Change.org: Basics des Online-Campaigning

Sebastian Schütz von Change.org beim openTransfer CAMP #Digitalisierung am 20. April 2018 in Stuttgart

Wie kann man mit geringen Mitteln ein wichtiges Anliegen aufbereiten und viele Menschen dafür gewinnen? Eine digitale Kampagne kann die Antwort sein, wenn ein engagiertes Team dahinter steht und eine gute Idee vertritt. Was man darüber hinaus für ein erfolgreiches Campaigning beachten sollte, erklärte Sebastian Schütz.

„An was denkt ihr, wenn ihr über Online-Kampagnen nachdenkt?“ Sebastian Schütz, der bei der Online-Petitionen Plattform Change.org arbeitet, hatte früher vor allem den US-Wahlkampf mit dem Begriff „Kampagnen“ in Verbindung gebracht. Die USA sind bekannt für groß angelegte Kampagnen, die Unsummen verschlingen und die versuchen, sich gegenseitig zu übertrumpfen. Sebastian Schütz betonte, dass erfolgreiche Kampagnen nicht nur von Politikerinnen und Politikern mit großen Wahlkampf-Budgets umgesetzt werden können, sondern von jedermann. Dabei spiele es keine Rolle, ob die Petition auf einer Plattform wie Change.org oder auf der eigenen Homepage läuft. Ein gutes Beispiel dafür: die Petitionsstarterin Marianne Grimmenstein, die mit einer Online-Kampagne auf die fehlende Transparenz des Handelsabkommens CETA aufmerksam machte. Ihr kurzfristiges Ziel, vor dem Bundesverfassungsgericht gegen den Vertrag zu klagen, erreichte sie im August 2016: Sie reichte eine professionelle Klageschrift und fast 70.000 Klagevollmachten beim Verfassungsgericht in Karlsruhe ein. Kurze Zeit danach wurde CETA mit einer einstweiligen Anordnung gestoppt. Die Online-Petition wurde mittlerweile 300.000 Mal unterschrieben und die Klägerin kämpft noch immer dafür, dass auch im Hauptsachverfahren CETA endgültig gestoppt wird.

Ein junger Mann spricht mit einer älteren Frau.

Im Grunde gehe es, so Schütz, im ersten Schritt um die grundlegenden Fragen: Was wollen wir erreichen? Wen wollen wir erreichen? Was wollen wir von den Menschen, nachdem wir sie erreicht haben? Die Petition stehe am Anfang einer Kampagne, und die Unterschrift sei der erste Schritt ins Engagement. Ziel müsse es sein, das eigene Anliegen publik zu machen. Hierfür sei ein großer Verteiler und Netzwerk von großem Nutzen. „Bei bestimmten Themen ist es einfach, Menschen zu mobilisieren und auf die Straße zu bringen“, so Sebastian Schütz. Bei Themen wie dem Teilhabegesetz, das für viele Menschen nicht greifbar ist, falle es schwerer. Daher bleibe es wichtig, persönliche Geschichten zu erzählen. Die Kampagne müssten ein Gesicht haben, Probleme auf Augenhöhe erklärt werden, Geschichten glaubwürdig sein.

Was kommt nach dem Klick?

Genau diese Frage sollte bereits im Vorfeld geklärt werden, damit das Potenzial der Kampagne und die Aufmerksamkeit, die damit einhergeht, ideal ausgenutzt werden. Es können zum Beispiel Telefonaktionen, Gespräche mit Entscheidern oder andere Aktionen folgen, die zum Erreichen des Ziels führen. Dabei spielten Timing und Dramaturgie, Kreativität und Durchhaltevermögen eine wichtige Rolle. Eine Petition am 1. Januar zu starten, mit der man auf die Verschmutzung von Sylvester-Böllern aufmerksam machen möchte, sei nicht zielführend. Auch böten sich Anlässe oder Themen, die von aktuellem Interesse sind, an, um eine Petition zu starten.

Wann ist eine Kampagne erfolgreich?

Eine Kampagne, die eine klare Forderung beinhaltet, ist erfolgreich, wenn folgende Ziele erreicht wurden: Personen, die die Petition im Vorfeld unterschrieben haben, nehmen auch an der Aktionen teil. Entscheidungsträgerinnen und -träger werden mobilisiert und Medien auf das eigene Thema aufmerksam. Die Unterschrift der Petition ist nur der erste Schritt des Engagements und gibt einen Impuls zum Handeln.

https://www.change.org/

Foto: © Henning Schacht

Bea Hasse

Bea Hasse unterstützt bei der Stiftung Bürgermut als Projektleiterin das Projekt openTransfer Patenschaften. Darüber hinaus unterstützt sie bei der Organisation der verschiedenen Veranstaltungsformate der Stiftung. Nach ihrem Studium der Ethnologie (MA Europäische Ethnologie) an der Humboldt Universität Berlin, arbeitete sie bei einem Berliner Verein als Projektleiterin und sammelte erste Erfahrungen im dritten Sektor.

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