Blick über den Tellerrand II – Kairo vernetzt

Kairo gehört zu den Mega-Citys, die alle Dimensionen sprengen. Rund 20 Millionen Menschen leben in dem Ballungsraum, in dem die Wirtschaft im Sinkflug begriffen ist, jeden Tag der Verkehr kollabiert und die politische Krise kein Ende nehmen will. Ein intelligentes Mapping-Projekt will nun die fragmentierte Zivilgesellschaft vernetzen.

Die Herausforderungen, denen zivilgesellschaftliche Organisationen gegenüberstehen, sind gewaltig: zunehmende Armut, Bevölkerungsexplosion, fehlende Stadtplanung, Umweltprobleme, Energieengpässe… Gleichzeitig fehlen etablierte Kanäle, über die der Austausch und die Zusammenarbeit organisiert werden können. Welche Möglichkeiten gibt es, Akteuren mit demselben Ziel zusammenzubringen, zu vernetzen, voneinander lernen zu lassen und deren Wirkung zu potenzieren?

Ein erster Schritt, um die Kommunikation zwischen Stiftungen, Vereinen, Kultureinrichtungen und Unternehmen zu stärken, ist seit vergangenem April online: die arabisch-englische Website Cairo Urban Initiatives Platform.

Map CUIP

Kernstück der Plattform ist ein interaktiver Stadtplan, auf dem mit kleinen Kreisen zivilgesellschaftliche Akteure markiert sind. Unterschiedliche Farben sortieren sie nach Bereichen – z.B. lila für akademische Einrichtungen oder grün für Architektur- und Stadtplanungsbüros. Per Mouse-over erscheint der Name der Institution, der wiederum zu weiterführenden Informationen verlinkt. Zusätzlich können Termine eingetragen werden, die wiederum auf der Karte oder als fortlaufende Liste angezeigt werden.

Das Projekt wurde nicht auf dem Reißbrett entworfen, sondern ist das Ergebnis einer Zusammenkunft von 40 Organisationen, die sich auf Einladung des British Councils im Juli 2012 trafen und darüber debattierten, was ihre Arbeit erleichtern würde.

Die Umsetzung erfolgte unter der Regie der CURL – Cairo Urban Resource Library, einer wissenschaftlichen Bibliothek, die vom Cairo Lab for Urban Studies, Training & Environmental Research beherbergt wird, unterstützt von der Ford Foundation und dem British Council.

Das Projekt soll mittelfristig auf user generated content basieren. Da es oft mühsam ist, genügend Zuarbeiter für eine kritische Masse an Inhalten zu gewinnen, bleibt abzuwarten, wie sich die Seite weiter entwickelt. Der erste Schritt jedenfalls ist getan – nicht mehr, aber sicher auch nicht weniger.

Henrik Flor

Diplom-Politologe, absolvierte nach dem Studium ein Verlagsvolontariat und betreute danach für eine Kommunikations-Agentur verschiedene Kunden aus der Buchbranche. Er leitete bis 2021 den Bereich Redaktion & Konzeption bei der Stiftung Bürgermut, baute dort das digitale Engagement-Magazin Enter auf und war von Anfang an bei der Entwicklung von opentransfer.de dabei. Henrik Flor ist Gründungsmitglied des Vereins Netzdemokraten, der Partizipationsmöglichkeiten im Internet auslotet.

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