Bildungsklassismus und klassismuskritische Bildungsförderung – (k)ein Thema für die Soziale Arbeit?

Session-Dokumentation – openTransfer CAMP #VielfaltStärken

Session von: Felix Heiden (Masterstudent Soziale Arbeit – HTWK Leipzig)

Fotocredit: Jasmin Valcarcel | openTransfer CAMP #VielfaltStärken

Die Session von Felix Heiden, Masterstudent Soziale Arbeit – HTWK Leipzig, befasste sich mit den Auswirkungen von Klassismus auf das Bildungssystem und der Notwendigkeit einer klassismuskritischen Perspektive in der Sozialen Arbeit, insbesondere in der Schulsozialarbeit.

Einstiegsfragen an die Teilnehmer:innen:

  • Welche Erfahrungen habt ihr mit Bildungsklassismus?
  • Was müssen Bildungsinstitutionen tun, um klassismus-sensibel zu agieren?
  • Welche Erwartungen habt ihr an die Schulsozialarbeit?

Kurzimpuls:

Klassismus: Diskriminierung aufgrund sozialer oder ökonomischer Benachteiligung.

  • Im englischen Sprachraum seit den 1970er Jahren bekannt (geprägt u.a. durch Bell Hooks).
  • Erste Erwähnung im deutschen Raum 1988, verstärkter Diskurs seit den 2000er Jahren (z.B. Anja Kemper).

Bildungsklassismus:

  • In der Leistungsgesellschaft wird Bildung als Schlüssel zum Erfolg angesehen, vorausgesetzt wird der gleiche Zugang für alle.
  • Es gibt jedoch keine Chancengerechtigkeit.
  • Unsichtbare Aspekte: Scham, Anpassungsschwierigkeiten, Leistungsdruck, Armut im Bildungsalltag.
  • Hermeneutische Ungerechtigkeit: Betroffene spüren Ungerechtigkeit, können sie aber oft nicht benennen.

Folgen von Bildungsklassismus:

  • Bildungsungleichheit: Laut letzter PISA-Studie haben 79% der Schüler
    akademischen Hintergrund, 21% nicht.

Diskussion:

Herausforderungen:

  • In der Ausbildung von Lehrkräften gibt es keinen konkreten Fokus auf Klassismus.
  • Wenige Lehrangebote zu Klassismus, oft wird eher über soziale Benachteiligung gesprochen.
  • Strukturelle Probleme: Mangel an Angeboten, Finanzierung und Ressourcen sowie fehlende Bereitschaft bei Schulen und Lehrkräften.

Verschränkung von Klassismus und Rassismus:

  • Diese treffen im Schulkontext häufig aufeinander und verstärken sich gegenseitig.

Einfluss des Elternhauses:

  • Zugang zu Büchern und Bildung sowie Ressourcen zur Förderung spielen eine Schlüsselrolle.

Gedanken zur Sensibilisierung:

  • Sensibilisierung betroffener Menschen.
  • Die Notwendigkeit eines Changeprozesses, der über den Mythos „Vom Tellerwäscher zum Millionär“ hinausgeht.

Erwartungen an die Schulsozialarbeit:

  • Verteilung der Verantwortung:
    • Die Last darf nicht allein auf den Schultern der Schulsozialarbeiter:innen
      liegen, sondern muss fair verteilt werden.
  • Rolle der Schulsozialarbeit:
    • Schulsozialarbeit darf nicht nur dazu dienen, „Probleme“ zu lösen, damit Schüler:innen wieder „funktionieren“.
    • Notwendigkeit, dass Schulsozialarbeit strukturelle Probleme adressiert und nicht nur Symptome behandelt.

Die Session verdeutlichte die Notwendigkeit einer klassismuskritischen Perspektive in der Bildungsförderung und Schulsozialarbeit. Es gibt erhebliche strukturelle Herausforderungen, die angegangen werden müssen, um eine gerechtere Bildung zu ermöglichen. Die Diskussion hob die Bedeutung der Sensibilisierung, der Verantwortungsteilung und der umfassenden Unterstützung betroffener Schüler:innen hervor.

Daniel Männlein

Daniel Männlein ist Programmmanager im Programm openTransfer Patenschaften und gestaltet bundesweit Angebote für Patenschafts-, Mentoring- und Tandemprojekte. Er hat Sozialwissenschaften in Augsburg, Spanien und Berlin mit Schwerpunkt auf Stadt- und Migrationsforschung studiert. Vor seiner Tätigkeit bei der Stiftung Bürgermut sammelte er wertvolle Erfahrungen in der Projektförderung bei der Robert Bosch Stiftung, in der Projektarbeit bei zivilgesellschaftlichen Trägern und als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB).

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