Gutes einfach verbreiten - page 201

Modelle müssen zu sozialen Bewegungen werden. Und ihre
Akteure brauchen verlässliche und dauerhaft tragfähige Strukturen.
Kurz: Es mangelt nicht an innovativen Lösungen für gesellschaftli-
che Herausforderungen. Was fehlt, ist ihre dauerhafte praktische
Anwendung und Weiterentwicklung.
Es wird also in Zukunft für soziale Investoren und institutionelle
Förderer stärker darum gehen, nicht Projekte zu finanzieren, son-
dern deren Übertragung.
Neu ist diese Erkenntnis nicht. Die „Projektitis“ wird allenthalben
beklagt. Doch die Umkehr gestaltet sich offenbar schwierig und
vollzieht sich entsprechend langsam. Noch immer pflegen Förderer
und Geförderte zumeist ihren in Jahrzehnten eingeübten Dialog: Die
eine Seite verlangt nach modellhaftem, innovativem Handeln. Die
andere Seite liefert … und stürzt sich in immer neue Projekte – teils
mit Leidenschaft, teils aber auch aus purer Angst ums Überleben.
Rettet den Overhead
Ach, der Overhead. Irgendwann wurde er zum Unwort erklärt und
gilt seither als dringend zu vermeiden. Viele Förderer möchten ihn
überhaupt nicht finanzieren. Der Overhead – das sind Verwaltungs-
kosten in Organisationen, die nicht unmittelbar bei den Zielgruppen
eines Projekts ankommen. Ihn auszublenden, ist ein fataler Fehler.
Förderer verlangen von den Mittelempfängern völlig zu Recht ein
professionelles Management: eine gute Öffentlichkeitsarbeit, aus-
gefeilte Businesspläne, eine belastbare Wirkungsmessung und
regelmäßige Berichte. Zugleich aber möchten sie, dass ihr Geld zu
100 Prozent in die unmittelbare Projektarbeit fließt. Das passt nicht
zusammen. Overhead muss sein. Er ist gut. Er ist die Grundlage für
eine maßvolle Organisationsentwicklung.
Die Scheu vieler Förderer vor dem Overhead ist eine Hauptursache
für die Projektitis. Denn die Empfänger von Fördermitteln haben
Stiftung Bürgermut/www.opentransfer.de
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