„Eine hauptamtliche Fachkraft ist sehr, sehr sinnvoll“

Das Patenschaftsnetzwerk AusbildungsPatenProjekte NRW macht sich nicht nur für die professionelle Ausbildung ihrer Patenschüler:innen stark. Melanie Demor, eine der Koordinatorinnen des Netzwerkes, erzählt uns im Interview, wie das Netzwerk auch als Beratungs- und Begleitstelle alte und neue Projekte in ganz NRW unterstützt – für mehr Wirkung, neue Freiwillige und gemeinsame Qualitätsstandards.

Koordinatorinnen Katharina Wehner (links) und Melanie Demor, Foto: Sven Lorenz, Essen

Das Netzwerk AusbildungsPatenProjekte NRW existiert seit 2006. Initiiert wurde es von drei Projekten aus Essen, Recklinghausen und Gelsenkirchen, die sich mit anderen, ähnlichen Projekten landesweit austauchen wollten. Seitdem treffen sich die Projekte zweimal jährlich – und inzwischen sind 24 Projekte aus dem ganzen Bundesland dabei. Zu Beginn arbeitete das Netzwerk noch komplett ehrenamtlich. „Doch irgendwann war klar: Auf die Dauer ist das nicht zielführend, wenn es kein Budget gibt und keiner sich darum kümmern kann“, sagt Melanie Demor, die seit 2015 die AusbildungsPatenProjekte NRW gemeinsam mit Katharina Wehner koordiniert. Das Besondere an der Struktur: Die Koordinierungsstelle hat nicht nur einen, sondern gleich zwei Standorte; in Köln, geleitet durch Melanie Demor, und in Mülheim an der Ruhr, geleitet durch Katharina Wehner. So können Projekte im ganzen Bundesland erreicht und besucht werden. Und das unterstützen gleich mehrere Förderer: die Landesregierung Nordrhein-Westfalen und die NRW Bank.

Netzwerkkoordinierung als Beratungsstelle

Neben der Organisation von Fachveranstaltungen und Fortbildungen für Projektleitende bietet die Koordinierungsstelle auch Beratung für Ausbildungspatenprojekte an, die sich erst gründen möchten. Sie wird rege in Anspruch genommen; sei es von Interessierten aus Kreisen, Organisationen oder Freiwilligenagenturen. Einige benötigen Beratung zur Finanzierung, anderen fehlen noch Kontakte zu Schulen oder potentiellen Ehrenamtlichen. „Man muss sich dessen bewusst sein, was da alles dranhängt“, mahnt Melanie Demor. Ihr ist es wichtig, dass neue Projekte wissen, was auf sie zukommt und die Qualitätsstandards des Netzwerks einhalten.  

Doch nicht nur neu gegründete Projekte werden durch die Netzwerkkoordinatorinnen unterstützt: „Wir beraten auch Projekte, die schon länger existieren und bei denen es hakt. Einige Projekte hatten zum Beispiel Beratungsbedarf, als mehr geflüchtete Jugendliche in ihr Projekt gekommen sind“, berichtet Demor. Ein weiteres Thema, das viele Projekte umtreibt, ist Finanzierung: „Wir kommen leider immer noch nicht weg davon, dass Projekte nur zwei oder drei Jahre lang gefördert werden, auch wenn sie langfristig angelegt sind. Das bereitet Vielen Kopfzerbrechen.“

Foto: AusbildungsPatenProjekte NRW

Immer wieder wirbt Melanie Demor bei den Projekten dafür, sich um Finanzierung zu bemühen, und um professionelle und pädagogische Begleitung der Pat:innen. „Eine hauptamtliche Fachkraft ist sehr sehr sinnvoll“, rät sie Projekten. Das gelte für Projekte, aber natürlich auch für Netzwerke, so wie für die AusbilungsPatenProjekte NRW: „Wir sehen ja, wie das Netzwerk vor und nach 2015 arbeiten konnte. Das ist ein sehr großer Unterschied“, so Demor.

Ein Unterschied, der sich auch in Zahlen niederschlägt: Inzwischen hat die Koordinierungsstelle bereits an die 200 Beratungen mit Trägern von Ausbildungspatenprojekten und solchen, die ein Projekt entwickeln wollen, durchgeführt.

Fachtag für Patenschaftsprojekte

Alle ein bis zwei Jahre laden die AusbildungsPatenProjekte außerdem zu einem Fachtag, der neue Trends und Ausblicke diskutiert. Ein Schwerpunkt des diesjährigen Fachtags am 8. Oktober 2019 lag auf dem Thema Veränderungsprozesse. Dabei spielten digitale Kommunikationsformen von jungen Pat:innen und Jugendlichen eine Rolle sowie das Thema „Junge Ausbildungspat:innen als neue Zielgruppe“. Auch der Bedarf von Angeboten für Jugendliche neben der Patenschaft wurde thematisiert. „Viele Projekte haben in den letzten Monaten beobachtet, dass es schwierig ist, die Jugendlichen direkt zu einer 1:1 Patenschaft mit einem fremden Menschen zu gewinnen. Was brauchen die Jugendlichen noch zusätzlich, damit sie sich darauf einlassen und nicht abbrechen?“, fragt sich Melanie Demor. Einige Projekte haben gute Erfahrungen mit vorausgehenden Kunst- oder Graffitiworkshops gemacht, von denen sie anderen Projekten berichteten.

Ehrung der Pat:innen auf dem Fachtag am 8. Oktober 2019,
Foto: Volker Flecht

Mehr zum Fachtag und zu den Aktivitäten der AusbildungsPatenProjekte NRW findet ihr hier:

http://www.ausbildungspaten-nrw.de/

Nora Lassahn

Nora Lassahn betreute als Projektmanagerin die openTransfer Akademie und die openTransfer CAMPs. Sie studierte Literaturwissenschaft und Publizistik in Berlin und Verona. Während des Studiums arbeitete sie beim Bündnis für Demokratie und Toleranz, der Einstein Stiftung Berlin und verbrachte ein Semester beim UNHCR in Malaysia. Anschließend verschlug es sie nach Norddeutschland, wo sie die Öffentlichkeitsarbeit eines Netzwerks zur Arbeitsmarktintegration beim Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein gestaltete.

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