Dokumentation: Wie ihr eure innere Haltung stärkt und mental gesund bleibt

Was war das Ziel des Trainings? 

In Patenschafts- und Mentoringorganisationen besteht eine enge Verbindung zwischen der mentalen Gesundheit der Koordinator:innen und der Entwicklung der Organisation. Um die mentale Gesundheit der Koordinator:innen in Patenschafts- und Mentoringorganisationen zu stärken, gibt es verschiedene Maßnahmen, die von der Organisation ergriffen werden können. Dies kann beispielsweise die Stärkung der inneren Haltung als auch die Schaffung einer Organisationskultur sein, die die mentale Gesundheit durch den Aufbau von vertrauensvollen Arbeitsbeziehungen und einer offenen Kommunikationskultur fördert. Wichtig ist es außerdem Unterstützungsstrukturen und Ressourcen bereitzustellen, um Koodinator:innen bei der Bewältigung von Belastungen und Herausforderungen zu helfen. 

Die Verknüpfung von mentaler Gesundheit und Organisationsentwicklung ist somit von großer Bedeutung, um die Resilienz und Zukunftsfähigkeit von Patenschafts- und Mentoringorganisationen zu stärken.

Mentale Gesundheit in eurer Organisation

Im Digitalen Training von Medje standen arbeitsbezogene Faktoren der mentalen Gesundheit im Vordergrund. Dabei wurde deutlich, dass temporärer Stress nicht schädlich ist, sondern lediglich der chronische Stress. Das Ideal: abwechselnde Phasen der Anspannung und der Entspannung.

Nehmen die Entspannungsphasen ab, wird der Stress chronisch. Dies führt dazu, dass Menschen nach einiger Zeit ausgelaugt sind. Die Folgen sind auf der körperlichen Ebene individuell verschieden. Im Arbeitskontext führt es oft dazu, dass mehr Fehler gemacht werden und mehr Spannungen und Konflikte innerhalb des Teams entstehen.

Für die Organisation bedeutet dies, dass die Arbeitsleistung der Beschäftigen abnimmt, die Arbeitskultur und Stimmung leidet und der Krankenstand zunimmt. Mitarbeitende fallen aufgrund von Burn-Out oder Erschöpfungsdepressionen zunehmend aus.

Die Stressfaktoren zeigen sich also immer im Individuum und nur indirekt in der Organisation.

Stress kann einen Ursprung auf drei verschiedenen Ebenen haben:

  • individuelle Ebene – z.B. Perfektionismus
  • auf Teamebene – z.B. Konflikte mit einer:m Kolleg:in
  • auf Organisationsebene – z.B. wenn Verantwortlichkeiten nicht geklärt sind oder wenn es Unsicherheiten gibt, wie Prozesse ablaufen sollen, weil dies auf Organisationsebene nicht festgelegt ist.

Alle drei Ebenen sind miteinander verbunden. Deswegen ist es wichtig sich alle drei Ebenen gemeinsam anzuschauen.

Begriffsdefinition:

  • Resilienz = Widerstandsfähigkeit:
  • Stress = Reaktion auf belastende Reize

Reflexionsübung

Nimm dir kurz Zeit zu überlegen, wo du das letzte Mal arbeitsbezogenen Stress erlebt hast? Frag dich folgendes:

  1. Wie habe ich mich in der Situation gefühlt?
  2. „Wo“ ist dieser Stress wahrscheinlich entstanden? War es ein individueller Faktor, eine zwischenmenschliche Erfahrung oder eine strukturelle Problematik in meiner Organisation?

Oft ist die Annahme vorherrschend, dass zum professionellen und fachlichen Auftreten keine Emotionen gehören. Aber „Menschen sind keine Maschinen“. Es ist wichtig, dass Emotionen als gleichberechtigter Teil unserer Existenz und unserer Professionalität wahrgenommen werden. Professionalität bedeutet nämlich auch Professionalität auf emotionaler Ebene, wie z.B. empathisch sein zu können.

