Transfer der Schülerpaten und Refugee Academy

Karim El-Helaifi von den Schülerpaten Deutschland und TeeKay Kreissig von der Refugee Academy beim openTransfer CAMP #Patenschaften am 4. November 2017 in Leipzig

Die Schülerpaten Deutschland und die Refugee Academy sind beides Programme, die Bildung auf den Kopf stellen. Auf ganz unkonventionelle Weise unterstützen sie Kinder und junge Erwachsene mit Migrationshintergrund. Nun möchten sie auch in Leipzig Fuß fassen.

Die Schülerpaten Deutschland bieten 1:1-Patenschaften mit dem Schwerpunkt Bildung an. Meistens sind es Studierende, die Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund über ein Jahr begleiten und ihnen Nachhilfe geben. Das Besondere: Sie besuchen die Kinder zu Hause und lernen dadurch auch deren Familien kennen. So ergeben sich Begegnungen, die es sonst nicht geben würde. Der Verein startete in Berlin und hat dort seit 2009 über 600 Patenschaften vermittelt.
Ende 2012 hat die Organisation genauer analysiert, was den Kern ihrer Tätigkeit ausmacht und welches die Gelingensbedingungen sind. Das alles mit dem Ziel, das Programm auch in anderen Städten anzubieten. Mittlerweile gibt es in Hamburg, Bremen, Dortmund, Frankfurt und Köln einen Schülerpaten-Standort. Die Schülerpaten setzen dabei auf wenig Vorgaben und viele Freiheiten bei der Umsetzung vor Ort. Sie nehmen sich daher viel Zeit für die Auswahl der Projektnehmer und den Aufbau der lokalen Teams. Sie suchen Leute, die sich vor Ort gut auskennen und das Angebot der Schülerpaten in ihrer Stadt umsetzen können. Die lokalen Standorte sind eigene eingetragene Organisationen, die mit der Dachorganisation vertraglich verbunden sind. Letztere sieht sich allerdings eher als Dienstleister und nicht als übergeordnetes Organ. So gibt sie zum Beispiel das eigens entwickelte Matching-Tool weiter und koordiniert den Wissensaustausch im Netzwerk.

Ein bärtiger Mann spricht zu mehreren Zuhörern.

Die Refugee Academy
Die Refugee Academy hat in Berlin ein Bildungsprogramm entwickelt, das vor allem junge Geflüchtete als Zielgruppe hat. Sie haben „Bildung auf den Kopf gestellt“, wie TeeKay Kreissig, der Gründer des Programms, sagte. Bei anderen Bildungsprogrammen ist es oft so, dass man erst Deutsch lernen muss, danach folgen die eigentlichen Bildungsinhalte. Bei der Refugee Academy ist das anders. Dort bekommen Geflüchtete schon sehr früh Verantwortung übertragen, egal ob sie bereits Deutsch sprechen oder nicht. Angefangen hatte alles mit der Unterstützung von Unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen (UmFs). Denn im Netzwerk der Refugee Academy waren auch viele hochqualifizierte Geflüchtete, wie Zahnärzte, die in Deutschland jedoch nicht arbeiten durften. Diese haben sie als Begleiterinnen und Begleiter der UMFs eingesetzt. Ein großes Problem war und ist, dass viele der UmFs über Monate nicht in die Schule gehen dürfen. In Klassen und Kursen, die meist die Akademikerinnen und Akademikern halten, gibt die Refugee Academy den jungen Geflüchteten daher die Möglichkeit, trotzdem zu lernen und sich zu beschäftigten. Die Organisatorinnen und Organisatoren sind überzeugt, dass jeder ein Talent hat und auch jeder unterrichten kann. Hinzu kommen gemeinsame Aktivitäten, wie Stadtführungen oder Besuche von Fußballspielen.

Transfer nach Leipzig?
Sowohl bei den Schülerpaten als auch der Refugee Academy ist klar: Das Rad muss nicht neu erfunden werden. Beide Organisationen suchen sich Partner und teilen Ressourcen, Wissen und Kenntnisse. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Campus Berlin Mitte, den die Refugee Academy gemeinsam mit der ESBZ (Evangelische Schule Berlin Zentrum), dem Kreativhaus, Märkischen Museum und Migration Hub aufgebaut hat.
Zum Schluss gab es noch gute Tipps der Teilnehmenden, wie ein Transfer nach Leipzig gelingen kann. So entsteht zum Beispiel gerade eine Art „Wegweiser“ für Leipzig, der Ehrenamtlichen im Flüchtlingsbereich zeigt, welche Organisation in welchen Bereichen tätig ist. Hier könnten die beiden Organisationen wertvolle Partner finden. Auch die Handwerkskammern und IHK sollten einbezogen werden, da diese auch Projekte mit UMFs umsetzen.

https://refugeeacademy.de/

http://www.schuelerpaten-deutschland.de/

Foto: Thilo Schmülgen / opentransfer.de

Julia Meuter

Julia Meuter arbeitet als Leiterin Transferberatung bei der Stiftung Bürgermut. Zuvor war sie bei der EVPA tätig und leitete beim Bundesverband Deutscher Stiftungen das „Social Franchise Projekt“ sowie „Effektn –Methoden erfolgreichen Projekttransfers“. Sie hat ein umfangreiches Wissen zu Fragen der systematischen Skalierung von Gemeinwohllösungen und ist Autorin zahlreicher Publikationen und Praxis-Ratgeber zum dem Thema.

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