Rock Your Life!: Wie die „simpelste“ Form der Unterstützung Welten bewegen kann
Till Gassmann (Rock Your Life! und Tandemprojekt AK Geflüchtete der Humboldt-Universität zu Berlin) beim openTransfer CAMP Zukunftsvisionäre am 10. März 2018 in Berlin
Die Session von Till Gassmann drehte sich um die Frage, wie es gelingt, Freiwillige als Mentorinnen und Mentoren zu gewinnen und langfristig zu halten. Die Teilnehmenden sahen vor allem die persönliche Bindung, die Reflektion der eigenen Rolle als Mentorin und Mentor sowie verlässliche Rahmenbedingungen als maßgebliche Erfolgsfaktoren für Tandems.
Wie gelingt es, Freiwillige für Patenschaften zu gewinnen und langfristig für das Ehrenamt zu motivieren? Nach der Darstellung von Best-Practice-Erfahrungen durch den Sessiongeber Till Gassmann entwickelte sich ein engagierte Diskussion zu Erfahrungen und Herausforderungen der übrigen Sessionteilnehmenden. Viele von ihnen hatten bereits erlebt, dass es schwierig ist, Patinnen oder Paten zu finden. War 2015 das Interesse für neu angekommene geflüchtete Menschen überdurchschnittlich hoch, ebbte das Engagement in den Folgejahren deutlich ab.
Persönliche Bindung – das A und O
Am Wichtigsten sei es, für neue und schon länger Engagierte einen Moment der Begeisterung zu schaffen. Dies gelinge nicht zuletzt durch eine klare Kommunikation dessen, was das Projekt für seine Patenschaften erreichen möchte und wie es sowohl Mentees als auch Mentorinnen und Mentoren auf dem Weg begleitet. Dabei kann etwa das Abgleichen der Erwartungen und Wünsche mit den Erfahrungen anderer Tandems helfen. Für Mentorinnen und Mentoren sei es zudem immens wichtig, von Beginn ihres Engagements an eine Verbindlichkeit wahrzunehmen.
Die Rahmenbedingungen müssen von Beginn an stimmen
Im Gegensatz zu Hauptamtlichen sind Ehrenamtliche keine Expertinnen oder Experten auf ihrem Gebiet. Dafür bringen sie ihre persönliche Motivation mit. Diese kann aber schnell verloren gehen, wenn Mentorinnen oder Mentoren sich überfordert oder nicht abgeholt fühlen. Deswegen sei es essenziell, die Aufgaben klar abzustecken und regelmäßigen Austausch zu pflegen. Ein fester Rhythmus des „Nachfassens“ biete Raum, über eigene Erfahrungen zu sprechen. So fühlten sich beide Seiten nicht auf sich allein gestellt und wüssten, wo sie (fachliche) Unterstützung finden. Neben Fortbildungen und Coachings stärkten gemeinsame Unternehmungen das Gruppengefühl und die persönliche Bindung an das Projekt.
Erwartungen klären und Unsicherheiten adressieren
Tandems bergen die „Gefahr des sich Verlaufens“. Entsprechend können bereits beim Matching Unstimmigkeiten oder falsche Erwartungen vermieden werden. Detaillierte Fragebögen, Abfragen, persönliche Gespräche und ein funktionierender Feedback-Mechanismus helfen den Mentorinnen und Mentoren, ihre Erwartungen und Unsicherheiten zu formulieren. Hierbei liege der Fokus auf ehrlicher Selbsteinschätzung. Zielgerichtete Kommunikation sei eine der größten Herausforderungen und zugleich elementar für das Funktionieren von Tandems.
Grenzen setzen und die eigene Rolle reflektieren
Eigene Grenzen erkennen, ansprechen und konsequent umsetzen, sei aber mindestens genauso herausfordernd. Im schlechtesten Fall leide die Selbstfürsorge. Das führe zu einer enormen Belastung, und Mentorinnen und Mentoren ziehen sich zurück. Wenige Erwartungen zu Beginn seien hilfreich, erklärte ein Teilnehmer, der sich bei „Start with a Friend“ engagiert, besonders in Verbindung mit der konkreten Benennung von Rechten und Pflichten beider Rollen im Tandems. Ideal verliefen Tandems, bei denen Mentees in ihrer Selbstständigkeit unterstützt wurden und so selbst später zu Mentorinnen oder Mentoren werden können.
Foto: Martin Peranic