Klimakrise erlebbar – Bildung aus Betroffenenperspektive
Session-Dokumentation – openTransfer CAMP Klima
Session von: Clemens Poldrack, querstadtein e.V.

Fotocredit: Jasmin Valcarcel | openTransfer CAMP Klima
In der Session stellte Clemens Poldrack von querstadtein e.V. das Bildungsangebot des Vereins vor. Der Verein gestaltet politische Bildung aus Betroffenenperspektive: Sie arbeitet insbesondere mit ehemals obdachlosen, wohnungs- und geflüchteten Menschen, die durch politische Stadtrundgänge, Workshops und Ausstellungen sowie digitale Angebote ihre Erlebnisse und Perspektiven teilen. Als Stadtführer:innen leiten sie Stadtrundgänge durch „ihre“ Orte. So entstehen Dialogräume, Berührungsängste werden abgebaut und Vorurteile hinterfragt. Thematische Schwerpunkte sind Wohnungslosigkeit und „Berliner Migrationsgeschichten“ sowie der neue Bereich Klima.Migration.Dialog. Ziel ist es, marginalisierte Menschen in die Rolle der Expert:innen ihrer eigenen Erfahrungen zu bringen und damit einen gesellschaftlichen Perspektivwechsel zu bewirken.
Klimakrise und Migration sichtbar machen
Ein zentrales Thema ist die Sichtbarmachung von Klimakrise und Migration, insbesondere durch das Projekt Klima.Migration.Dialog, das die Zusammenhänge zwischen Klimakrise und Migration beleuchtet und sich mit der Diskurseinnahme durch rechte Bewegungen beschäftigt. Es umfasst Touren und ein digitales Lernangebot die Zusammenhänge von Klimakrise, Ressourcen und Migration greifbar machen. Es wurden drei aktuelle Stadtführungen in Berlin aus diesem Bereich vorgestellt:
- „Climate and Change: About Desert Life and Urban Gardens“ – Wassermanagement und Parallelen zwischen Berlin-Neukölln und Iran.
- „Small Fish and Big Players: The Stories behind Climate Migration“ – Konsum, Müll und Ressourcennutzung (Fischerei).
- „On the Trail of a lost River – a Safari through Neukölln“ – Verbindung von Klimawandel und Migration am Beispiel von Wasser als Ressource.
Ein weiteres Highlight war die Vorstellung einer digitalen Lern-App, die interaktive Quizze, Videos und Hintergrundwissen aus Betroffenenperspektive bietet, um das Thema Klimamigration in Stadtteile zu bringen, in denen querstadtein noch nicht aktiv ist.
Die Teilnehmenden diskutierten darüber hinaus, wie Stadtführer:innen für diese Projekte gewonnen werden. Besonders im Bereich Klimamigration gestalte sich die Suche schwieriger, da es sich nicht um einen klassischen Fluchtgrund nach der Genfer Flüchtingskonvention handelt. Der biografische Ansatz spielt eine zentrale Rolle: Die Stadtführer:innen berichten aus eigener Erfahrung, was ihre Glaubwürdigkeit stärkt. Ein wichtiges Thema war auch die Nachhaltigkeit der Netzwerke. Durch die Touren kommen Teilnehmende mit Stadtführer:innen ins Gespräch, was für einige auch zu einem Wechsel in den „richtigen“ Job geführt hat.
Transfer und Erweiterung des Konzepts
Auch die Frage nach einem Transfer des Audioguide-Modells in andere Städten nahmen die Teilnehmenden als spannenden Gedanke mit. Weitere interessante Fragen betrafen die Erweiterung der Zielgruppen hin zu queeren Menschen, mobilitätseingeschränkten Menschen und das Thema Kinderrechte. Die Teilnehmenden tauschten sich darüber aus wie Migration und Queerness sich überlappen und wie durch solche Themen Bewusstsein für Barrierefreiheit und soziale Inklusion gestärkt werden könne.
Abschließend wurde die Frage gestellt, ob Menschen nur senden oder auch empfangen möchten. Besonders im Bereich der Wohnungslosigkeit sei das Bedürfnis nach Vernetzung groß, während im Bereich Migration Menschen oft in anderen Kreisen und Bubbles vernetzt sind und eher Sprungbretter für den Einstieg in den Arbeitsmarkt suchen. Hier läge ein großes Potenzial zum Ausbau von Netzwerken.
Für weitere Informationen zum Thema Klimazugang und App steht querstadtein zur Verfügung. Weitere Informationen zum Thema Wohnungslosigkeit findet ihr auch bei openTransfer wohnen.