Digitales Training: Inklusive und Barrierefreie Kommunikation im Digitalen Raum

Viele Menschen stoßen in der digitalen Medienwelt auf Barrieren: Sie können dem Inhalt nicht folgen, da z.B. Untertitel in Videos fehlen. Oder sie fühlen sich nicht angesprochen, da sie in der (Bild-)Sprache nicht vorkommen oder nur klischeehaft dargestellt werden. Durch inklusive und barrierefreie Medienarbeit werden diese Barrieren abgebaut, neue Perspektiven für kreative Inhalte erkannt und mehr Menschen erreicht. Von Web-Tools bis Floskeln – wir geben hier einen Überblick an Möglichkeiten, Medienarbeit barrierefrei und inklusiv zu gestalten – mit Hintergrundwissen zum Thema Barrierefreiheit sowie ganz praktischen Tipps und Tricks.

In diesem Workshop waren die Inhalte:

– Was es mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz 2025 auf sich hat
– Praktische Tipps zu barrierefreier Öffentlichkeitsarbeit (Bild, Text, Video, Social Media)
– Umgang mit Farbe und Kontrast, mit Tabellen und Bilddateien
– Unterschied Einfache und Leichte Sprache
– Tools zur Überprüfung der Website

Referentin

Adina Hermann ist Leiterin der Kommunikation sowie Vorstandsmitglied der Sozialheld*innen, die sich für eine inklusive Gesellschaft engagieren. Sie hat Kommunikationsdesign und Art Direction in Hamburg studiert. Heute gibt sie Workshops und bietet Beratungen zu Themen wie Diversität, Disability Mainstreaming, inklusiver Kommunikation und (digitaler) Barrierefreiheit an. 2024 veröffentlichte sie gemeinsam mit Raul Krauthausen das inklusive Kinderbuch “Als Ela das All eroberte”.


Dokumentation

Digitale Medien sind nicht für alle Menschen gleichermaßen zugänglich. Wenn Medien inklusiv und barrierefrei gestaltet werden, verschwinden solche Ausschlüsse. Gleichzeitig entsteht Raum für vielfältige kreative Ausdrucksformen – und es wird möglich, ein größeres, diverseres Publikum zu erreichen. Wie es euch gelingt, barrierefrei im digitalen Raum zu kommunizieren, darüber sprach Adina Hermann von den Sozialheld*innen in ihrem Vortrag.

Die wichtigsten Tipps & Erkenntnisse aus ihrem digitalen Training findet ihr hier:

Barrierefreie Emails

  • Keine verschnörkelte Schrift verwenden
  • Mind. Schriftgröße 10.5pt
  • Kein zu enger Zeilenabstand
  • Klare Kontraste: Textfarbe muss sich möglichst gut von Hintergrundfarbe abheben
  • Auf Farbkombinationen wie Rot/Grün verzichten (Farbfehlsichtigkeiten!)

Wie schreibe ich Alternativtexte?

  • Jede Bildbeschreibung ist besser, als keine Bildbeschreibung
  • So kurz wie möglich, so ausführlich wie nötig
  • Keine Interpretationen
  • Gerne Farben mit angeben (die meisten Blinden kennen Farben)
  • Bildtyp angeben (Foto, Strichzeichnung, Kreisdiagramm etc.)
  • Copyrightvermerk

Schnelltests für Websites – sind sie barrierefrei?

  • Schrift und Kontraste: Ist ein Kontrast zwischen Vorder- und Hintergrundfarbe gegeben? Rot/Grün Schwächen mit einbeziehen!
  • Bedienflächen: Einige Nutzer:innen haben Schwierigkeiten damit, kleine Links und Schaltflächen auszuwählen. Sind alle Links und Schaltflächen für die mobile Nutzung optimiert?
  • Bildtexte: Alle Bilder müssen mit Alternativtexten ausgestattet sein!
  • Sprache: Mit leicht verständlicher Sprache arbeiten (kurze Sätze, einfacher Satzbau, weitestgehender Verzicht auf Fremdwörter).
  • Struktur: Websites bestehen aus Strukturelementen, z.B. aus einem Block für die Navigation und einem Block mit dem eigentlichen Seiteninhalt. Innerhalb dieser gibt es Überschriften, Fließtexte oder Listen. Barrierefreie Seiten besitzen semantische Auszeichnungen für solche Strukturen. Diese helfen Menschen mit Sehbehinderungen, sich auf der Seite zu orientieren.
  • Formulare: Formulare müssen Label-Elemente zugewiesen bekommen, um barrierefrei zu sein.

