Kinderzentren Kunterbunt: Engpass in der Gründungsphase

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Die Kinderzentren Kunterbunt schaffen Kinderbetreuungsplätze bei Firmen, die den Bedürfnissen berufstätiger Eltern gerecht werden. Die Beiträge der Firmen tragen den größten Teil der Finanzierungslast.

 

 

Einnahmequellen: Unternehmen, öffentliche Zuschüsse, Social Investment, Freundeskreis
Rolle des Projektnehmers: ist von Beteiligung an der Finanzierung befreit
Nachhaltigkeit: die Finanzierung ist stabil und auf Dauer angelegt

 

Die Kinderzentren Kunterbunt sind Einrichtungen zur Kinderbetreuung und -förderung, die sich auf die betriebliche Kooperation spezialisiert haben. Indem Standorte der Kinderzentren Kunterbunt nahe bei Firmen angesiedelt sind, können Beruf und Familie bestmöglich vereinbart werden. Dies wird unterstützt durch sehr lange Öffnungszeiten, einen ganzjährigen Betrieb, pädagogische Förderung der Kinder, zum Beispiel im musikalischen und bewegungstechnischen Bereich, sowie die Unterstützung für Eltern.
Der Verein Kinderzentren Kunterbunte.V. wurde 1998 in Nürnberg gegründet. Mittlerweile gibt es Einrichtungen an 20 Standorten in ganz Deutschland – Tendenz steigend. Träger der Einrichtungen ist der Kinderzentren Kunterbunt e.V., welcher ein staatlich und kommunal anerkannter gemeinnütziger Trägerverein von Kinderbetreuungseinrichtungen ist. Jeder Standort arbeitet nach einem standardisierten und durch Qualitätsmanagement überwachten Betreuungskonzept.

Schwierige Aufbauphase

Aufgrund der Beiträge der Firmen, bei denen die Kinderzentren angesiedelt sind, und der Familien, deren Kinder die Einrichtungen besuchen, tragen sich diese auf lange Sicht gesehen selbst. Auch die Overheadkosten für die Unterstützung der Kinderzentren werden größtenteils aus den Umsätzen der Einrichtungen finanziert. Gleichzeitig bekommen sie öffentliche Zuschüsse von den Kommunen, Ländern und vom Bund. Für die Leitung der Kinderzentren vor Ort benötigt der Kinderzentren Kunterbunt e.V. also keine zusätzlichen Gelder. Finanzierungslücken entstehen allerdings während der Vorlaufzeit der Einrichtungen. Diese dauert bis zu zwei Jahren, in denen Gespräche mit Behörden ebenso wie mit den Firmen geführt werden müssen. Außerdem müssen Bauplanungen gemacht, Anträge gestellt, die Eröffnung geplant und Verträge mit Eltern abgeschlossen werden. Für den Aufbau eines Standortes werden an die 120.000 Euro benötigt.

Die gerade zu Beginn entstehenden Defizite können zum Teil durch Bankenkredite ausgeglichen werden. Dies wurde jedoch aufgrund der Finanzkrise zunehmend schwieriger. Um das Wachstum weiterhin finanzieren zu können, wird der Kinderzentren Kunterbunt e.V. durch zwei Venture Philanthropy-Einrichtungen unterstützt, die sich finanziell beteiligen und den Aufbau nachhaltiger Strukturen vorantreiben. Zudem hat der Kinderzentren Kunterbunt e.V. einen Freundeskreis gegründet, an dem sich Eltern und andere Unterstützer mit einem Jahresbeitrag ab 60 Euro beteiligen und so die Arbeit der Einrichtungen unterstützen können. Dadurch soll auf lange Sicht die Errichtung neuer Standorte finanziert werden.

Das Finanzierungsmodell der Kinderzentren Kunterbunt ist dadurch gekennzeichnet, dass es eine selbsttragende Finanzierung anstrebt. Das heißt, dass die Kosten der Organisation im Idealfall durch Eigenfinanzierung gedeckt werden können. Dies ist im Falle der Einrichtungen vor Ort größtenteils schon möglich. Durch die Gründung eines Freundeskreises kann die Arbeit der Geschäftsstelle unterstützt werden.

Vorteile
Die Abhängigkeit von Fördermitteln sinkt. Finanzielle Defizite gerade zu Beginn des Aufbaus neuer Standorte können zum Beispiel durch Kredite finanziert werden. Ansonsten können die entstehenden Kosten durch die Eigenfinanzierung gedeckt werden. Dies macht die Verbreitung eines Konzepts sehr sicher.

Herausforderungen
Wie das Beispiel der Kinderzentren Kunterbunt zeigt, ist die Unabhängigkeit von Drittmitteln in der Praxis oftmals schwierig zu erreichen und aufrecht zu erhalten. Die meisten Organisationen werden daher, zumindest für eine gewisse Zeit, von Spenden und Fördermitteln abhängig sein. Zwar ist die Unterstützung der Förderer zeitlich begrenzt, dafür werden aber Gelder für diejenigen Aspekte eines Projekts benötigt, die für viele Förderer nicht sehr attraktiv sind, wie beispielsweise die Vorbereitungsphase des Transfers, bei der eine soziale Wirkung nicht sofort sichtbar ist.

 

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Julia Meuter

Julia Meuter arbeitet als Leiterin Transferberatung bei der Stiftung Bürgermut. Zuvor war sie bei der EVPA tätig und leitete beim Bundesverband Deutscher Stiftungen das „Social Franchise Projekt“ sowie „Effektn –Methoden erfolgreichen Projekttransfers“. Sie hat ein umfangreiches Wissen zu Fragen der systematischen Skalierung von Gemeinwohllösungen und ist Autorin zahlreicher Publikationen und Praxis-Ratgeber zum dem Thema.

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