Green Net Project: Wie viel Struktur braucht der ökosoziale Wandel

Andreas Sallam vom green net project auf dem openTransfer CAMP #Digitalisierung am 15.09.2018 in Dresden

Das green net project möchte die ökosoziale Bewegung stärken, indem sie digitale und analoge Dialoge ermöglicht. Gemeinsam mit den Teilnehmenden der Session diskutierte Andreas Sallam die Frage, wie viel Struktur der ökosoziale Wandel überhaupt braucht.

Es gibt jede Menge Organisationen, die sich für den ökosozialen Wandel einsetzen. Oftmals wissen diese aber nichts voneinander. Im Gegenteil: Viele sehen sich als Konkurrenz. Zudem gibt es zwar digitale Infrastrukturen, aber diese werden viel zu selten genutzt, denn oft fehlt es an einer Organisation dahinter, die diese Netzwerke steuert. Damit sich das ändert, wurde vor fünf Jahren das green net project ins Leben gerufen. Ziel des Vereins ist es, online und offline Möglichkeiten der Zusammenarbeit und des Dialoges zu schaffen. Im Rahmen des Makers for Humanity Lab fanden sich Akteure aus Deutschland, der Schweiz und Österreich zu der Gruppe „Strategie und Netzwerk“ zusammen. Diese trifft sich alle drei Monate, um zu diskutieren, wie die Zusammenarbeit im ökosozialen Wandel besser gelingen kann. Eine Erkenntnis war, dass sie über die reine Vernetzung hinausgehen soll und ein Verband gegründet werden soll. Dieser soll nicht in die Arbeit seiner Mitglieder eingreifen. Vielmehr soll er Dienstleister für die Mitglieder sein. Gemeinsam mit den Teilnehmenden wurde diskutiert, ob solche Strukturen notwendig sind bzw. welche Strukturen noch fehlen, damit die Zusammenarbeit gelingt.

Ein Mann sitzt auf einem Stuhl, eine Frau hört zu.

„Gelbe Seiten“ der Akteure
Einige der Teilnehmenden wünschten sich mehr Sichtbarkeit von schon existierenden Akteuren und mehr Informationen über die Dienstleistungen, die diese anbieten. Auf diese Weise können gemeinsame Ressourcen effizienter genutzt und Synergien geschaffen werden. An dieser Stelle könnte eine Art Verzeichnis ins Spiel kommen. Zwar sind Akteure der lokalen Ebene, wie etwa in den Transition Towns, in Ökodörfern oder der Solidarischen Landwirtschaft, schon gut vernetzt, doch was außerhalb ihrer Blase passiert, wissen sie oft nicht. Hier muss es Möglichkeiten geben, sich zu präsentieren. Ergänzend dazu kann eine Anleitung oder Unterstützung dabei helfen, Projekte durchzuführen. Diese Unterstützung für Menschen, die sich zum Beispiel in ihrer Nachbarschaft engagieren möchten, fehlt momentan noch.

Bottom-up vs. top-down
Des Weiteren wurde diskutiert, ob neue Initiativen von unten entstehen müssten oder ob Regularien notwendig seien. Es ist klar, dass sich die Gesellschaft momentan im Wandel befindet. Alte Strukturen zerstören sich, neue müssen sich finden. Einige der Teilnehmenden waren der Meinung, dass es hierfür einen Bottom-up-Ansatz brauche. Andere argumentierten, dass das Engagement von unten zwar wichtig sei, für nachhaltige Strukturen, aber auch politische Regularien notwendig seien. Denn damit Initiativen neue Angebote liefern können, brauche es Strukturen, wie etwa besseres Internet.

Braucht es einen Verband?
Zum Schluss stellte Andreas Sallam die Frage, was die Teilnehmenden ganz konkret von dem Plan, einen Verband zu gründen, halten. Klar war, dass dieser nicht die schon bestehenden Verbände, wie den NABU oder BUND ersetzen sollte. Vielmehr müsste er die schon existierenden Strukturen ergänzen und sie in der Kommunikation untereinander unterstützen. Allerdings scheinen laut Sallam informelle Bewegungen momentan festen Strukturen den Rang abzulaufen. Daher ist es wichtig, zu überlegen, wie der Verband agil bleiben kann. In diesem Zusammenhang äußerte ein Teilnehmender den Gedanken, ob Fragmentierung nicht auch eine Stärke sein könne. Immerhin arbeiteten alle Bewegungen an verschiedenen Themen und erreichten so insgesamt mehr. Ein Verband könnte diese individuellen Bemühungen eventuell untergraben. Grundsätzlich standen alle Mitglieder der Runde der Gründung eines Verbands aber positiv gegenüber. Letztlich, so die Meinung, seien die Menschen hinter einer Organisation entscheidend für den Erfolg.

https://greennetproject.net

Foto: Henning Schacht, www.berlinpressphoto.de, CC BY-NC-SA 2.0

Julia Meuter

Julia Meuter arbeitet als Leiterin Transferberatung bei der Stiftung Bürgermut. Zuvor war sie bei der EVPA tätig und leitete beim Bundesverband Deutscher Stiftungen das „Social Franchise Projekt“ sowie „Effektn –Methoden erfolgreichen Projekttransfers“. Sie hat ein umfangreiches Wissen zu Fragen der systematischen Skalierung von Gemeinwohllösungen und ist Autorin zahlreicher Publikationen und Praxis-Ratgeber zum dem Thema.

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