Time To Wish: inklusiver Schwimmkurs für unbegleitete Flüchtlinge
Hannah und Laura Kieblspeck von Time To Wish beim openTransfer CAMP Refugees am 30.04.2016 in München
„Schwimmen lernen“ ist ein Wunsch von vielen jugendlichen Geflüchteten. Das Social Start-up Time To Wish reagierte darauf und entwickelte die Idee für einen fünfteiligen Schwimmkurs. Die Sessiongeberinnen erläuterten Vorteile und Herausforderungen des Konzepts und erhielten jede Menge Anregungen von den übrigen Teilnehmenden.
Time To Wish entstand im Rahmen eines Wochenend-Workshops der Social Entrepreneurship Akademie. Ziel der Veranstaltung war es, junge Geflüchtete mit Deutschen zusammenzubringen und so zu einer gleichberechtigteren Gesellschaft beizutragen. Die ganz unterschiedlichen Einzelveranstaltungen, die daraus entstanden und in Kooperation mit Unternehmen durchgeführt wurden, stellten sich jedoch als nicht nachhaltig heraus. Auf Nachfrage äußerten die Jugendlichen immer wieder den Wunsch, einen Schwimmkurs zu machen. Der erste Schwimmkurs ist nun in Planung, bald soll der erste „Pilot“ durchgeführt werden.
Mehr als „nur ein Schwimmkurs“
Das Besondere: Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sollen gemeinsam mit in Deutschland aufgewachsenen Gleichaltrigen schwimmen lernen. Der Kurs besteht aus fünf Stufen: der Vorbereitung, den Workshops für die Betreuerinnen und Betreuer, einer Auftaktveranstaltung, bei dem diese und die Flüchtlinge kennenlernen, dem Schwimmkurs selbst und einem Abschlussfest. Zusätzlich zu der Planung des Schwimmkurses arbeitete Laura Kieblspeck gemeinsam mit einer Freundin ein Bilderbuch für Kinder aus, das auf spielerische Weise unter anderem die Themen Religions- und Meinungsfreiheit sowie Gleichberechtigung adressiert. Dieses soll auch in der Vorbereitung der Kinder auf die Schwimmkurse eingesetzt werden.
Die Sessiongeberinnen stellten ganz konkrete Fragen an die Gruppe:
1) Wie soll die Auswahl der etwa sieben Jugendlichen für das Pilotprojekt erfolgen?
2) Wie kann man Gleichaltrige beteiligen?
3) Könnte man auch begleitete Kinder und Jugendliche einbeziehen?
4) Wer könnte das Buch in verschiedene Sprachen übersetzen? Wie könnte das Buch auch für Jugendliche genutzt werden?
Ideen der Sessionteilnehmenden
Zur Gewinnung Jugendlicher könne man Willkommensklassen oder eine örtliche Schule ansprechen, die eng mit dem Nachbarschaftsprojekt Ackermannbogen e.V. zusammenarbeitet. Da es gesetzlich geregelt ist, dass Schwimmlehrerinnen und -lehrer das Goldabzeichen besitzen müssen, könnte man gezielt an Schwimmvereine und die Wasserwacht herantreten und für das Projekt werben. Vor dem Beginn des Schwimmkurses sollten zudem alle beteiligten Jugendlichen befragt werden: Besteht überhaupt von allen Seiten Interesse an gemischten Schwimmklassen oder ist eventuell eine langsame Einführung, getrennt nach Geschlechtern, sinnvoller?
Eine weitere Diskussion entspann sich zu der Frage, wie sich das Bilderbuch am besten übersetzen und verlegen ließe. Übersetzungsversuche durch Bekannte seien bisher nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Die Teilnehmenden erstellten deshalb gemeinsam eine Liste professioneller Übersetzerinnen und Übersetzer aus dem Bekanntenkreis für die Wunschsprachen. Eine Teilnehmerin schlug als Verleger den Allitera-Verlag vor, der in der Vergangenheit bereits Kooperationen für Veröffentlichungen über Flüchtlingsthemen eingegangen war. Außerdem wurde den Sessiongeberinnen die Suche nach Sponsoren ans Herz gelegt.
Um Jugendliche an die im Rahmen eines Schwimmunterrichts wichtigsten Werte und Regeln heranzuführen, hielten die Teilnehmenden jedoch einvernehmlich Filme bzw. Filmclips für das geeignetere Medium. Eine Teilnehmerin schlug vor, diese im Rahmen eines Projekts mit den unbegleiteten Minderjährigen und Volljährigen und einer örtlichen Filmhochschule herzustellen. Eine andere Teilnehmerin regte an, vor den gemeinsamen Events Workshops zu diversen Themen des Alltagslebens in Deutschland durchzuführen.
Die Session endete mit einer Grundsatzdiskussion zur Frage, ob Frauen männliche Jugendliche und Kinder zum Schwimmen begleiten sollten. Man wurde sich rasch einig, dass dies gerade für Menschen in Erstaufnahmelagern ein Problem darstellen könnte und mindestens für die Dauer der Eingewöhnung der Einsatz männlicher Ehrenamtlicher notwendig sei.
https://www.facebook.com/timetowishstartup
Foto: Andie Weiland / opentransfer.de
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