Wie man langfristige Kontakte zu Deutschen knüpft
Hamidi Sayed Safi von der Refugee Academy beim openTransfer CAMP #Patenschaften am 4. November 2017 in Leipzig
Hamidi Sayed Safi schilderte seine Schwierigkeiten, dauerhafte Beziehungen zu Deutschen aufzubauen. Bislang hatte er punktuelle Berührungspunkte zum Beispiel in Rahmen seines Engagements für die Refugee Academy. In seiner Session fragte er, wie es gelingen kann, echte Freundschaften zu schließen.
Hamidi Sayed Safi stammt ursprünglich aus Afghanistan. Er hat schnell Deutsch gelernt, engagiert sich in der Refugee Academy und will bald ein Studium beginnen. Aber er bedauert, dass es schwierig ist, längerfristige Beziehungen zu Deutschen aufzubauen. Würde es gelingen, wäre es zum einen für ganz praktische Dinge hilfreich – etwa wenn es um die komplizierte Anerkennung von Zeugnissen geht. Es geht zum anderen aber auch um das Ankommen in Deutschland. Eine vertrauensvolle Beziehung, die von Dauer ist, wäre ein wichtiger Anker für das neue Leben. Woran liegt es, dass die Hürde so hoch ist?
Unterschiedliche Erwartungen
Eine Vermutung von Sessionteilnehmenden war, dass beispielsweise bei Patenschaftsbeziehungen die wechselseitigen Erwartungen im Vorfeld nicht ausreichend kommuniziert werden. Während viele Einheimische lieber kurzfristig „helfen“ wollen, suchen Geflüchtete häufig nach zwischenmenschlichen Kontakten und Freundschaften. Das kulturelle Verständnis vieler Geflüchteter trennt zudem nicht zwischen diesen Ebenen. Die Folge sind zum Teil übersteigerte Erwartungen an einzelne Personen. Eine andere Stimme meinte, dass Geflüchtete versuchen sollten, „das Eis zu brechen“ und den ersten Schritt weg von einer Unterstützungsleistung bei konkreten Fragen hin zu einer freundschaftlichen Beziehung zu machen. Dies wäre auch eine Chance, aus einer Bittsteller-Rolle herauszukommen.
Essen, zuhören, lachen
Ein syrischer Teilnehmer berichtete, dass er auch zunächst Schwierigkeiten gehabt hatte, Freundschaften mit Deutschen zu schließen. Er probierte verschiedene Wege aus und formulierte sein Erfolgsrezept so: essen, lachen, zuhören. Essen verbindet, es ist ein uraltes Ritual, das Gemeinsamkeit stiftet. Lachen – und andere zum Lachen bringen – sorgt für Glücksmomente, die man gerne wiederholt. Schließlich, so der Teilnehmer, ist es gut, Deutschen ein Ohr zu leihen, wenn sie von Sorgen und Nöten erzählen. Auch empfahl er anderen Geflüchteten, nicht jedes Verhalten von Deutschen auf sich zu beziehen. Wenn sich beispielsweise in der Straßenbahn ein Deutscher nicht neben einen augenscheinlichen Migranten setzt, dann wahrscheinlich, weil er in einer leeren Sitzgruppe mehr Ruhe hat – ganz unabhängig von der Herkunft des anderen Fahrgastes.
Foto: Thilo Schmülgen / opentransfer.de