Festival der Skalierung 2025 – Zusammenfassung der Workshops
Vielen Dank an alle Workshopgebende, die ihre Erfahrungen und ihr Wissen geteilt haben. Hier kommen die wichtigsten Erkenntnisse aus den Workshops.
Workshop : Höher, weiter, schneller – alle wollen skalieren, doch wie gelingt das auf Dauer?
Mit Anna Schwarz, Personio Foundation, und Christian Meyn, Crespo Foundation
Im Workshop von Anna und Christian ging es um die Frage, wie NGOs ihre Resilienz stärken können, um nachhaltig zu skalieren, und was ihre Förder:innen dazu beitragen können.
- Es ist wichtig, eine neue Förderpraxis zu etablieren und den Austausch zwischen Förderorganisationen zu stärken. Der findet zum Teil bereits statt, u. a. bei #ImpulseStiften, dem Arbeitskreis Förderstiftungen im Bundesverband, aber zumeist ist das ein enger Kreis von Interessierten. Die Idealvorstellung wäre eine ungebundene Förderung und mehr Bereitschaft zum Risikokapital.
- Skalierung verläuft selten linear, sondern eher kurvenförmig – mit Phasen von Wachstum, Stillstand und Neujustierung. Dies bedeutet für die Führung auch, dass sie mit Unsicherheit, Angst und Komplexität umgehen muss. Psychologische Sicherheit ist entscheidend für nachhaltige Skalierung. Außerdem hilft die Etablierung einer Fehlerkultur in der Organisation, die auch von Führungskräften vorgelebt werden muss. Schwierigkeiten sollten auch gegenüber Förder:innen kommuniziert werden, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln.
- Mit jedem neuen Wachstumsschritt braucht es neue Strukturen in der Organisation. Während es zu Beginn (unter 10 Mitarbeitenden) kaum formale Strukturen braucht und die Organisation von niedrigschwelliger und direkter Kommunikation lebt, sollte eine Organisation ab 10 Personen Prozesse und interne Kommunikationsstrukturen aufbauen. Ab 30 Mitarbeitenden empfiehlt sich die Einrichtung von Teamstrukturen mit Abteilungen und Hierarchien sowie komplexeren Kommunikationsstrukturen. Nächste Sprünge finden in der Regel dann ab 100 und 300 Mitarbeitenden statt.
- Eine gute Beratung kann gemeinnützigen Organisationen helfen, nachhaltig zu wachsen. Die Finger lassen sollte man von halbherzige Pro-bono-Projekten, die nicht mit echtem Commitment verknüpft sind.
Workshop: Wirkung stärkt – Wie gutes Wirkungsmanagement Organisationen resilient macht
Mit Stefan Deines & Christian Werner, Initiative Wirkungsmanagement
In diesem Workshop zeigten Stefan und Christian: Wer Wirkung klar definiert und steuert, kann Wachstum gezielt gestalten, Krisen besser meistern und langfristig widerstandsfähig bleiben.
- Organisationale Resilienz heißt: Krisen bewältigen, Ziele erreichen und Motivation sichern. Die Grundlage dafür ist ein gutes Wirkungsmanagement. Denn Wirkungsmanagement fördert Klarheit und Orientierung, Entscheidungsfähigkeit, Transformationsfähigkeit, Team- und Organisationskultur sowie überzeugende Kommunikation nach innen und außen.
- Die Wirkungsplanung ist ein essenzieller Teil des Wirkungsmanagements und sollte nicht übersprungen werden. Erst dann folgt die Wirkungsanalyse. Aber auch die Schritte danach sind wichtig, denn nur so entstehen resiliente Organisation, die nachhaltig skalieren können: Was passiert mit den Ergebnissen der Analyse? Wirkungsmessung ist kein Kontrollinstrument, sondern ein Transformationswerkzeug.
- Die Wirkungskommunikation nach außen ist nicht gleich die interne Wirkungslogik – beide brauchen eigene Tools. Während die Wirkungsplanung für außen z. B. in Form der Wirkungstreppe dargestellt werden kann, sollte die interne Planung deutlich detailreicher sein.
- Damit es leistbar bleibt, muss das Wirkungsmanagement in den Alltag integriert werden – nicht noch zusätzlich zu anderen Aufgaben passieren. Hier ist es sinnvoll, auch mit dem:der Förder:in zu sprechen. Denn letztendlich ist das Wirkungsmanagement Qualitätssicherung und dafür sollten Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.
Workshop: Mentale Gesundheit und Resilienz im Team
Mit Leonie Müller, Kopfsachen e.V.
In dem Workshop ging es um die Frage, wie Teams auch in herausfordernden Zeiten stark bleiben können. Leonie teilte konkrete Strategien für mentale Gesundheit, Selbstfürsorge und eine resiliente Teamkultur.
- Besonders nach schnellen Wachstumsschritten ist es wichtig, auf die mentale Gesundheit der Mitarbeitenden zu achten. Es ist gut, regelmäßig psychische Gefährdungsbedurteilungen z.B. in Form von (anonymen) Befragungen durchführen. Wichtig ist, dass die hier auftauchenden Aspekte zu Anpassungen und Veränderungen in der Organisation führen. Sonst entsteht mehr Unmut als konkreter Nutzen.
- Spannungsfelder wie Effizienz vs. Achtsamkeit sollten offen thematisiert werden.
- Gute Praxen, um die mentale Gesundheit bei Mitarbeitenden zu stärken sind z. B.:
- Aktives zuhören und im Team-Check-in oder Weekly Überlastungen kommunizieren, sodass andere übernehmen können.
- Mental Health First Aid (MHFA)-Weiterbildung für möglichst viele Teammitglieder sowie Fortbildungen zum Thema mental gesundes Führen für die Leitungsebene sind wichtige Elemente.
