In den kommenden Jahren entwickelt die junge Mutter die Idee
ihres Lebens. Ihr ist von Anfang an klar: „Das ist das Größte und
Wichtigste, was du jemals gemacht hast.“ Das Konzept ist beste-
chend einfach. Ehrenamtliche Frauen, selbst erfahrene Mütter,
unterstützen junge Familien mit Rat und Tat in den ersten Wochen
nach der Geburt. An einem oder zwei Tagen in der Woche schaffen
sie den jungen Müttern ein paar Stunden Freiraum und helfen mit
ihrer Erfahrung. Der Einsatz dieser ehrenamtlichen Helferinnen
wird von einer hauptamtlichen Koordinatorin gesteuert. Für diese
Hilfe muss niemand eine besondere Bedürftigkeit nachweisen. Sie
steht jeder jungen Familie oder Alleinerziehenden nach der Geburt
gegen eine geringe Gebühr zu.
„Ich war nie der Meinung, dass der Staat zwischenmenschliche
Hilfe und Zuwendung regeln sollte“, sagt RoseVolz-Schmidt. In
ihrem Heimatdorf Liebelsberg im Schwarzwald war der Ortspoli-
zist zugleich der Bürgermeister. Da kennt und hilft man sich. Ihre
Idee soll Liebelsberg überallhin bringen, in Metropolen und Klein-
städte, in Landkreise und Ballungsräume.
Rose Volz-Schmidt startet ihr
Projekt 2001 in Hamburg und
in Norderstedt, noch unter
dem Dach ihres damaligen
Arbeitgebers, einem evangeli-
schen Bildungsträger. Der
lässt sie ihren „Wochenbettser-
vice“ zwar beginnen, stellt
aber weder Geld noch zusätz-
liche Arbeitszeit zur Verfü-
gung. Sie rechnet zu Beginn
mit 40 bis 50 Familien. Es
melden sich gerade mal fünf.
Außerdem wollen die freiwilligen Helferinnen zwar gern mitarbei-
ten, sich aber nur ungern qualifizieren lassen. Hat Rose Volz-
Schmidt den Bedarf überschätzt? Und am Ende gar sich selbst?
Rose Volz-Schmidt hat eine intelligente
Organisation erfunden, die ständig lernt.
Stiftung Bürgermut/www.opentransfer.de
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