Über die Grenze, aber keine Bleibe? Wohnungslosigkeit und Migration

Session-Dokumentation – openTransfer CAMP wohnen

Session von: Christian Hinrichs (Universität Göttingen)

Die Session „Über die Grenze, aber keine Bleibe? Wohnungslosigkeit und Migration“, geleitet von Christian Hinrichs von der Universität Göttingen, versammelte zehn Teilnehmende, die sich in Kleingruppenarbeit mit drei Fallbeispielen von biografischen Interviews mit wohnungslosen EU-Migrant:innen beschäftigten. Die Session widmete sich dem zunehmenden Phänomen der wohnungslosen Migrant:innen in Westeuropa, das häufig separat behandelt wird, entweder als Migrations- oder Wohnungsproblem. Die Gruppen analysierten verschiedene „Typen“ von Migrant:innen und deren Erfahrungen mit Wohnen und Migration anhand von Transkripten biografischer Interviews. 

In der ersten Gruppe wurde der Fall von Milan aus der Slowakei diskutiert, der mit Rassismuserfahrungen konfrontiert war. Die zweite Gruppe beschäftigte sich mit Hava aus Kosovo, einer geduldeten Person mit unsicherer Wohnsituation und Zukunftsperspektiven in Deutschland. Im dritten Fall wurde Banka aus Tschechien betrachtet, die trotz Erwerbstätigkeit Schwierigkeiten hatte, ihren Lebensunterhalt zu sichern.

Die Diskussionen in den Kleingruppen beleuchteten die Herausforderungen des Zugangs zu existenzsichernden Sozialleistungen und Wohnraum für EU-Migrant:innen in Deutschland, insbesondere durch exkludierende Sozialpolitiken. Teilnehmende aus Göttingen und Hildesheim teilten Praxisbeispiele und Herausforderungen, darunter rechtliche Hürden und Unterstützungsmöglichkeiten bei der Jobsuche.

Christian Hinrichs betonte die Bedeutung von biografischen Interviews, um das komplexe Gefüge von Migrationserfahrungen und Wohnungslosigkeit zu verstehen. Er hob hervor, wie strukturelle Hindernisse wie fehlender Zugang zum regulären Arbeitsmarkt und Diskriminierung Migrant:innen in prekäre Lebenssituationen drängen können. Die Session schloss mit dem Appell, soziale und politische Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine inklusive Teilhabe von EU-Migrant:innen ermöglichen, statt sie in Armut und Unsicherheit zu lassen.

Diese Session verdeutlichte die drängenden Fragen und Ungerechtigkeiten, denen wohnungslose EU-Migrant:innen gegenüberstehen, und setzte sich dafür ein, dass ihre Stimmen und Geschichten gehört und verstanden werden, um gerechtere gesellschaftliche Bedingungen zu schaffen.

Daniel Männlein

Daniel Männlein ist Programmmanager im Programm openTransfer Patenschaften und gestaltet bundesweit Angebote für Patenschafts-, Mentoring- und Tandemprojekte. Er hat Sozialwissenschaften in Augsburg, Spanien und Berlin mit Schwerpunkt auf Stadt- und Migrationsforschung studiert. Vor seiner Tätigkeit bei der Stiftung Bürgermut sammelte er wertvolle Erfahrungen in der Projektförderung bei der Robert Bosch Stiftung, in der Projektarbeit bei zivilgesellschaftlichen Trägern und als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB).

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