Gemeinwohlökonomie: Climate Change in Unternehmen

Kerstin Meyer und Madlen Sanchino Martínez, Gemeinwohlökonomie Berlin, beim openTransfer Green Camp am 2. August 2019 in Berlin

Die Gemeinwohlmatrix ermöglicht es Unternehmen, anhand der Kriterien „Menschenwürde“, „Solidarität und Gerechtigkeit“, „Ökologische Nachhaltigkeit“ und „Transparenz und Mitentscheidung“ ihre Aktivitäten in Bezug auf unterschiedliche Stakeholdergruppen zu überprüfen. Im Rahmen eines Audits ermittelt eine Gruppe bezahlter Auditor:innen Werte für die jeweiligen Bereich. Bereits 500 Organisationen nutzen das Instrument.

Das Bild zeigt die vollständige Matrix, wie sie im Absatz davor beschrieben ist.
https://www.ecogood.org/de/gemeinwohl-bilanz/gemeinwohl-matrix/
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Die Matrix

  • bietet Organisationen die Möglichkeit zur Selbstreflexion,
  • orientiert sich an Verfassungswerten, die im Grundsatz von allen geteilt werde (müssen),  
  • wird innerhalb des Vereins, aber unter Einbeziehung von Unternehmen in einem gemeinsamen Diskurs weiterentwickelt,
  • wird von einem weiten Spektrum an Organisationen genutzt. Es reicht von Non-Profit-Organisationen über ökologisch orientierte wie „klassische“ Unternehmen bis hin zu öffentlichen Einrichtungen wie z.B. kommunalen Unternehmen, die eine besondere Vorbildfunktion übernehmen können – sofern sie den politischen Auftrag dafür bekommen. 

Ein wichtiger Faktor ist, dass die Unternehmen nicht einzelne positive Aspekte herausstellen dürfen, sondern die komplette Bewertung veröffentlichen müssen.

CC BY-NC-SA 2.0 – Jörg Farys | opentransfer.de

Eine Herausforderung, insbesondere für kleinere Unternehmen, stellt der hohe Aufwand des Audits dar. Dem begegnet man jedoch mit einem Angebot von Peer-Beratung.   

Andere Narrative sind nötig, aber Unternehmen schwer zu vermitteln

Der Matrix liegt die Idee zugrunde, dass Wachstum für ein funktionierendes Wirtschaftssystem nicht zwingend notwendig ist und Unternehmen auch in einem „Fließgleichgewicht“ bestehen können. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass ein Großteil der Unternehmen auf Wachstum fokussiert ist. Eine konsequente Orientierung an der Matrix scheint daher lediglich für Unternehmen möglich, deren Inhaber:innen bereit sind, sich vom verbreiteten Wachstumsdogma zu trennen und auch unter Wettbewerbsdruck „cool bleiben“.

Darüber hinaus stellt sich die Frage, inwieweit mit der Matrix tatsächlich die Wachstumsorientierung von Unternehmen überwunden werden kann oder ob Unternehmen sie nicht lediglich als Wettbewerbsvorteil nutzen. Gleichwohl besteht eine Chance darin, dass durch die Matrix ein Reflexionsprozess beginnt, der zu einer weitergehenden Transformation führt. Darüber hinaus lässt sich beobachten, dass um die Matrix herum viele weitere Aktivitäten entstehen. Der Verein will sich jedoch auf die Audits konzentrieren. Ziel ist, dass sich die der Matrix zugrunde liegenden Prinzipien durchsetzen. 

https://www.ecogood.org
Tobias Quednau

Tobias Quednau ist von Haus aus Politikwissenschaftler. Ihn interessiert vor allem, wie Gesellschaften demokratischer gestaltet werden können. Dabei spielt für ihn die Zivilgesellschaft als Ort der öffentlichen Debatte, an dem sowohl Argumente ausgetauscht als auch innovative Ideen zur Bewältigung gesellschaftspolitischer Herausforderungen entwickelt werden, eine essentielle Rolle. Nachdem er sich über sieben Jahre beim Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement und am Forschungszentrum für Bürgerschaftliches Engagement an der Humboldt-Universität zu Berlin hauptberuflich mit der Frage beschäftigt hat, wie die Bürgergesellschaft systematisch gestärkt werden kann, betreut er inzwischen bei RuhrFutur das Bildungsprojekt „Eltern und Schulen – Gemeinsam stark“. Ehrenamtlich ist er als Redakteur des Forschungsjournals Soziale Bewegungen – Analysen zu Demokratie und Zivilgesellschaft aktiv und hat sich als Vorstand zehn Jahre um die Geschicke des Vereins Das Rote Berlin gekümmert, der in Berlin mit dem Niedersachsenstadion für Exil-Hannoveraner und andere 96-Fans einen Ort zum Fußballschauen mit Gleichgesinnten geschaffen hat. Die Initiative openTransfer der Stiftung Bürgermut begleitet und unterstützt seit dem ersten Barcamp 2012 in Berlin.

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