Digitales Training: Wie halten sich Koordinator:innen mental fit?

Koordinator:innen von Patenschafts- und Mentoringorganisationen verrichten eine anspruchsvolle Arbeit unter oftmals unsicheren Arbeitsbedingungen. In diesem Workshop ging es darum, Stressfaktoren zu sichten, Ursachen zu diskutieren und nach Lösungen zu suchen, wie Stress vermieden, bzw. verarbeitet werden kann. Der Fokus lag darauf, was eine Organisation dazu beitragen kann, um Belastungen abzumildern.

Zunächst hat Florian Amoruso-Stenzel von kein Abseits! e.V. einen Einblick in die Mentoring-Grundlagen und die Rolle von Projektkoordinator:innen gegeben. In Patenschaftsprogrammen haben Projektkoordinator:innen eine Schlüsselrolle und tragen in entscheidendem Maße zur Qualität des Programms bei.

Ihre Aufgaben bestehen aus den Bausteinen: Werbung, Auswahl, Vorbereitung, Matching und Beginn, Begleitung und Beendigung der Patenschaft. Häufig erfolgt der Einstieg als Koordinator:in in Patenschaftsprogrammen als Quereinstieg, da es keine Bestandteile im Studium gibt und fehlende Weiterbildungsmöglichkeiten bestehen. Dementsprechend stehen Koordinator:innen zu Beginn der Tätigkeit häufig vor vielfältigen Herausforderungen.

Nach einer Vorstellung der Organisation kein Abseits! e.V. hat Florian einen theoretischen Einstieg in das Thema Salutogenese nach Aaron Antonovsky gegeben. Antonovskys legt seinen Fokus darauf, was Menschen gesund hält, anstatt lediglich Krankheiten zu erforschen. Stress ist dabei ein Früherkennungszeichen für mögliche spätere physische oder psychische Krankheiten. Dementsprechend ist es wichtig, Stress als Indikator wahrzunehmen.

Wichtige Faktoren für die mentale Gesundheit (“Kohärenz Salutogen”) sind Folgende:

  • Handhabbarkeit: Ich kann die Aufgaben “meines Lebens” lösen.
  • Sinnhaftigkeit: Anstrengung empfinde ich als sinnvoll, aufgrund meiner individuellen Ziele.
  • Verstehbarkeit: Meine Welt ist verständlich, stimmig und geordnet. Auch Probleme und Belastungen, die ich erlebe, kann ich in einem größeren Zusammenhang sehen.

Das soziale Umfeld, Beziehungen und Kontakt sind dabei die Grundlage für diese Kohärenz.

Organisationen können Maßnahmen unternehmen, um die mentale Gesundheit ihrer Mitarbeitenden zu schützen:

  • Stress als wichtigen Indikator ernst nehmen
  • Mitarbeitenden strukturierte Hilfestellung anbieten, die die kognitive Durchdringung des Arbeitsfeldes, der Organisation und der Arbeitsprozesse fördern
  • Atmosphäre der Machbarkeit durch die Bereitstellung von Lösungswegen und Ressourcen

Florian hat daraufhin berichtet, wie mit welchen Methoden bei kein Abseits! auf die mentale Gesundheit der Mitarbeitenden geachtet wird. Als besonders hilfreich erachtet er wöchentliche Check-Ins:

  1. AMPEL Check: bspw. dein Energie-Level gerade
  2. Coaching Light: Was hast du gemacht, was hast du als nächstes vor, wo kannst du Unterstützung gebrauchen?
  3. D wie delegieren: Was kannst du abgeben? Wen kannst du heranziehen? Wie wirst du die Übergabe gestalten?
  4. Team-Check: Wie ist die Stimmung? Nutzt ihr die Talente? Welche Challenges sind möglich?
  5. Tool-Time: Hast du ein persönliches Trello? Hast du alle Aufgaben erfasst und mit Datum hinterlegt? Hast du deinen Browser organisiert?

Weitere Methoden um Sorgen zu teilen & Ressourcen zu bündeln:

  • Teamtage: vierteljährlich
  • Klausur: jährlich
  • Arbeitsgruppen: alle zwei Monate
  • Fortbildungsveranstaltung: 1-2 mal jährlich
  • durch Netzwerktreffen Zugehörigkeit erleben
  • Es wagen auch über den Tellerrand zu schauen: Was passiert bspw. im Ausland? Dies kann durch einen Besuch von “European Mentoring Summit” oder Mentoring Europe in Erfahrung gebracht werden und fördert das Zugehörigkeitsgefühl.
  • Durch Wirkungsmessung Selbstwirksamkeit erleben: durch Evaluationsplanung und Durchführung wird die Wirksamkeit der eigenen Arbeit deutlich

Mehr Informationen findet ihr in der Präsentation von Florian.

Referent:

Florian Amoruso-Stenzel beschäftigt sich seit 2009 praktisch und theoretisch mit dem 1:1-Mentoring-Ansatz zur Förderung von Kindern und Jugendlichen. Als Diplompädagoge und Pädagogischer Leiter coacht und begleitet er ein mehrköpfiges Mentoringteam beim Berliner Verein kein Abseits! e.V. Als Mitgründer des Netzwerk Berliner Kinderpatenschaften e.V. und langjähriges Vorstandsmitglied tritt er für mehr Sichtbarkeit der wichtigen Arbeit von Koordinator:innen in Mentoring und Patenschaftsprogrammen ein.

Eckdaten zum digitalen Training:

Zeit: 21. November 2022, 13.00 – 14:30 Uhr

Ort: Online via zoom


Dieses Angebot hat im Rahmen des Programms openTransfer Patenschaften stattgefunden. openTransfer Patenschaften fördert die Vernetzung, die Verbreitung und den Wissenstransfer von Patenschafts-, Tandem-, und Mentoring-Initiativen bundesweit. Alle Angebote des Programms sind kostenfrei.

Logo des Projektes openTransfer Patenschaften

openTransfer Patenschaften ist ein Programm der Stiftung Bürgermut mit Unterstützung durch das Bundesprogramm “Menschen stärken Menschen” des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Christine Langer

Christine Langer ist bei der Stiftung Bürgermut als Projektkoordinatorin bei openTransfer #Patenschaften tätig. Sie studierte Internationale Entwicklung und Koreanologie in Wien und Seoul (Südkorea) sowie Gender Studies in Berlin (MA Gender Studies). Während ihrem Studium begann sie beim Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) zu arbeiten wo sie nach ihrem Abschluss das Mentor:innen Programm für queere Geflüchtete leitete. Privat engagiert sie sich im Bereich (Queer-)Feminismus und Fußball.