Über Empowerment, Powersharing und das ganze rassismuskritisch?

Workshop-Dokumentation – openTransfer CAMP #VielfaltStärken

Referentin: Ouassima Laabich

Fotocredit: Jasmin Valcarcel | openTransfer CAMP #VielfaltStärken

Der Workshop zu Rassismus, „Über Empowerment, Powersharing und das ganze rassismuskritisch?“, wurde von Ouassima Laabich geleitet. Im Fokus standen die Auseinandersetzung mit (anti-muslimischem) Rassismus und die Entwicklung von Handlungsstrategien gegen Rassismus in der eigenen Praxis.

Begriffseinordnung und Definition

„Race does not exist. But it does kill people.“ sagte Colette Guillaumin 1995. Mit diesem Zitat unterstrich Ouassima Laabich, dass sogenannte “Rassen” ein soziales Konstrukt und eine Erfindung sind. Die Essentialisierung von Menschen, also die Vorstellung, dass bestimmte Gruppen aufgrund ihrer Herkunft bestimmte Eigenschaften haben, ist eine der Grundlagen von Rassismus bzw. der verschiedenen Rassismusformen. Diese Gruppen werden systematisch durch zugeschriebene Merkmale und Vorstellungen hierarchisiert, also auf- oder abgewertet, auch um die rassistische Gesellschaftsstruktur aufrecht zu erhalten.Um nicht in die Falle dieser falschen Vorstellung zu tappen, wird aktuell von Rassifizierung oder Rassialisierung gesprochen.

Rassismus führt zur Ein- und Aufteilung von Ressourcen – er strukturiert unsere Gesellschaft und unsere Zugänge darin. Er wird oft externalisiert, als Problem von Randgruppen wie z.B. Rechtsextremen dargestellt, wodurch die Gesellschaft sich selbst von Rassismus distanzieren kann, anstatt sich selbst als durchdrungen von rassistischen Strukturen zu begreifen. Die lange Geschichte und Kontinuität von  Rassismen in Deutschland wird dabei oft vergessen. Auch antimuslimischer Rassismus geht auf eine 500 Jahre lange Geschichte zurück. Daher ist es wichtig, Rassismus  als umfassendes System von Diskursen und Praxen zu verstehen, das zur kontinuierlichen Abwertung bestimmter Gruppen und somit zur Aufrechterhaltung von Machtstrukturen dient.

Antimuslimischer Rassismus

Insbesondere um antimuslimischen Rassismus in Deutschland verstehen zu können, führte Ouassima Laabich das Konzept des “Orientalismus” nach Edward Said an, laut dem das „Andere“ immer zur Abgrenzung und als Projektionsfläche benötigt und exotisiert oder abgewertet wird, um das “eigene” aufzuwerten. 

So werden muslimische Frauen oft etwa als von ihren männlichen Verwandten oder “dem Islam” unterdrückte Objekte gesehen, die “gerettet” und “befreit” werden müssen. Eigene Handlungsmacht und Entscheidungsfreiheit wird ihnen abgesprochen.   

Mit Verweisen auf Studien machte die Referentin deutlich, dass Rassismuserfahrungen in der Schule  besonders prägend für die Lebensgestaltung und den Lebensverlauf von  Betroffenen sind. 

Empowerment und Powersharing

Empowermentstrategien haben eine lange Geschichte im Widerstand gegen rassistische Diskriminierung und gehen mit einem kollektiven Verständnis von Stärke und Machtgewinn einher. Idealerweise gehen Empowerment und Powersharing in Solidarität, Einklang und Einvernehmen einher.

So wurde im zweiten Teil des Workshops gemeinsam das Thema Powersharing bearbeitet, also das Teilen und Umverteilen von Macht und Ressourcen aus einer nicht von Rassismus betroffenen, privilegierten Positionierung heraus.

In Gruppenarbeiten wurden gemeinsam Strategien erarbeitet, wie Powersharing im Kontext der eigenen Arbeitspraxis aussehen kann, um Rassismus zu bekämpfen und sich mit Betroffenen solidarisch zu zeigen. Dazu können z.B. gehören: das Anbieten von Büro- und Eventräumen, die Bereitstellung von Geldern und Expert:innen, das Schaffen rassismuskritischer diskriminierungssensibler Räume und Sensibilisierungs- und Bildungsangebote. Qualität über Quantität wurde als Leitprinzip betont und die Wichtigkeit des Zuhörens und Umsetzens von Bedürfnissen hervorgehoben.

Abschluss und Fazit

Schließlich wurden die Notwendigkeit finanzieller Ressourcen, Bürokratieabbau, Wissenstransfer, Verantwortungsübernahme der Organisationsleitungen und persönliche Verantwortungsübernahme in Teams als essenzielle Elemente zur Bekämpfung von Rassismus und zur Förderung von Powersharing identifiziert. Der Workshop bot umfassende Einblicke und praktische Strategien zur Förderung von Empowerment und rassismuskritischem Handeln.

Daniel Männlein

Daniel Männlein ist Programmmanager im Programm openTransfer Patenschaften und gestaltet bundesweit Angebote für Patenschafts-, Mentoring- und Tandemprojekte. Er hat Sozialwissenschaften in Augsburg, Spanien und Berlin mit Schwerpunkt auf Stadt- und Migrationsforschung studiert. Vor seiner Tätigkeit bei der Stiftung Bürgermut sammelte er wertvolle Erfahrungen in der Projektförderung bei der Robert Bosch Stiftung, in der Projektarbeit bei zivilgesellschaftlichen Trägern und als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB).

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