Queer im Hinterland: Zwischen Liebe und Hass

 Ocean Hale Meißner, Queeres Döbeln

Foto: Linda Müller | openTransfer

Die Initiative:

Die Initiative „Queeres Döbeln“, setzt sich in Döbeln für die Rechte und Sichtbarkeit der queeren Community ein, organisiert den jährlichen CSD und schafft Schutzräume für marginalisierte Gruppen. Mit regelmäßigen Treffen im soziokulturellen Zentrum Treibhaus bietet sie eine nachhaltige Struktur für Austausch und Unterstützung und kämpft trotz wiederholter Angriffe durch Neonazis gegen rechte Gewalt und Diskriminierung.

Worum ging es in der Session?

Die Teilnehmenden haben ihre Erfahrungen mit Queersein im ländlichen Raum geteilt. Ocean Hale berichtete von Erfolgen und Schwierigkeiten des CSDs in Döbeln (Sachsen).

Die wichtigsten Erkenntnisse

  • Für viele queere Menschen ist die Präsenz im ländlichen Raum schwierig, weil das immer ein „Zwangsouting“ ist. Daher ziehen viele, die aus dem ländlichen Raum kommen, in größere Städte.
  • In der Verwaltung, insbesondere im ländlichen Raum, sitzen oft Personen, die keine Erfahrungen / keinen Willen haben, die rechtlichen Bestimmungen, z.B. zum Namensrecht, umzusetzen.
  • Behörden und Verwaltungen im ländlichen Raum verstecken sich dahinter, dass sie das Thema ja nicht kennen, weil sie nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen und den “Mehraufwand” scheuen, denn danach müssten sie ja etwas verändern.
  • Gendern ist äußerst aufgeladen insbesondere im ländlichen Raum. Damit verliert man viele Leute, die grundsätzlich aufgeschlossen wären.
  • Rechte Parteien holen die Leute dort ab, wo sie stehen. Queere Aktivist:innen müssen dies auch tun; z.B. durch die Nutzung der queeren Fibel, um Menschen im ländl. Raum zu erklären, worum es geht.
  • Ausstellung “Queeres Leben im ländl. Raum”, die durch Sachsen tourt
  • ermutigende Entwicklung: 2019 gab es noch 4 CSDs in ganz Sachsen, 2024 schon 20
  • Wie können andere unterstützen?
    • Dabei sein. Auch als Vereine mit anderen Schwerpunkten.
    • Aktiv Hilfe anbieten und im ländlichen Raum nachfragen, welcher Support gebraucht wird. Viele queere Vereine wissen oft gar nicht, an wen sie sich wenden können, wenn sie Unterstützung brauchen.

How to CSD im ländlichen Raum?

  • Routen sollten im ländlichen Raum immer am Bahnhof / Busbahnhof starten. Gut ist es, wenn die Route in der Innenstadt endet. Außerdem sollte man 2-3 Abfahrtszeiträume festlegen, die durch die Polizei geschützt werden können.
  • Kooperationsgespräche mit Polizei & Ordnungsamt sind enorm wichtig, insbesondere über die kritischen Punkte der Route sprechen. 
  • Es sind mehr Infos für die Teilnehmenden notwendig, z.B. wo man etwas zu trinken kaufen kann, wo öffentliche Toiletten sind etc. 
  • Sich auf Gegenprotest vorbereiten: Jedes Jahr gibt es in Döbeln eine Gegendemo gegen den CSD (durch NPD oder AfD).
  • CSDs im ländl. Raum sind oft politischer und weniger Party, mehr Fokus auf die Redebeiträge, Sichtbarkeit für auch mehrfach diskriminierte Personen, z.B. queere Geflüchtete. Bei Abschiebungen wird deren sexuelle Orientierung häufig nicht berücksichtigt, ist aber ein wichtiger Fluchtgrund!

Das openTransfer CAMP Zusammenhalt fand im Rahmen des Programms openTransfer Zusammenhalt der Stiftung Bürgermut statt. Das Projekt wird gefördert durch die Stiftung Mercator. Partner:innen des Barcamps sind das Projekt Diversify der Deutschlandstiftung Integration und die Pochen Biennale.

Hannah Vongries

Ein Kommentar bei “Queer im Hinterland: Zwischen Liebe und Hass

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