Freifunk – Grenzen abbauen auch im Netz

freifunk logoZugang zu Bildung, Informationen und Kommunikation ist ein Menschenrecht – so sehen es die freifunker. Aus diesem Grund richten sie in immer mehr Städten kostenloses WLAN ein. Inzwischen versorgen sie auch zahlreiche Flüchtlingsunterkünfte mit Internetzugängen.

 

freifunk ist eine nicht kommerzielle Initiative für freie Funknetzwerke. „Frei“ wird von den Funkerinnen und Funkern als „öffentlich und anonym zugänglich, nicht kommerziell, unzensiert, im Besitz einer Gemeinschaft und dezentral organisiert“ verstanden. Im deutschsprachigen Raum gibt es freifunk schon an mehr als 290 Orten.

freifunk ist Teil einer globalen Bewegung für freie Infrastrukturen und offene Funkfrequenzen. Ihre Vision ist die flächendeckende Verbreitung freier Netzwerke, die Demokratisierung der Kommunikationsmedien und die Förderung lokaler Sozialstrukturen. Das funktioniert über die Community: Nutzerinnen und Nutzer im freifunk-Netz stellen ihre WLAN-Router für den Datentransfer anderer Teilnehmenden zur Verfügung. Im Gegenzug können auch sie Daten über das interne Netz übertragen oder über speziell eingerichtete Dienste chatten, telefonieren und gemeinsam Online-Games spielen. Der Austausch basiert also nicht auf kommerziellen Interessen, sondern auf dem freiwilligen Geben und Nehmen aller im Netzwerk.

Freier Funk für Geflüchtete

Noch haben längst nicht alle Flüchtlingsunterkünfte freien Internetzugang. Die freifunk-Gruppen unterstützen daher Geflüchtete sowie Helferinnen und Helfer mit der Anbindung an das freifunk-Netz. Sie ermöglichen den Internetzugang in Flüchtlingsunterkünften durch den Aufbau von rechtsicherem, freiem WLAN. Eine Liste bisheriger Projekte wurde angelegt.

Wer sich dafür engagieren will, dass auch Flüchtlingsunterkünfte mit Internet versorgt werden, sollte erst einmal gucken, ob es eine freifunk-Gruppe in der Nähe gibt. Das Einfachste ist, zum nächsten Gruppentreffen zu gehen und herauszufinden, ob man sich dort wohlfühlt. Mit dem Know-how der freifunker vor Ort lässt sich das „Verfreifunken“ von Unterkünften am besten organisieren.

Wer in einem „freifunk-Loch“ wohnt, wo es also noch keine anderen freifunker gibt, der erhält über die nächstgelegenen Gruppen diverse Tipps, wie man startet, und online gibt es wertvoller Hinweise, wie das schnell gelingt.

Freifunk Laptop

5 Schritte zum WLAN

1. Lage sondieren
Welche Unterkünfte in der Gegend sind schon versorgt? Ist die Einrichtung von freifunk überhaupt erwünscht? Manche freifunk-Gruppen (z. B. freifunk Hamburg) haben eigens eine Liste, in die sich Personen, die die Versorgung einer bestimmten Unterkunft planen, als Kontaktpersonen eintragen können. Größere Vorhaben sollten der örtlichen freifunk-Gruppe vorgestellt werden.

2. Den Zugang finden
Es ist häufig die größte Hürde, einen Zugangspunkt ins Netz zu finden (Uplink). Für das Bereitstellen eines Uplinks gibt es verschiedene Ansprechpartnerinnen und -partner. Zum einen die Unterkunft selbst: Ist bereits ein Internetanschluss vorhanden, kann man anfragen, ob dieser geteilt werden kann. Alternativ könnte eine Flüchtlingshilfegruppe, Privatperson oder Firma einen DSL-Anschluss in der Unterkunft mieten. Falls das nicht möglich ist, gibt es noch den Weg über Privatpersonen oder Firmen, die in Funkreichweite (mit Sichtverbindung) zur Unterkunft ansässig sind und einen Teil ihres Anschlusses „spenden“. Hier waren in der Vergangenheit zum Beispiel Aufrufe über Facebook erfolgreich. In manchen Fällen stellte auch die Stadt oder der Landkreis einen Anschluss bereit.

3. Abschätzen des Hardwarebedarfs
Eine ganze Unterkunft zu versorgen ist recht aufwendig. Besser kann es deshalb sein, sich auf einen Teil der Unterkunft, zum Beispiel die Gruppen- oder Aufenthaltsräume, zu beschränken.
Wenn dies geklärt ist, kann man den genauen Hardwarebedarf kalkulieren. Anschließend muss mit dem jeweiligen Hausherren (Betreiber der Unterkunft, Stadt, Camp-Leitung) besprochen werden, ob die Hardware aufgestellt werden darf. In der Regel wird dies eher gestattet, wenn wenige oder keine Kosten bzw. keine Arbeit für Installation und Wartung entstehen und wenn die vorhandene IT-Infrastruktur unangetastet bleibt. Auch vom zuständigen Sozialamt muss eine Genehmigung erfolgen. Ist das geklärt, sollten gegebenenfalls einzurichtende Rundfunkrichtstrecken getestet werden, bevor in die Hardware investiert wird.

4. Klärung der Finanzierung
Um die nötigen finanziellen Mittel zu erhalten, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum einen kann man selbst Spenden sammeln (z. B. bei der Arbeit, in der Uni, bei Freunden/der Familie …). Alternativ könnte man über den Förderverein oder Plattformen wie betterplace.org eine Spendenkampagne durchführen. Die dritte Option ist es, einen Förderantrag an verschiedene Stiftungen, Vereine oder andere Institutionen zu stellen.

5. Beschaffung und Konfiguration der Hardware
Hat man das benötigte Budget zusammen, kann die Hardware angeschafft und konfiguriert werden. Dabei gilt: Je weniger speziell konfiguriert werden muss, desto einfacher ist die Wartung der Router.
Abschließend wird das Netz getestet und die Installation dokumentiert.

 

Steckbrief

Name: freifunk
Thema: Flüchtlinge, Partizipation, Internetzugang
Verbreitung: bereits viele Standorte deutschlandweit
Sucht Co-Gründer in: bundesweit/europaweit
Teamgröße: je nach Sachkenntnis
Kosten: Hardware und ggf. monatliche Gebühren (etwa 800 € für zwei Jahre, inkl. der Anschaffungskosten)
Info: https://freifunk.net/

 

Der Artikel entstammt dem E-Book „Refugees. Richtig gute Projekte, Tipps und Tools„.

CC Lizenz

Dieser Text steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Nicht Kommerziell-Keine Bearbeitung 3.0 Unported Lizenz.

Henrik Flor

Diplom-Politologe, absolvierte nach dem Studium ein Verlagsvolontariat und betreute danach für eine Kommunikations-Agentur verschiedene Kunden aus der Buchbranche. Er leitete bis 2021 den Bereich Redaktion & Konzeption bei der Stiftung Bürgermut, baute dort das digitale Engagement-Magazin Enter auf und war von Anfang an bei der Entwicklung von opentransfer.de dabei. Nach einer Station bei der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt, leitet er die Kommunikation bei der Stiftung Bürgermut.

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