Leichte Sprache vs. Einfache Sprache

Während Leichte Sprache hauptsächlich für Menschen mit Lernschwierigkeiten oder geistiger Behinderung gedacht ist, kann Einfache Sprache auch für Menschen mit Leseschwäche, Deutsch als Fremdsprache oder Personen mit begrenzter Lese- und Schreibfähigkeit hilfreich sein.

Leichte Sprache verfügt über spezielle Regeln und Strukturen, wie beispielsweise eine begrenzte Anzahl an Wörtern und eine einfache Satzstruktur, um den Text für die Leser:innen verständlicher zu machen.

Hier gibt es ein Tool, was einem hilft, Alltagssprache in Leichte Sprache umzuwandeln: Languagetool.

Einfache Sprache hingegen verfolgt ein ähnliches Ziel, aber es gibt keine festen Regeln oder Strukturen dafür. (Achtet auf: kurze Sätze, einfache Satzstruktur, keine Bildsprache, keine Fremdwörter).

Was macht barrierefreie PDF-Dokumente aus?

  • Sie lassen sich mit Screenreadern oder Vergrößerungs-Softwares gut lesen.
  • Der Fokus sollte hierbei immer auf Informationsvermittlung liegen, dagegen sollten verwirrende/verspielte Layouts vermieden werden
  • Ein gutes, diesbezügliches Erklärvideo der Uni Potsdam findet ihr hier: Erklärvideo Barrierefreie Dokumente.

Wie lege ich barrierfreie Dokumente in Microsoft Word an?

  • Zunächst weist eurem Text eine Formatvorlage zu (dafür einfach einen Textabschnitt markieren und eine Formatvorlage zuweisen (Standard). Beispiel: Überschriften / Unterpunkte (etc.). So lässt sich auch automatisch ein Inhaltsverzeichnis erstellen.
  • Verwendet serifenlose Schriftarten (Bspw. Arial oder Helvetica)
  • Damit der Screenreader weiß, mit welcher Sprachbetonung er den Text vorlesen soll, ist es wichtig die Dokumentsprache einzustellen (meist ist Deutsch voreingestellt).

Barrierefreie Verlinkungen

  • Damit eine Verlinkung gut lesbar ist, ist es sinnvoll einen Link nicht alleinstehend, sondern mit einem beschreibenden Begriff zu versehen. (Beispiel: „Website Stiftung Bürgermut“ oder ähnlich).

Aufzählungen und Listen

  • Sind ein weiteres, wichtiges Strukturierungsmittel
  • Damit Listen aus Word auch später im PDF als Listen getagged und somit von Screenreadern erkannt werden, müssen die von Word vorgesehenen Listenwerkzeuge genutzt werden (nicht händisch Absätze / Unterpunkte einfügen!)

Tabellen

  • Müssen visuell und maschinell als solche erkennbar sein, daher sollten sie mit den dafür vorgesehenen Tabellenwerkzeugen erstellt werden (nicht durch manuelle Leerzeichen)
  • Die erste Zeile einer Tabelle muss als Überschrift gekennzeichnet werden
  • Auch einer Tabelle muss ein Alternativtext zugeordnet werden

Kontraste

  • Am besten sind hohe Kontraste zwischen Schriftfarbe und Hintergrund (wie schwarz/weiß etc.)
  • Um Wörter hervorzuheben, sollte man diese am besten durch eine Farbe unterlegen und durch eine Fettung hervorheben.

Ein Dokument auf Barrierefreiheit prüfen

  • Über den Menüpunkt Extras gelangt man zum Unterpunkt „Barrierefreiheit überprüfen“

Materialien der Referentin


Die Digitale Trainingsreihe findet im Rahmen des Programms openTransfer Patenschaften statt. openTransfer Patenschaften fördert die Vernetzung, den Wissenstransfer und die Verbreitung von Patenschafts-, Tandem, und Mentoring-Initiativen bundesweit. Alle Angebote des Programms sind kostenfrei. Mehr Informationen unter http://opentransfer.de/projekte/patenschaften/.

openTransfer Patenschaften ist ein Programm der Stiftung Bürgermut, gefördert durch das Bundesprogramm “Menschen stärken Menschen” des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Lisa Hiller-Klank

Lisa Hiller-Klank ist bei der Stiftung Bürgermut als Projektkoordinatorin bei openTransfer #Patenschaften tätig. Sie studierte Amerikanistik (MA American Studies) und Soziologie an der Humboldt Universität Berlin und verbrachte ein Semester in Sydney. Nach ihrem Abschluss arbeitete sie für die Berliner Tafel e.V. in der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Anschließend war sie als Projektkoordinatorin im Bereich Kinder- und Jugenddelinquenz der Stiftung SPI in Berlin tätig.