kulturgrenzenlos e.V.: Kanäle zur Erreichung neuer Teilnehmender

Saad Kanbar, Carla Stempel und Jérôme Willing beim openTransfer CAMP #Patenschaften am 24.08.2019 in Bremen

In der Session ging es um die Frage, wie mehr Locals für Tandems erreicht werden können. Die Diskutant:innen kamen aus unterschiedlichen Feldern, unter ihnen waren Yoldaş, Start with a Friend e.V. und Trauerland – Zentrum für trauerende Kinder und Jugendliche. Sie teilten Strategien, die je nach Kontext sehr unterschiedlich anwendbar sind.

Andi Weiland | openTransfer.de (CC by nc)

Wie gelingt es, Locals für Tandems zu gewinnen? Insbesondere bei Studierenden und bei auf längere Zeit angelegten Tandems steht kulturgrenzenlos e.V. vor einer immer wiederkehrenden Herausforderung. Der Verein hat es sich zum Ziel gesetzt, in Kiel zwischen Studierenden, Auszubildenden und Newcomern mit Fluchterfahrung Freundschaften auf Augenhöhe zu vermitteln. Das Matching erfolgt mit Blick auf gemeinsame Hobbies, Geschlecht und eine Reihe weiterer Punkte, die zunächst online erfragt und dann persönlich besprochen werden. Nach dem Matching gibt es eine Fülle an Events und Workshops, die allen Tandems offen stehen. Eine 1-zu-1-Begleitung der Tandems gibt es (noch) nicht.

Zielgruppengerechte Ansprache – wie Studierende erreichen?

Die Sessionteilnehmer:innen arbeiten auf unterschiedliche Weise mit Studierenden zusammen, ebenso verschieden gestaltet sich die Ansprache. Trauerland arbeitet in einem sehr sensiblen Feld und hat hohe Ansprüche an Ehrenamtliche. Entsprechend kommen engagierte Studierende oft aus den Bereichen Psychologie und Soziale Arbeit. Der Verein nutzt hierfür die enge Zusammenarbeit mit Praxisbüros. Yoldaş setzt direkt bei den Orientierungseinheiten und den Fachschaften an, insbesondere beim Fach der Turkologie, da sie deutsch-türkische Tandems vermitteln. Start with a Friend e.V. kombiniert verschiedene Methoden. Sie arbeiten mit lokalen Influencer:innen zusammen und greifen auf klassisches Marketing zurück. Einmal im Monat veranstalten sie zudem offene Infoabende. Auch gegenseitige Werbung mit Kooperationspartner:innen oder nebenan.de sind erfolgreiche Kanäle, mit der sie die eigene Reichweite vergrößern.

Nicht zuletzt sind die Räume entscheidend, die Studierende nutzen. Dazu gehört das obligatorische „schwarze Brett“, Bibliotheken, Mensen, Cafés und (natürlich in Absprache) Sticker und Plakate auf den Toiletten hoch frequentierter Bars und Clubs. Etwas weiter gedacht gehören hierzu Praxen von Ärzt:innen, Kindergärten, Schulen, Sport und andere Orte, an denen sich junge Menschen aufhalten. Persönliche Geschichten seien oftmals am besten greifbar: Storytelling, prägnante Texte mit Fotos oder animierte Filme in Sozialen Medien, Newsletter und die direkte Ansprache per E-Mail erreichen eine hohe Streuung.

Andi Weiland | openTransfer.de (CC by nc)

Begleitung – wie ist der Bedarf der Tandems und was kann mein Projekt leisten?

Alle Teilnehmer:innen sahen einen hohen Mehrwert in Community-Events für den Austausch zwischen Tandems und in spezifischen Angeboten z.B. für Frauen oder mit Sportbezug. Wichtig sei zudem die Möglichkeit, Feedback dazu zu geben, wie es im Tandem läuft. Dies könne über eine feste offene Sprechstunde erfolgen, telefonisch oder in Form thematischer Workshops. Das Matching alleine reiche für eine langfristige Bindung nicht aus.

Erwartungen klären und Konfliktmomenten zuvorkommen

Verpflichtung und Verantwortung schreckten oft ab, so die Diskussionsteilnehmer:innen. Doch gerade in Punkto Differenzen könne Vielem vorgebeugt werden. Regelmäßige Schulungen könnten helfen. Die Reflektion der eigenen Rolle – ob als Mentor:in oder Mentee – sei ebenso unabdingbar. Auch interkulturelle Herausforderungen könnten durch Vorabgespräche minimiert werden. Ein allgemeiner Verhandeltskodex, wie Start with a Friend e.V. ihn hat, kann einen Referenzrahmen bieten, auf den sich Tandems immer wieder zurückbesinnen können. Das größte Problem: Oft würden Probleme erst spät erkannt oder gar nicht erst angesprochen. Hier haben sich regelmäßige Telefonate als besonders hilfreich erwiesen (Yoldaş e.V.).

www.kulturgrenzenlos.de

Katharina Stökl

Katharina Stökl hat einen Bachelor in Sozialwissenschaften und Master in Migration Studies. Seit Oktober 2016 koordiniert die gebürtige Hamburgerin das Willkommensbüro InteraXion, das in Berlin Treptow-Köpenick Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrung beim Ankommen im Bezirk unterstützt. In ihrer Masterarbeit hat sie Mitglieder des Zahnräder Netzwerks interviewt, um ihre Perspektive zu muslimischen Leben in Deutschland zu erfahren.

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