Mehr bewirken: Wirkungsanalyse und Projekttransfer

Immer mehr Organisationen nutzen die Chance und verbreiten sich im ganzen Land. Projekttransfer ist der eleganteste Weg, seine gesellschaftliche Wirkung zu steigern und dabei jede Menge Zeit und Geld zu sparen.

 

Wie sich eine wirkungsvolle Idee in kurzer Zeit verbreitet und so immer mehr Menschen erreicht, zeigt das Nürnberger Bündnis gegen Depression. Depression ist eine Volkskrankheit. Allein in Deutschland geht man von 4 Millionen, europaweit von 18,4 Millionen betroffenen Menschen aus. 2001 startete zunächst in Nürnberg im Rahmen eines Modellprojekts eine Aufklärungskampagne zur besseren Versorgung depressiv erkrankter Menschen. Nach zwei Jahren wurde die Arbeit des Nürnberger Bündnis’ extern evaluiert. Die Ergebnisse waren verblüffend: Die Anzahl der Suizide und Suizidversuche sank bedeutend, Hausärzte waren besser im Erkennen des Krankheitsbildes geschult, die Öffentlichkeit stärker informiert und Betroffene umfangreicher betreut. In der Folge interessierten sich zahlreiche andere Kommunen für das Nürnberger Modell.

Mittlerweile haben mehr als 70 Kommunen und Regionen unter dem Dach des Deutschen Bündnis gegen Depression e.V. eigene Bündnisse errichtet. Auch europaweit hat sich ein Netzwerk etabliert, das auf den Erfahrungen und Materialien aus Nürnberg aufbaut.

Es gibt viele Beispiele für erfolgreiche Ideen oder Projekte, die lokal gestartet sind und anschließend in vielen Städten und Regionen ihre Wirkung entfalten. Wie aber erreicht ein erprobtes, für wirksam befundenes Projekt viele Menschen und wird verstetigt?

 

Projekttransfer als Methode

Ein Projekt ist zumeist lokal verankert und wirkt auch nur in diesem Radius. Um es zu verstetigen und seine Wirkung zu erhöhen, bedarf es eines „Projekttransfers“. Dieser kann ganz unterschiedlich ablaufen. Die Bandbreite reicht von der detailgetreuen, vertraglich genau geregelten Übernahme eines vorhandenen Gesamtkonzepts bis hin zur völlig offenen Verwendung nur einzelner Projektelemente, -methoden oder -materialien. Gemeinsam ist allen Transfers, dass ein einmal für wirksam befundenes Konzept durch die Skalierung seine Wirkung nochmals erhöht.

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Umdenken erwünscht

Anstatt immer wieder Geld, Zeit und Energie in die Entwicklung immer neuer Projekte fließen zu lassen, ist es sinnvoll, sich auf erfolgreiche Projekte mit hoher gesellschaftlicher Wirksamkeit zu konzentrieren. Und diese zu skalieren und auf andere Orte oder Kontexte zu übertragen, anstatt zu hoffen, dass immer neue Projektideen die erhoffte Wirkung entfalten. Das erfordert jedoch nicht nur ein Umdenken der Organisationen, die Projekte planen, sondern auch der Geldgeber, die diese finanzieren. Statt dem Erdenken immer neuer Projekte kann innovativ auch bedeuten, dass neue Wege zur Verbreitung und damit zur Steigerung der Wirkung gefunden werden.

 

Positive Effekte für den gemeinnützigen Sektor

Durch Projekttransfer wird vorhandenes Wissen nicht nur äußerst effizient und effektiv weitergegeben. Es ergeben sich auch eine Reihe positiver Effekte für den gemeinnützigen Sektor insgesamt:

Gerade kleinen Organisationen gelingt es durch den Wissenstransfer, auch mit geringen eigenen finanziellen und personellen Ressourcen anspruchsvolle und wirksame Projekte umzusetzen. Dadurch können mehr Menschen von einer Idee profitieren – das Projekt entfaltet also eine größere Wirkung. Gleichzeitig gewinnen aber auch die Projekte selbst beim Transfer, sofern sie sich durch den Erfahrungsaustausch und lokale Anpassungen qualitativ weiterentwickeln.

Bei einem erprobten Projekt entfällt die sensible Startphase, in der das Risiko des Scheiterns am größten ist. Das ist attraktiv für soziale Investoren und senkt ihre Risiken. Viele Geldgeber haben diesen Vorteil jedoch noch nicht erkannt und verharren in der bekannten Position des „Modellprojektförderers“. Ein überzeugendes Argument für soziale Investoren ist auch die höhere Wirkung eines skalierten Projekts im Gegensatz zu einem einmalig lokal verankertem. Die sogenannte Hebelwirkung eines Investments kann ganz erheblich sein.

 

Wirkungsanalyse und Projekttransfer in der Zukunft

Immer mehr Organisationen erkennen, wie wichtig es ist, die Wirkung ihrer Arbeit zu überprüfen und bei der Planung neuer Projekte von Anfang an mitzudenken. Projekttransfer ist der Schlüssel zu einer deutlichen Steigerung der gesellschaftlichen Wirkung.

 

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Juliane Metzner

Juliane Metzner ist Wissenschaftliche Referentin im Kompetenzzentrum Stiftungsforschung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. 2000 dollar loan online. Sie verantwortet den jährlich erscheinenden StiftungsReport und begleitet die Themen Soziale Innovationen und Projekttransfer im Rahmen des Kooperationsprojektes „Effektn – Wirkung und Wachstum für die Zivilgesellschaft“. Sie hat Skandinavistik, Betriebswirtschaftslehre und Politikwissenschaft in Berlin studiert.

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