Netzwerk Berliner Kinderpatenschaften: Gewinnbringend netzwerken
Florian Amoruso-Stenzel vom Netzwerk Berliner Kinderpatenschaften (KiPa Berlin) auf dem openTransfer CAMP #Patenschaften am 1. Dezember 2018 in Berlin
Wie sehen die Schritte auf dem Weg zu einem funktionierenden Netzwerk aus? Florian Amoruso-Stenzel berichtete, wie sich KiPa Berlin breit aufstellte und wo nach wie vor große Herausforderungen lauern.
Das Netzwerk Berliner Kinderpatenschaften ist ein Zusammenschluss von Akteuren aus Patenschaftsprogrammen für Kinder und Jugendliche in Berlin. Was heute ein erfolgreiches und stadtweit agierendes Netzwerk mit 36 Mitgliedern ist, entstand 2010 als loser Stammtisch, bei dem sich Koordinatorinnen und Koordinatoren von Berliner Patenschaftsprogrammen einmal im Monat getroffen haben, um Erfahrungen auszutauschen. Die verschiedenen Projekte waren sich nicht nur inhaltlich sehr ähnlich, sondern hatten auch mit ähnlichen strukturellen Problemen zu kämpfen, verfügten nicht über genügend Geld, Personal und andere Ressourcen. 2012 wurde daher der Verein Berliner Kinderpatenschaften gegründet, um gemeinsam für eine Stärkung der Patenschaftsszene in Berlin zu kämpfen.
In vier Schritten zum Netzwerk
Die Entwicklung eines Netzwerks lässt sich typischerweise in vier Phasen unterteilen, so Florian Amoruso-Stenzel, Vorstandsmitglied des Netzwerks Berliner Kinderpatenschaften. In Phase 1, der „Warming-Phase“, geht es darum, sich gegenseitig kennenzulernen. Es gibt die Möglichkeit zum gemeinsamen Austausch. Die Beteiligten sind in der Regel mit hoher Begeisterung dabei. Die Phase 2 wird als „Storming-Phase“ bezeichnet. Hier ist das Netzwerk hauptsächlich damit beschäftigt, neue Mitglieder zu integrieren. In Phase 3, der „Norming-Phase“ erkennen die Mitglieder die Notwendigkeit zur Strukturierung. Es werden Regeln festgelegt, z.B. wie untereinander kommuniziert wird, und gemeinsame Ziele vereinbart. Phase 4 ist die „Performing-Phase“. Jetzt startet die eigentliche Arbeit des Netzwerks.
Dieser Prozess ist nicht abgeschlossen, sondern ein Kreislauf. In regelmäßigen Abständen werden diese Phasen wieder durchlaufen.
Ausdifferenzierung und Zielsetzung
Auch das Netzwerk Berliner Kinderpatenschaften hat sich nach diesem Schema entwickelt und die skizzierten Phasen kennengelernt. Aus dem ursprünglichen Stammtisch haben sich Arbeitsgemeinschaften gegründet, in denen zu konkreten Themen, z.B. Kinderschutz, gearbeitet wird. Durch die Teilnahme am startsocial-Stipendienprogramm sind zwei Entwicklungsziele entstanden. Zum einen sollte das Netzwerk eine gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Daraus ist beispielsweise ein Imagefilm für das Netzwerk entstanden. Das zweite Entwicklungsziel war die Gründung des Vereins im Jahr 2012. Florian Amoruso-Stenzel hebt die Vorteile dieser Organisationsform hervor, etwa eine klare Struktur oder eine Grundfinanzierung durch Mitgliedsbeiträge. Außerdem ermöglicht die Vereinsform das Durchführen von Projekten und das Einwerben von finanziellen Mitteln. Es gibt aber auch Nachteile, etwas den hohen Arbeitsaufwand.
Thema Nachhaltigkeit
Die letzten sieben Jahre wurde das Netzwerk rein ehrenamtlich getragen, unterstützt durch gelegentliche Projektfinanzierungen. „Es gab einen Punkt, wo wir festgestellt haben, dass es so nicht mehr funktioniert,“ erinnert sich Amoruso-Stenzel. In einer Zukunftswerkstatt wurde daher ein Fahrplan bis ins Jahr 2021 entwickelt, der unter anderem vorsieht, einen Förderer mit systemischem Ansatz zur Unterstützung des Netzwerks zu finden. Das Ziel bis 2021: Etablierung einer Breitenförderung für Patenschafts- und Mentoring-Programme in Berlin und mehr unterstützende Beziehungsangebote für Kinder und Jugendliche, die in Berlin in Risikolebenslagen aufwachsen.
Allgemein gestaltet es sich schwierig, eine Finanzierung für ein Netzwerk zu finden. Die Berliner haben daher über die Jahre viele Projekte gemacht, um auf diese Weise Mittel für die eigene Infrastruktur zu erlösen. Zu nennen ist hier etwa der European Mentoring Summit, der 2018 durch das Netzwerk Berliner Kinderpatenschaften erstmals in Berlin organisiert wurde. Im Nachhinein betrachtet ist die Finanzierung über Projektmittel jedoch keine tragfähige Lösung, da der Aufwand zu groß ist, so Florian Amoruso-Stenzel. Nichtsdestotrotz konnte das Berliner Netzwerk bei der Umsetzung der Projekte viele wertvolle Erfahrungen sammeln.
Foto: Jörg Farys