Vom Ankommen zum Mitmachen: Inklusive Vereinsstrukturen schaffen

Session-Dokumentation – openTransfer CAMP #VielfaltStärken

Session von:  Paula Buntenschön & Judith Heese (Freiwilligenagentur Leipzig)

Fotocredit: Jasmin Valcarcel | openTransfer CAMP #VielfaltStärken

Die Session von Paula Buntenschön und Judith Heese von der Freiwilligenagentur Leipzig (FWAL) beschäftigte sich mit der Förderung des ehrenamtlichen Engagements von Menschen mit Flucht- oder Migrationserfahrung. Ziel war es, darüber zu reflektieren, wie Barrieren abgebaut und die transkulturelle Öffnung in Vereinen gefördert werden kann, um die Partizipation zu erhöhen und gleichzeitig den Nachwuchsbedarf gemeinnütziger Organisationen zu decken.

Viele Menschen mit Flucht- oder Migrationserfahrung wollen sich ehrenamtlich engagieren, um ihre Fähigkeiten einzubringen, Kontakte zu knüpfen und ihren Lebensort aktiv mitzugestalten. Gleichzeitig haben viele Vereine Nachwuchsbedarf. Der Einstieg in ein Ehrenamt ist jedoch oft durch bewusste oder unbewusste Barrieren erschwert.

Die Freiwilligenagentur Leipzig bietet Beratungen für Vereine an und hat unter anderem den Leipziger Engagementcampus ins Leben gerufen. Aus der Erfahrung der FWAL zeigt sich, dass häufig Sprachbarrieren und andere Hürden eine transkulturelle Öffnung verhindern können. Daher ist die Frage zentral, wie Vereine für die transkulturelle Öffnung sensibilisiert und motiviert werden können. Obwohl viele Vereine bereits erste Schritte in Richtung transkulturelle Öffnung unternommen haben, stehen diese Maßnahmen oft nicht an oberster Stelle ihrer Prioritätenliste.

Die Teilnehmenden der Session diskutierten verschiedene Ansätze, um transkulturelle Öffnung zu fördern:

  • Informationsveranstaltungen und Fragebögen können Instrumente sein, um potenzielle Mentor:innen und Mentees kennenzulernen und Barrieren zu identifizieren.
  • Mehrsprachige Erklärungen und Dokumentationen können dabei helfen, Verständnis zu fördern und Zugänge zu erleichtern.
  • Peer-to-Peer-Mentoring Programme, bei denen erfahrene Ehrenamtliche neue Freiwillige begleiten und unterstützen, können besonders effektiv sein.
  • Handreichungen und Checklisten bieten Vereinen konkrete Anleitungen und Unterstützungsmöglichkeiten. Hier wurde jedoch darauf hingewiesen, dass solche Dokumente knapp und prägnant sein sollten, um nicht die Ressourcen der Vereine zu überstrapazieren.
  • Externe Unterstützung: Viele Teilnehmende betonten den Wert externer Beratungen und Schulungen, um die transkulturelle Öffnung in den Vereinen voranzutreiben.

Herausforderungen und praktische Erfahrungen

  • Sprachbarrieren: Diese werden oft als große Hürde wahrgenommen, können aber durch kreative Lösungen wie Sprachanimation und mehrsprachige Projekte überwunden werden.
  • Mentoring und Unterstützung: Mehrere Teilnehmende berichteten von positiven Erfahrungen mit dualen Mentoring-Ansätzen, wo mehrere Mentor:innen gemeinsam tätig sind, um die Belastung zu teilen und eine breitere Unterstützung zu bieten.
  • Ehrenamtliche Motivationen: Persönliche Motivationen, wie der Wunsch, die Sprache zu lernen, können eine valide und wertvolle Grundlage für ehrenamtliches Engagement darstellen. Diese Motivationen sollten offen kommuniziert und als Chance gesehen werden, um besonders zuverlässige Ehrenamtliche zu gewinnen, die sich langfristig engagieren.
  • Vereinsinterne Strukturen und Kultur: Die Bereitschaft, sich transkulturell zu öffnen, muss von den Vereinsstrukturen und der Kultur unterstützt werden. Hierbei sind eine kontinuierliche Reflexion und Anpassung der internen Prozesse notwendig.

Die Förderung von Vielfalt und Inklusion in Vereinsstrukturen erfordert ein Bewusstsein für bestehende Barrieren und aktive Maßnahmen zu deren Abbau. Dies schließt sowohl praktische Hilfestellungen als auch eine grundsätzliche Offenheit und Anpassungsbereitschaft der Vereinsstrukturen ein. Durch gezielte Schulungen, Beratungen und den Austausch bewährter Praktiken können Vereine besser auf die Bedürfnisse von Menschen mit Flucht- oder Migrationserfahrung eingehen und ihnen den Zugang zu ehrenamtlichem Engagement erleichtern.

Daniel Männlein

Daniel Männlein ist Programmmanager im Programm openTransfer Patenschaften und gestaltet bundesweit Angebote für Patenschafts-, Mentoring- und Tandemprojekte. Er hat Sozialwissenschaften in Augsburg, Spanien und Berlin mit Schwerpunkt auf Stadt- und Migrationsforschung studiert. Vor seiner Tätigkeit bei der Stiftung Bürgermut sammelte er wertvolle Erfahrungen in der Projektförderung bei der Robert Bosch Stiftung, in der Projektarbeit bei zivilgesellschaftlichen Trägern und als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB).

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