ArrivalAid: Begleitung im Asylverfahren

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Cornelius Nohl von ArrivalAid auf dem openTransfer CAMP Refugees am 30.04.2016 in München

 
Die Münchner Initiative ArrivalAid bildet Ehrenamtliche aus, die Flüchtlinge auf den Anhörungstermin beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) vorbereiten und sie zu diesem begleiten. Gemeinsam mit den Teilnehmenden überlegte Cornelius Nohl, wie eine Erweiterung des Angebots aussehen könnte.

ArrivalAid bildet Ehrenamtliche aus, die Flüchtlinge auf die Anhörung beim BAMF vorbereiten und sie auch zum Termin begleiten. Cornelius Nohl erläuterte, dass die Initiative hierdurch ein faires Verfahren ermögliche, das aufgrund sprachlicher Barrieren und kultureller Unterschiede sonst oft nicht möglich sei. Geflüchtete würden zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern. Ehrenamtliche informierten Geflüchtete im Vorfeld über die Prozesse und strukturierten mit ihnen gemeinsam die Fluchtgeschichte, was aufgrund oft jahrelanger Flucht nicht immer einfach sei. Beim Anhörungstermin hielten die Freiwilligen die wichtigsten Punkte schriftlich fest und griffen ein, falls wichtige Punkte der Fluchtgeschichte nicht angesprochen würden. Im Anschluss an das Gespräch übersetze sie oder er das Protokoll, das dem Geflüchteten auf Deutsch zugeschickt werde und stelle sicher, dass auf etwaige Fristen rechtzeitig reagiert werde. Zwar leiste ArrivalAid keine Rechtsberatung, doch arbeite die Organisation eng mit der Refugee Law Clinic in München zusammen, die Rechtsberatung anbiete, sowie verschiedenen Rechtsanwälten. Als weiteres Angebot biete ArrivalAid Infoabende für Helferkreise an, um auf diese Weise noch mehr Geflüchtete zu erreichen.

Ein blonder Mann mit Bart sitzt in einem Seminarraum und erklärt etwas.

Erweiterung des Angebots

Dass das Angebot von ArrivalAid wichtig sei, zeigten nicht nur die Erfolge in München. Auch die Teilnehmenden der Session bestätigten, dass sie in ihrer Arbeit immer wieder erführen, wie schwierig es für Geflüchtete, aber auch für Ehrenamtliche sei, sich im Behörden-Dschungel zurecht zu finden. Daher weite ArrivalAid sein Angebot auf andere Städte aus und wolle in Zukunft auch die Geflüchteten unterstützen, die bereits einen Anerkennungsstatus erhalten haben. Denn die Behördengänge hörten dann nicht auf. Wohnungsgeld, Kindergeld, Arbeitsgenehmigung… zu wissen, was einem zusteht und an wen man sich dafür wenden muss, sei nicht einfach.

Ideen der Teilnehmenden der Session

Der Schritt, das Angebot von ArrivalAid zu erweitern, wurde von den Teilnehmern begrüßt und gemeinsam wurden Ideen gesammelt, wie das Angebot aussehen könnte.

So sei Unterstützung beim Antrag auf Familiennachzug, bei der Eröffnung eines Bankkontos oder bei der Anmietung einer Wohnung denkbar. Außerdem wäre eine Beratung, worauf man Anspruch hat und wer für was zuständig ist, hilfreich. Das sei oftmals von Flüchtlingen, aber auch den Ehrenamtlichen schwer zu durchdringen. Daher wäre es wichtig, an dieser Stelle Experten im Sozialrecht hinzuziehen zu können. Auch das Thema Steuererklärung sei wichtig. Eine Idee war es, ein Netzwerk von Steuerberatern aufzubauen, die Lust hätten, Geflüchtete zu unterstützen.

Oftmals seien die Fragen, die bei den Geflüchteten aufkommen, ähnlich. Um das Rad nicht immer wieder neu zu erfinden, wurde vorgeschlagen, eine Checkliste oder FAQs zu erstellen, die die häufigsten Fragen beantworten und Prozesse beschreiben: Wie bekomme ich eine Wohnung? Wo beantrage ich Kindergeld? Worauf haben ich Anspruch? etc. Anhand dieser Checklisten könnten die Helferkreise bereits wichtige Vorarbeit leisten und nur bei spezielleren Fragen würde ArrivalAid hinzugezogen werden. Die Checkliste sollte in verschiedene Sprachen übersetzt werden und so gestaltet sein, dass sie von den Geflüchteten selbstständig genutzt werden kann – auch um unabhängiger von den Helferinnen und Helfern zu werden.

http://www.arrivalaid.org/

Foto: Andi Weiland / opentransfer.de

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Julia Meuter

Julia Meuter arbeitet als Leiterin Transferberatung bei der Stiftung Bürgermut. Zuvor war sie bei der EVPA tätig und leitete beim Bundesverband Deutscher Stiftungen das „Social Franchise Projekt“ sowie „Effektn –Methoden erfolgreichen Projekttransfers“. Sie hat ein umfangreiches Wissen zu Fragen der systematischen Skalierung von Gemeinwohllösungen und ist Autorin zahlreicher Publikationen und Praxis-Ratgeber zum dem Thema.

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