Drei Wege zum Mehr: Die Greeter machen‘s einfach
Greeter zeigen Besuchern ihre Stadt – kostenlos, nachhaltig und digital vermittelt. Die Bewegung breitet sich derzeit ohne detaillierte Regeln und mit jeder Menge Spielraum auf der ganzen Welt aus.
Vor zwei Jahren ist Philipp Wilimzig über einen Zeitungsartikel gestolpert. Dort wurde über ein Stadtmarketing-Projekt der anderen Art berichtet: In Paris fanden sich immer mehr Freiwillige, die Besuchern ihre Stadt zeigen wollten – kostenlos, ohne Vorgaben, selbstbestimmt. Die Paris Greeter sind Teil einer weltweiten Bewegung, die so etwas wie authentischen Tourismus verspricht – auf der Basis von online organisierten Begegnungen, den Greets.
Da es noch keine Greeter in Berlin gab, nahmen Wilimzig und Geschäftspartnerin Stefanie Jost das Heft selbst in die Hand. Einzige Voraussetzung für die Gründung einer Greeter-Gruppe: Man muss sich zu den Grundsätzen, den sogenannten core values, des Global Greeter Network bekennen. Ansonsten hat jede Gruppe völlig freie Hand. So verzichtet der Dachverband auch auf ein einheitliches Logo und Design. Jede Greeter-Gruppe präsentiert sich unabhängig, in Logo und Design soll sich die Stadt, nicht der Verband widerspiegeln.
Bevor es in Berlin losging, zögerten die Initiatoren noch. Stefanie Jost: „Wir dachten damals, ohne Flyer, eingespielte Strukturen und ausreichend Greeter können wir nicht starten. Dann entschieden wir uns aber, einfach loszulegen.“ Der harte Kern der informellen Gruppe bestand aus insgesamt fünf Leuten, den erweiterten Kreis bildeten die heute 70 Freiwilligen, die die Greets durchführten. „Wir haben die große Freiheit beim Start sehr genossen. Wir konnten die Berlin Greeter in unserer eigenen Geschwindigkeit aufbauen und in dem Tempo wachsen, das zu uns passt“, meint Stefanie Jost. Bald kam eine Anfrage aus Hamburg, ob man das dortige Greeter-Gründungsteam nicht unterstützen könne.
„Die Hamburger beschäftigten sich mit den gleichen Fragen wie wir ein Jahr zuvor. Wir konnten unsere Erfahrungen direkt weitergeben“, erinnert sich Stefanie Jost. Inzwischen treffen sich Greeter aus ganz Deutschland regelmäßig. Es geht um Themen wie Wissenstransfer unter den Greetern, das Erstellen von Anleitungen zum Thema Öffentlichkeitsarbeit oder Freiwilligenmanagement. Holger Bottling von Berlin Greeter ist noch einen Schritt weitergegangen. Er ist Mitglied des Boards des Global Greeter Network geworden. Das Gremium entwickelt auf internationalen Meetings die Greeter-Idee weiter. Völlig ungesteuert entstanden bis heute Greeter-Gruppen in mindestens 40 Städten weltweit, mehrere Hundert sind in Gründung.
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