depot – vom Teilen zum Kooperieren

Auf der Webseite des depot verleihen gemeinnützige Organisationen, Firmen und Privatpersonen untereinander Ressourcen – von der Bierbank bis zum Seminarraum. Was in Leipzig und Halle bereits funktioniert, soll bald in vielen weiteren Städten Menschen zusammenbringen.

Das Prinzip ist einfach. Wer beispielsweise als Non-Profit-Organisation einen Beamer, einen Profi-Grill, ein Mischpult, Akku-Schrauber oder Stand-up-Paddleboard benötigt, kann all dies auf der depot-Homepage finden und für ein geringes Entgelt ausleihen. Man prüft anhand eines Kalenders die Verfügbarkeit und vereinbart eine Übergabe. Ein Leihvertrag und Übergabeprotokoll stellen sicher, dass alle zu ihrem Recht kommen.

Die Idee zu der Verleihplattform hatten Thorsten und Dagmar Mehnert von der Leipziger Stiftung „Ecken wecken“. Die Stiftung möchte dazu beitragen, dass sich die Stadt zu einem immer lebenswerteren, lebendigeren und umweltfreundlicheren Lebensraum entwickelt. Konkret strebt die Stiftung, die rein ehrenamtlich geführt wird, eine Revitalisierung von leer stehenden Gebäuden und Grundstücken in der Stadt Leipzig an und unterstützt die Schaffung umweltfreundlicher Mobilität für ihre Einwohner:innen.

Vom Verleihen zum Vernetzen

Beim depot geht es dabei um weit mehr als die bessere Auslastung von Geräten und Räumen. Während der Übergabe und Rücknahme begegnen sich Aktive aus ganz unterschiedlichen Organisationen, die sonst keine Berührungspunkte hätten. Aus dem Kennenlernen entsteht im besten Fall Vernetzung, die über das (Ver-)Leihen hinauswirkt. Nicht zuletzt geht es auch um einen sparsamen Umgang mit Ressourcen, ums Teilen, um Nachhaltigkeit.

Mit an Bord ist Andreas Dohrn, Pfarrer der Peterskirche in Leipzig. Er hat schon vor Jahren mit der Ersten Christlichen Arbeitsvermittlung in Stollberg und deren Transfer in mehrere Städte einschlägige Erfahrungen mit Social Franchise gesammelt, die er nun beim depot einbringt.

Für eine deutschlandweite Skalierung wird die Plattformstruktur, die hinter dem depot steht, als White-Label-Lösung weitergegeben, zusammen mit einer detaillierten Anleitung zum Starten eines lokalen Depots – dem Franchise-Handbuch. Das heißt, Interessierte in anderen Städten können die technische Infrastruktur übernehmen und die Oberfläche mit ihrem Namen, Logos etc. individuell gestalten. Auch sollen Materialien wie vorbereitete Werbemittel, Pressemitteilungen, ein depot-Spiel u. ä. den Start für Franchise-Nehmer in anderen Städten erleichtern. Die Skalierung wird vom depot sehr planmäßig angegangen. Die Marke ist eingetragen, die Datenbank steht, ein Beirat bestehend aus den Gründer:innen und den Regionalpartnern zur gemeinsamen Weiterentwicklung ist in der Mache.

Immer wieder die Finanzierung

Derzeit unterstützt die Stiftung Veolia die Verbreitung der Plattform finanziell. Für den mittelfristigen Betrieb ist geplant, dass die Regionalpartner sich die Betriebskosten mit einem kleinen jährlichen Beitrag von je € 100,00 teilen.  Ein großer Vorteil ist es dabei immer, wenn man an bestehende Verleihprojekte anknüpfen kann, etwa, wenn Organisationen Lastenräder verleihen und den Aufwand für eine eigene Web-Plattform vermeiden möchten.

Nächste Schritte

Eine Hand voll Städte stehen in den Startlöchern, um ein eigenes depot zu eröffnen, z.B. Heidelberg, Erfurt, Ulm. Dazu kommt mit der Kreisjugend Erzgebirge ein Zusammenschluss von 60 Vereinen, die stärker Synergien nutzen wollen. Das Wachstum soll dabei in kontrolliertem Tempo stattfinden, um im laufenden Prozess die „Kinderkrankheiten“ der Plattform beheben zu können. 

Grundsätzlich empfiehlt Thorsten Mehnert nicht zuletzt Geduld. Dies betrifft die Gründer:innen in Leipzig, die stetig die Weiterentwicklung der Plattform vorantreiben, ebenso wie die depots, die sich derzeit in Gründung befinden. Denn letztlich ist es Netzwerkarbeit, die hinter einer funktionierenden depot-Gruppe steht. Ob dies ein Verein ist, eine Stiftung oder andere Rechtsform – es geht um das Zusammenbringen von lokalen Akteur:innen, das Teilen und Kooperieren. Wie ging noch das bekannte afrikanische Sprichwort: Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht!

Das depot in die eigene Stadt/Region holen
Am Di, den 4.2.2020 von 11-12:00 Uhr zeigte die Stiftung „Ecken wecken“ in einem kostenlosen Webinar, wie Organisationen in anderen Städten/Regionen mit geringem Aufwand ein eigenes depot betreiben können.

Hier geht es zur Aufzeichnung des Webinars

https://stiftung-ecken-wecken.de

https://depot.social/

Henrik Flor

Diplom-Politologe, absolvierte nach dem Studium ein Verlagsvolontariat und betreute danach für eine Kommunikations-Agentur verschiedene Kunden aus der Buchbranche. Er leitete bis 2021 den Bereich Redaktion & Konzeption bei der Stiftung Bürgermut, baute dort das digitale Engagement-Magazin Enter auf und war von Anfang an bei der Entwicklung von opentransfer.de dabei. Nach einer Station bei der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt, leitet er die Kommunikation bei der Stiftung Bürgermut.

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