Oftmals werden Emotionen aber nicht als Teil von Professionalität wahrgenommen, weil sie nicht wirklich gemessen werden können. Persönlichkeitstest werden eher sehr selten eingesetzt.

Umgang mit Stress auf der Teamebene

Drei Dimensionen resilienter Teams:

  • Konstruktiver Umgang mit Spannungen
  • Zugewandte Kommunikation
  • Psychologische Sicherheit: Vertrauen und Sicherheit

Alle Themen sind wichtig, damit Menschen in einer Organisation entspannter arbeiten können.

Vertrauen und Sicherheit als zentrale Voraussetzungen für resiliente Teams

Die Basis für vertrauensvolle und gute Zusammenarbeit in einem Team ist ein Grundvertrauen zu seinen Kolleg:innen zu haben. Dies kann erst entstehen, wenn Menschen sich sicher fühlen und sie das Gefühl haben, sie selbst sein zu können. Wenn dies nicht gegeben ist, entstehen Spannungen.

Jeder Mensch hat ein Grundbedürfnis nach Sicherheit und Autonomie, auch im Job. Menschen möchten sich sicher und zugehörig fühlen, um mutig sein und wachsen zu können. Das Bedürfnis, inwieweit das Zugehörigkeitsgefühl dafür ausgeprägt sein muss, variiert dabei von Person zu Person.

Übungen, die dabei helfen im Team Beziehungen und Vertrauen zueinander aufzubauen:

  • Kennenlernen und Umgang unabhängig von Arbeitsthemen
  • Auseinandersetzung mit Bedürfnissen nach Sicherheit und Autonomie im Team – z.B. sich zwei Mal im Jahr zusammensetzen und darüber sprechen
  • Gruppenübung zu Motivation und Inspiration: Gemeinsam darüber sprechen, was jede Person jeden Morgen inspiriert aufzustehen und dies zu visualisieren.
  • „Kompetenzdusche“/ „warme Dusche“: Teammitglieder sagen sich gegenseitig die positiven Eigenschaften der anderen oder machen ein Kompliment. Dies stärkt das Teamgefühl.
  • Gruppenübung „meine Superkräfte“: Alle nehmen sich kurz Zeit um zu überlegen, welche 1-3 ganz individuellen Superkräfte sie haben. Danach stellen sich alle gegenseitig in 2-3er Gruppen die Superkräfte mit Superlativen vor. Diese Übung erleichtert die eigenen Stärken mit einem Zwinkern zu benennen und darüber zu sprechen.
  • Als Einstiegsfrage im Team-Meeting bewusst im Team darüber sprechen, was gut läuft. Auch im Team ist es wichtig, nicht immer darüber zu sprechen was schlecht läuft, sondern auch was gut läuft.

Empathiefähigkeit und gute Kommunikation

Empathiefähigkeit und gute Kommunikation sind essentiell für gesunde Teams. Empathie bedeutet die Gefühle von anderen wahrzunehmen und anzuerkennen ohne dass eigene Gefühle dazwischenkommen. Gute Kommunikation ist gewaltfrei, transparent und angepasst an den:die Empfänger:in.

Übungen, um die Teamkommunikation zu verbessern:

  • Wellbeing Check-In zu Beginn: Wie geht’s mir denn gerade? Wie bin ich heute hier? Gewaltfreie Kommunikation erlernen und anwenden: ganz bei sich zu bleiben, bei den eigenen Wahrnehmungen und Gefühlen
  • Regelmäßig Feedback geben: Feedback sollte immer freiwillig und in Ich-Botschaften sein. Feedback kritisiert das Verhalten, nicht die Person.
  • Übung Tiefes Zuhören“:
    • Person A erzählt Person B zwei Minuten lang etwas Bestimmtes, z.B. warum sie heute am Digitalen Training teilnimmt. Person B hört nur zu: keine Rückfragen, keine Reaktionen, kein Raum für eignes „Gedankenkino“
    • Nach 2 Minuten wechseln beide die Rollen und Person B erzählt 2 Minuten lang etwas, während Person A zuhört.
    • Wenn der erste Durchgang fertig ist, wechseln beide die Rollen und machen das Ganze erneut.
    • Nach dem 2. Durchgang haben beide einige Minuten Zeit, um dich über die Erfahrungen beim tiefen Zuhören auszutauschen. Wie hat es sich angefühlt, zuzuhören und/oder einer tief zuhörenden Person zu erzählen?
  • Übung, wenn man selbst die eigene Chefin ist oder zwei Rollen in einem Team hat: Verschiedene Stühle aufstellen, die die unterschiedlichen Rollen symbolisieren und vom Stuhl aus der jeweiligen Perspektive sprechen.

