ae Worldwide: Veränderung bei der ehrenamtlichen Arbeit mit Geflüchteten
Helena Lüer und Johanna Jörg von academic experience Worldwide e.V. (ae Worldwide) beim openTransfer CAMP am 30.03.2019 in Frankfurt/Main
Die studentische Initiative steht vor derselben Herausforderung wie viele andere, die mit Geflüchteten arbeiten: Angebote, die 2015 auf einen klaren Bedarf trafen, werden nicht mehr nachgefragt. Woran liegt das? Und wie kann eine Organisation darauf reagieren?
Seit 2013 unterstützt ae Worldwide Geflüchtete mit akademischem Hintergrund – mit Deutschkursen, Studierenden-Tandems und mit Seminaren. Inzwischen sind die Bedürfnisse der geflüchteten Akademiker:innen komplexer geworden. Statt Deutsch-Grundlagen sind nun Fachvokabeln oder Unterstützung bei der Wohnungssuche gefragt. ae Worldwide diskutierte in der Session, wie man sich als Verein neu aufstellen kann.
Fragen, fragen, fragen!
Schnell waren sich alle einig: Wer sich neu aufstellen möchte, muss alle
Parteien miteinbeziehen. Die Befragung der Zielgruppe muss dabei der erste
Schritt sein: Woran liegt es, dass die Angebote nicht mehr nachgefragt werden?
ae worldwide hat deswegen in persönlichen Gesprächen nachgefragt und zusätzlich
eine Umfrage verschickt. Neben den Geflüchteten selbst gibt es weitere Akteure,
deren Rat wertvoll ist: Was sagen andere Vereine, die ähnliche Projekte
anbieten? Und auch Externe mit einer interessanten Expertise bringen eine wichtige, frische Perspektive
mit, die helfen kann, das eigene Projekt in einem ganz neuen Licht zu sehen.
„Nichts ist so inspirierend wie ein weißes Blatt“
Der Rat einiger Teilnehmenden an der Session: Traut euch, ganz von vorne zu beginnen! Gesellschaften verändern sich radikal, auch Vereine sollten keine Angst haben, mit radikalen Änderungen darauf zu reagieren. Jeder Verein steht früher oder später vor der Frage, ob er sich neu erfindet oder irgendwann überflüssig wird. Wichtig ist bei jedem Veränderungsprozess, ergebnisoffen zu bleiben. Methoden wie Design Thinking können bei der Ideenfindung helfen. Falls es Unstimmigkeiten im Team gibt, ist es essenziell, frühzeitig eine Mediation zu beginnen.
Keine Angst vor Lücken!
Wenn die Themen komplexer werden, wird es ebenfalls schwieriger,
alle mit ihnen verschiedenen Bedarfen zu bedienen. Gerade für Ehrenamtliche
kann es abschreckend und frustrierend sein, wenn sie mit Fragen des Asylrechts
oder der Wohnungssuche überfordert werden und nicht genug hauptamtliche
Unterstützung erfahren. Hier kann es einem Verein helfen, sich auf einen
Schwerpunkt zu konzentrieren.
Kreativität Raum geben
Eine Teilnehmerin empfahl, neue Formate in einem “Kick-off-Workshop” zu entwickeln – nach Möglichkeit mit einer externen Moderation: abseits vom Tagesgeschäft, mit Spaß und lockerer Athmosphäre. So kommen die besten Ideen zustande. Auch andere haben damit gute Erfahrungen gesammelt: “Es tut manchmal ganz gut aufzuräumen!”
Zu Beginn mag es schwer fallen, berichteten einige Vereine, doch am Ende habe ihnen der Wandel gut getan! “Und eigentlich ist es ja auch schön zu sehen, dass unsere Angebote in ihrer jetzigen Form nicht mehr notwendig sind“, bekräftigten auch Helena Lüer und Johanna Jörg von academic experiece Worldwide.