Deutsches Rotes Kreuz und Kiron Open Higher Education: Digitales Ehrenamt

Das Icon, das für Session-Dokumentationen steht.Melanie Spreeberg von Kiron Open Higher Education und Hannes Jähnert vom Deutschen Roten Kreuz beim openTransfer CAMP #Digitalisierung 22. Juni 2017 in Berlin

Die Erwartungen an die Digitalisierung in Bezug auf das Ehrenamt sind groß. Ein Allheilmittel ist es wohl nicht. Welche Potenziale bietet es tatsächlich? Was braucht es, um diese zu heben?

Digitales Ehrenamt, ein Begriff, der bereits in der Vorstellungsrunde des openTransfer CAMP #Digitalisierung mehr als einmal fiel. Naheliegend, dass sich auch eine Session mit diesem Thema beschäftigt. Hannes Jähnert, Referent für Soziale Innovation und Digitalisierung beim Deutschen Roten Kreuz Generalsekretariat, und Melanie Spreeberg von Kiron Open Higher Education taten sich zusammen, um gemeinsam mit den Teilnehmenden den Begriff zu sezieren. Was versteht man eigentlich unter digitalem Ehrenamt? Welche Potenziale bietet es? Und was braucht es, um diese zu erschließen?

Ein junger Mann und eine junge Frau stehen an zwei Flipcharts und lachen.

Was ist alles möglich?
Schnell sammelte die Gruppe eine lange Liste an Potenzialen, die weit über Internet- und Social-Media-Nutzung hinausgingen. Flexibilisierung von Engagement, Kosteneinsparung, schneller und unkomplizierter Austausch durch digitale Kommunikationswege, Erreichen neuer Zielgruppen, Delokalisierung des Lokalen, effizientere Gestaltung interner Prozesse, Transparenz, höhere Reichweite, Abbau traditioneller Hürden und die Schaffung von neuen Zugängen zum Ehrenamt sind nur einige der genannten Punkte. Die Liste ließe sich noch fortsetzen, denn mit dem digitalen Ehrenamt werden viele Erwartungen und Hoffnungen verknüpft.

Herausforderungen
Neue Kommunikationstechnologien eröffnen einerseits neue Chancen, bergen andererseits aber auch technische Herausforderungen für die Ehrenamtlichen, Vereine und andere Organisationen. Digitale Vernetzung kann die interne und externe Kommunikation verbessern, ist aber gleichzeitig mit einem Mehraufwand verbunden. Die Facebook-Seite und App müssen gepflegt werden – von Engagierten mit freien Kapazitäten und entsprechendem Know-how. Eine Kostenersparnis kann daher nur in den seltensten Fällen beobachtet werden. Stattdessen findet eher eine Verschiebung der Kosten statt, wie Hannes Jähnert erklärt.
Was braucht es also, um die Chancen des digitalen Ehrenamts zu nutzen? Zwei Punkte wurden in der Diskussion besonders hervorgehoben: die richtigen Tools und eine begleitende Organisationsentwicklung.

Tools
Digitale Tools können zur Flexibilisierung von Engagement beitragen und helfen, interne Prozesse effizienter zu gestalten. Wichtig ist es jedoch, dass man die Tools, mit denen man arbeiten möchte, auch beherrscht. Hannes Jähnert rät dazu, sich einen kommunikativen Verbands-Kasten zuzulegen, in dem man einmal festlegt, welche Tools genutzt werden sollen. Nicht sinnvoll ist es hingegen, ständig etwas Neues auszuprobieren. Aus der Gruppe kam die Ergänzung, dass auch ein Onboarding-Prozess wertvoll sein kann, der die Ehrenamtlichen „an die Hand nimmt“ und sie bei der Nutzung der Tools unterstützt.

Organisationsentwicklung
Neben der Auswahl der richtigen Tools ist es entscheidend, Haupt- und Ehrenamtliche gleichermaßen miteinzubeziehen und das Thema Digitalisierung mit der Organisationsentwicklung als Ganzes zu verbinden. Der häufig zitierte Satz „Culture eats strategy for breakfast“ bringt es dabei auf den Punkt. Die Kultur beschreibt, wie die Dinge in einer Organisation im täglichen Geschäft laufen. Sie ist ein entscheidender Faktor, wenn es um Veränderungen in der Organisation geht. Das gilt natürlich auch und gerade, wenn es um die Einführung neuer digitaler Tools geht. Entscheidend für Erfolg oder Misserfolg ist es, ob man es schafft, die Haupt- und Ehrenamtlichen miteinzubeziehen und mitzunehmen.
Hilfreich kann hier eine Art Prototyping sein. Anstatt von oben herab ein digitales Tool in der Organisation einzuführen, probiert man es gemeinsam eine gewisse Zeit aus und schaut hinterher, ob es sich bewährt hat. Teilnehmende an der Session konnten außerdem berichten, dass es wichtig ist, schnell Erfolgserlebnisse vorweisen zu können. Wenn Ehrenamtliche sehen, dass sie durch ein bestimmtes Tool beispielsweise schneller an wichtige Informationen kommen, ist die Chance bedeutend größer, dass sie das Tool auch in Zukunft aktiv nutzen werden.

https://kiron.ngo/

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Foto: Milos Djuric

Sebastian Gillwald

Sebastian Gillwald ist Geschäftsführer bei der Stiftung Bürgermut. Er leitet dort die Projekte openTransfer und openTransfer #Patenschaften. Er hat Politik & Verwaltung und Anglistik/Amerikanistik an der Universität Potsdam sowie Europawissenschaften an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder studiert. Anschließend arbeitete er für eine Kommunikationsagentur und ein gemeinnütziges Online-Portal für Flüchtlingshilfe und soziales Engagement in Potsdam.

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