- Wenn alle ihre gängigen Arbeitstage und Zeiten in der Signatur bzw. im Kalender vermerken, verhindert dies oftmals schuldbewusstes Antworten in der Freizeit, um andere nicht hängen zu lassen
- Führungskräfte dürfen Vorbilder sein – etwa, indem sie bei Unsicherheiten Hilfsangebote wie Coaching oder Therapie in Anspruch nehmen. Sie sollten auch an Teamevents zur Förderung von mentaler Gesundheit teilnehmen.
Workshop: Organisationsentwicklung im Spannungsfeld von Resilienz und Skalierung
Mit Johannes Wockenfuss, selbstständiger Organisationsentwickler
In diesem Workshop tauchten die Teilnehmenden in die Welt der Organisationsentwicklung ein und erkundeten, wie Organisationen ihre Resilienz stärken können, um ihre Wirkung nachhaltig zu skalieren. Johannes teilte Tools und Ansätze, wie man die eigene Organisationen zukunftsfähig zustellen kann.
- Eine typische Herausforderung jeder Organisation ist der Wissensverlust, wenn Mitarbeitende gehen. Daher ist es wichtig, die Personen zu stärken und ein Arbeitsumfeld zu bieten, dass sie gar nicht erst gehen. Dazu gehört auch, zu ermöglichen, bei prekären Arbeitskoditionen, Teilzeit zu arbeiten und so ein Nebeneinkommen zu ermöglichen.
- Weitere Erfolgsfaktoren für stabile Organisationen sind das Etablieren einer guten Feedback- und Fehlerkultur, sinnstiftende Arbeit sowie die Investition in ein stabiles Teamgefühl.
- Als gute Praxis haben sich Retrospektiven, Check-ins, Feedbackregeln sowie die kompetenzbasierte Zusammenarbeit bewährt. Eine klare Struktur und Rollenverteilung geben zusätzlich Sicherheit. Außerdem sparen automatisierte Prozesse Ressourcen und schaffen so Raum für Beziehungen.
- Jede Person kommt aus unterschiedlicher Lebensrealität zur Arbeit. Diverse Teams sind erfolgreicher. Daher lohnt es sich, diversitätssensibler zu werden und so die Organisation zu stärken.
- Die fünf Resilienzbereiche der betterplace-lab-Studie kann helfen, zu erkennen, wo die Organisation schon gut aufgestellt ist und in welchem Bereich sie noch stärker werden kann.
Workshop 5: Fallbeispiel S4D-Netzwerk & Bike Bridge: Kooperation macht krisenfest – Wie Netzwerke Skalierung resilient gestalten
Mit Jens Dressen, S4D Netzwerk
Ausgehend von den Erfahrungen aus dem Sport for Development (S4D) Netzwerk und seiner Entstehung in der Coronakrise ging es in diesem Workshop um die Frage, wie Zusammenarbeit zur Widerstandskraft von Organisationen beiträgt – und wie belastbare Kooperationen eine tragfähige Grundlage für nachhaltige Wirkung schaffen können.
- Das S4D-Netzwerk wurde gegründet, um zum einen dem Konkurrenzgefühl vorzubeugen sowie das Thema Sport als Methode sichtbarer zu machen. Bei allen Mitgliedern geht es um die dahinterliegenden Themen, wie Integration.
- Netzwerke und die Zusammenarbeit mit anderen stärken Skalierung und Resilienz, indem sie Wissen, Ressourcen und Motivation bündeln. Außerdem werden durch Netzwerkkooperationen Sichtbarkeit und Reichweite erhöht.
- Damit Netzwerke langfristig ihre volle Wirkung entfalten können, müssen vertrauensbasierte Strukturen aufgebaut werden. Netzwerke müssen gepflegt werden – z. B. durch „Kümmererstrukturen“ und Evaluation. Gemeinsame Werte und Mission stärken Zusammenhalt trotz Unterschiedlichkeit.
- Es braucht die Bereitschaft, Zeit in den Aufbau von Netzwerken zu stecken, damit dies gelingt. Eine Herausforderung bleibt nach wie vor die Finanzierung solcher Zusammenschlüsse verschiedener Organisationen.
Workshop: Fallbeispiel Hacker School: Skalierung beginnt mit einem Nein
Mit Julia Freudenberg, Hacker School
In dieser Session teilte Julia ihre Erfahrungen, Learnings – und auch den einen oder anderen Fuck-up – von der Skalierung der Hacker School und betonte, wie wichtig es ist, auch mal Projekte abzusagen und Teammitglieder gehen zu lassen, um langfristig die Skalierung zu stemmen.
- Zu schnelles Wachstum kann die Organisation schnell überfordern. Prozesse werden schnell zu komplex. Daher ist es entscheidend, sich zu fokussieren. Nicht alles muss gemacht oder weiterführt werden, nur weil es einmal gut funktioniert hat. Dabei kann es helfen, klare Ziele zu definieren (z. B. „Wir wollen X Jugendliche im Jahr erreichen!“) und sich dann das umzusetzen, was auf dieses Ziel einzahlt.
- Skalierung bedeutet nicht zwangsläufig mehr Personal oder Budget, sondern die Steigerung der Wirkung. Wichtig hierbei ist es, Klarheit über den Kern der Organisation und über ihre Prioritäten zu haben. Dazu sollten sich Organisationen genügend Zeit nehmen.
- Nicht alle Mitarbeitenden werden bei der Skalierung mitziehen. In dem Falle kann es helfen, sich externe Unterstützung zu holen oder mutig zu kürzen.
- Skalierung braucht Energie und Überzeugung. Lauwarm wird man nicht skalieren, aber „wenn die Pumpe läuft, kann man alles andere reparieren“.