Umgang mit Konflikten und Spannungen

Konflikte und Spannungen sind ein wichtiger Bestandteil der Zusammenarbeit. Darin liegt viel Potenzial für Kreativität und Innovation. Weil Konflikte aber oft emotionsbeladen und viele Menschen harmoniebedürftig sind, werden Konflikte oft mitgeschleift ohne sie anzusprechen und zu klären. Dies ist nicht gut für die Zusammenarbeit und die Resilienz von Teams.

Übungen, um Spannungen und Konflikte im Team zu bearbeiten:

  • Energie-Wächter in größeren Meetings zum Aufdecken von Spannungen einsetzen – z.B. wenn sich eine Diskussion im Kreis dreht, um einen Konflikt zwischen Personen aufzudecken, der die Diskussion belastet, um aggressive oder gestresste Stimmung aufzudecken oder um darauf hinzuweisen, dass Personen während eines Meetings am Handy sind. Die Rolle ist des:der Energiewächter:in ist es, Emotionales aufzudecken, nicht aber das Problem zu lösen.
  • Spannungsbasiertes Arbeiten: Spannungen sind konstruktiv und lehrreich. Spannungen müssen aber konstruktiv gelöst werden. Dafür gibt es Tools und unterschiedliche Methoden:
    • z.B. „Clear-the-Air-Meeting“ für vertrackte Fälle und um das Ansprechen von verdeckten Konflikten zu üben.

Mehr Informationen und Methoden für resiliente Teams zum Nachlesen findet ihr in der Präsentation von Medje sowie in der Linkliste.

Referentin:

Medje Prahm ist Stress- und Burnout-Coach und bietet Kurse und Beratung zum Thema Stressbewältigung für Menschen aus dem sozialen Sektor an. Ihr Motto dabei: „Für das Gute brennen, ohne dabei auszubrennen.“

Du hast unsere Angebote zum Thema mentale Gesundheit im letzten Jahr verpasst?

Mit unserem ersten Digitalen Training knüpfen wir an das Thema mentale Gesundheit aus dem vorherigen Jahr an. Hier findest du die Dokumentationen der Webinar-Reihe “Mental Health”, des openTransfer CAMPs Mental Health und unseres Qualifizierungsprogramms Patenschaften auf Tour: Mentale Gesundheit für dich und deine Organisation!.


Dieses Angebot findet im Rahmen des Programms openTransfer Patenschaften statt. openTransfer Patenschaften fördert die Vernetzung, die Verbreitung und den Wissenstransfer von Patenschafts-, Tandem-, und Mentoring-Initiativen bundesweit. Alle Angebote des Programms sind kostenfrei.

Logo des Projektes openTransfer Patenschaften

openTransfer Patenschaften ist ein Programm der Stiftung Bürgermut mit Unterstützung durch das Bundesprogramm “Menschen stärken Menschen” des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

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Christine Langer

Christine Langer ist bei der Stiftung Bürgermut als Projektkoordinatorin bei openTransfer #Patenschaften tätig. Sie studierte Internationale Entwicklung und Koreanologie in Wien und Seoul (Südkorea) sowie Gender Studies in Berlin (MA Gender Studies). Während ihrem Studium begann sie beim Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) zu arbeiten wo sie nach ihrem Abschluss das Mentor:innen Programm für queere Geflüchtete leitete. Privat engagiert sie sich im Bereich (Queer-)Feminismus und Fußball.