort umsetzen. Während Sie als Projektgeber die Projektnehmer am Anfang zum Beispiel durch Informationen, (technische) Unterstützung oder Beratung unterstützen, findet später in der Regel keine weitere Zusammenarbeit statt. Diese Form der Verbreitung ist relativ stark verbreitet. Sie birgt die geringsten Kosten und ermöglicht eine schnelle Verbreitung und optimale Anpassungsmöglichkeiten des Konzepts an lokale Gegebenheiten. Dafür bietet diese Form der Verbreitung aber kaum Kontrollmöglichkeiten für den Projektgeber.

Kooperation mit Verträgen

Sie können ein Projekt auch mithilfe von Kooperationsverträgen an andere Organisationen weitergeben. Diese setzen das Projekt bei sich vor Ort um. Sie als Projektgeber haben hierbei Kontrollmöglichkeiten, denn in den Verträgen sind Rechte und Pflichten von Projektgeber und -nehmer festgelegt. Beispielsweise können darin die Bereitstellung von Ressourcen und Know-how durch den Projektgeber oder Berichtspflichten, Lizenzkosten, Bedingungen für die Nutzung von Markenrechten und einzuhaltende Qualitätsstandards für die Projektnehmer geregelt sein. Während der Projektgeber hier stärker gestalten kann, bringt eine Kooperation mit Verträgen gleichzeitig höhere Kosten und standardisierte Abläufe mit sich, und es bestehen weniger Spielräume für lokale Anpassungen als bei der Verbreitungsmethode des offenen Wissenstransfers.

Vier Vertragsarten werden für die Weitergabe von Projekten unterschieden: Weitergabe innerhalb von Netzwerkvereinen bzw. -verbänden, Lizenz-, Social-Franchise- oder Joint-Venture-Verträge.

Auch für die Verbreitung eines Projektes innerhalb einer bestehenden Organisation gibt es zwei Wege:

Kapazitäten in einer Region erweitern

Ein Projekt zu verbreiten, muss nicht immer bedeuten, dass der Ansatz an andere Organisationen weitergegeben wird. Vielleicht möchten Sie die Wirksamkeit Ihres Projekts in einer Region vergrößern, in der Sie bereits tätig sind, und dadurch mehr Menschen erreichen?. Dies können Sie erreichen, indem Ihre Organisation regional – in der Regel an einem Standort – wächst oder Sie bestehende Prozesse und Strukturen so optimieren, dass Sie mit der gleichen Menge an Ressourcen mehr Menschen erreichen können. Viele Pilotprojekte beginnen damit, die Wirksamkeit des eigenen Handelns in einer Region zu optimieren und erst danach eine überregionale Verbreitung anzustreben. Die Kontroll- und Gestaltungsmöglichkeiten bei dieser Verbreitungsstrategie sind hoch.

Strategische Ausdehnung

Um mehr Menschen auch in anderen Regionen zu erreichen, können Sie auch Filialen beziehungsweise Büros Ihrer Organisation an anderen Standorten eröffnen. Die Filialen sind nicht unabhängig, sondern rechtlich Teil Ihrer Organisation. Das bedeutet auch, dass Ihre Organisation aus eigener Kraft die Kosten für die Verbreitung aufbringen muss, dafür behält sie aber auch die wesentliche Kontrolle über die Umsetzung, da das Projektkonzept nicht an andere Organisationen weitergegeben wird. Eine strategische Ausdehnung eines Projekts kann auch bedeuten, dass ihr eure Aktivitäten auf andere Zielgruppen ausdehnen oder um andere Angebote erweitert.

Letztendlich führen unterschiedliche Wege zum Ziel. Die Entscheidungsmatrix kann dabei helfen eine erste Idee zu entwickeln, welcher Weg für Sie der Beste ist. Es macht in jedem Fall Sinn, sich frühzeitig darüber Gedanken zu machen.

Einen Fragebogen, ob eine Verbreitung für Ihre Organisation sinnvoll ist, finden Sie unter „Tipps & Tools“ am Ende des Kapitels.

 

 

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Gerald Labitzke

Nicht nur privat, sondern auch hauptberuflich beschäftige ich mich mit der Frage, wie soziale Innovationen Flügel bekommen. In unterschiedlicher Funktion habe ich in NonProfit-Organisationen gearbeitet: Vor der Bertelsmann Stiftung arbeite ich für den Kirchentag, das Deutsche Museum und Children for a better World. Neben einem Magister in Geschichte, VWL und Politik bin ich seit 2012 auch Alumnus des Masterstudienganges NonProfit-Management & Governance der Universität Heidelberg. Follow me on http://twitter.com/scalingnpo

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