Der Social Reporting Standard (SRS)

Ein Berichtsstandard für gemeinnützige Organisationen

Unternehmen auf der ganzen Welt berichten selbstverständlich über ihre erbrachten Leistungen. In ihren Geschäftsberichten informieren sie regelmäßig Investoren, Eigentümer und die Öffentlichkeit über Umsatz, Gewinn, Marktanteile und zukünftige Zielsetzungen. Die Unternehmen greifen dazu – unter Berücksichtigung gesetzlicher Vorgaben – auf einheitliche Berichtsstandards zurück.

Für gemeinnützige Organisationen gibt es bisher keinen einheitlichen Berichtsstandard (abgesehen von Standards zur finanziellen Rechnungslegung, die aber nicht für alle Organisationen gelten und inhaltliche Aktivitäten weitgehend ausklammern). Vielmehr berichten gemeinnützige Organisationen meist individuell über ihre Aktivitäten und die damit erzielten Erfolge. Dabei kommt es auch vor, dass eine Organisation für unterschiedliche Adressaten unterschiedliche Berichte erstellt – beispielsweise, weil die Ehrenamtlichen der Organisation anders informiert werden als ein Förderer. Diese Praxis ist aufwändig und bindet Ressourcen, die vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Anliegens einer Organisation an anderer Stelle wirkungsvoller eingesetzt werden könnten.

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Foto: Andi Weiland

Darüber hinaus erschwert die so entstandene Vielfalt an unterschiedlichen Berichtsformaten und Inhalten die Vergleichbarkeit der Berichte. Ein interessierter Spender muss bei jeder Organisation aufs Neue herausfinden, an welcher Stelle im Bericht er die gerade benötigten Informationen nachlesen kann. Möglicherweise sind die für ihn wichtigen Informationen auch gar nicht im Bericht enthalten, etwa weil die Organisation andere Themenschwerpunkte gesetzt hat.

Auf der Grundlage von Forschungsarbeiten der Technischen Universität München und der Universität Hamburg entwickelte daher ein Konsortium aus Stiftungen, Sozialinvestoren, Wissenschaftlern und Praktikern den Social Reporting Standard (SRS). Der SRS soll die bisherige Praxis der Berichterstattung gemeinnütziger Organisationen wesentlich vereinfachen und darüber hinaus die Organisationsentwicklung unterstützen. Seit 2011 arbeitet der Verein Social Reporting Intitiative e.V. (SRI) für die Verbreitung des SRS und entwickelt ihn in Zusammenarbeit mit den Anwendern stetig weiter.

Der SRS ist ein Gliederungsvorschlag für die Berichterstattung, der die Besonderheit der gesellschaftlichen Wirkungsorientierung gemeinnütziger Organisationen berücksichtigt. So hilft die Struktur des SRS insbesondere dabei, die individuelle Wirkungslogik eines bestimmten Angebotes einer Organisation darzustellen und über die gesellschaftliche Wirkung der Organisation als Folge ihrer Aktivitäten zu berichten. Weitere wesentliche Elemente des SRS sind die Darstellung der Organisationsstruktur und der Finanzen.

Mit Hilfe dieser Struktur können gemeinnützige Organisationen ihre gesellschaftliche Wirkung und die dafür eingesetzten Mittel leicht nachvollziehbar darstellen. Dies ist gerade für die Einwerbung neuer Fördermittel sehr hilfreich, denn der SRS wurde von Förderern gemeinnütziger Organisationen mitentwickelt. Berichte nach dem SRS beantworten daher bereits eine Vielzahl der für Förderinstitutionen relevanten Fragen.

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Bild: Creative Commons BY-ND 3.0

Zugleich reduziert die Anwendung des SRS den Aufwand für die jährliche Berichterstattung. Einmal erstellt, genügt es, die sich gegenüber dem vorherigen Berichtszeitraum veränderten Ausführungen zu aktualisieren. Da bereits eine Vielzahl von Förderern und Institutionen den SRS akzeptiert, kann er zudem gleich an mehreren Stellen eingesetzt werden, wie z.B. als Fördermittelantrag bei Stiftungen, als Mittelverwendungsnachweis für bestehende Förderer oder zur Information der eigenen Zielgruppen. Außerdem lassen sich leicht einzelne Teile des SRS kopieren, um sie an anderer Stelle zu verwenden. So kann z.B. der Teil zur Wirkungslogik hervorragend zur wirkungsorientierten Geschäftsplanung eingesetzt werden.

Über diese Aspekte hinaus hilft die Anwendung des SRS den gemeinnützigen Organisationen auch bei der internen Steuerung. Dies gelingt insbesondere durch die Auseinandersetzung mit den Wirkungszusammenhängen der eigenen Aktivitäten innerhalb der Organisation. Hierbei gewinnen auch die eigenen Mitarbeiter ein tieferes Verständnis für die Organisation sowie deren Ziele und werden für einen optimalen Ressourceneinsatz sensibilisiert.

Durch die weitere Verbreitung und Etablierung des SRS als Berichtsstandard für gemeinnützige Aktivitäten ergeben sich zudem viele Vorteile für Spender und Förderer. Die Aussagekraft von Berichten – insbesondere hinsichtlich der gesellschaftlichen Wirkung – wird durch die Anwendung des SRS verbessert. Die Informationsbeschaffung wird vereinfacht und vereinheitlicht.

Der Leitfaden zur Erstellung des SRS ist kostenlos verfügbar unter: www.social-reporting-standard.de. Darüber hinaus finden sich auf dieser Seite zahlreiche Beispielberichte zum Download, weitere Informationen zu den Entwicklern und Förderern des SRS sowie eine Liste derjenigen Institutionen, die den SRS bereits als Berichtstandard bzw. Mittelverwendungsnachweis akzeptieren.

 

Markus Büchel

Markus Büchel ist Projektmanager bei der Auridis gGmbH. Die Auridis finanziert und begleitet Projekte zur Verbesserung der Lebenschancen von Kindern in Deutschland.

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