Awareness – aufmerksames Miteinander

Workshop-Dokumentation – openTransfer CAMP #VielfaltStärken

Referent:innen: Initiative Awareness

Foto: Jasmin Valcarcel | openTransfer CAMP #VielfaltStärken

Der Workshop „Awareness – aufmerksames Miteinander“ unter der Leitung der Initiative Awareness zielte darauf ab, einen rücksichtsvollen, verantwortungsbewussten und solidarischen Umgang miteinander durch das Kennenlernen des Awareness-Konzepts zu fördern. Es wurde betont, dass Awareness-Arbeit nicht nur als Dienstleistung für Events verstanden werden sollte, sondern als eine umfassende und nachhaltige Veränderung der eigenen Strukturen und der Gemeinschaft.

Die Ausgangslage von Awareness sind die Existenz und Erfahrungen von Diskriminierung und Gewalt. Diskriminierung umfasst Stereotypisierung, Abwertung, Ausgrenzung und Machtgefälle, und unterscheidet sich von einfachen Beleidigungen. Gewalt, einschließlich sexualisierter Gewalt, ist die Machtausübung gegen den Willen einer Person und kann sowohl auf Events als auch in der Gesellschaft vorkommen. Awareness ist ein Schutzkonzept mit klaren Ansprech- und Unterstützungsstrukturen, das in herausfordernden, übergriffigen oder diskriminierenden Situationen emotionale erste Hilfe bietet und die Handlungsfähigkeit betroffener Personen wiederherstellt. 

Awareness hat dabei keine vereinheitlichte Definition. Vielmehr geht es darum, was Awareness für die jeweilige Community, Organisation, Veranstaltung oder Situation bedeutet und auf welche Weise man sich damit auseinandersetzt. Historisch gilt Ann Wiesental im deutschsprachigen Raum als Pionierin der Awareness-Arbeit, stark beeinflusst von der zweiten Welle des Feminismus. Das Konzept der „transformative justice“ und der community-basierten Verantwortungsübernahme, entwickelt von Schwarzen und BIPoC Feminist:innen, spielt eine zentrale Rolle.

Das Awarenesskonzept hat dabei Grenzen. Es garantiert keine absolut sicheren Räume, da alle Menschen Gewalt ausüben und erfahren können. Daher gibt es den Begriff der “safer spaces”, also sicherer Räume. Vier Säulen der Awareness-Arbeit lassen sich identifizieren: 

1) Definitionsmacht: Betroffene Personen haben das Recht zu definieren, was sie als Gewalt oder Diskriminierung erleben.

2) Parteilichkeit: Schaffung einer Vertrauensbasis durch parteiliche Unterstützung der betroffenen Personen.

3) Anonymität: Wahrung der Anonymität der Betroffenen.

4) Handlungsauftrag: Interventionen erfolgen nur auf Wunsch der betroffenen Person und in Abstimmung mit dieser. Transparenz über Pflichten zur Meldung bestimmter Vorfälle, z.B. bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.

Drei praktische Handlungsansätze sind:

  • Prävention: Vorbeugung von Diskriminierung durch Öffentlichmachung von Regeln, sensible Auswahl von Bildern und Darstellungen, transparente Beschwerdeverfahren, bewusste Gestaltung der Infrastruktur, Schulungen für das Team und Einbringung diverser Perspektiven.
  • Intervention: Klare Kennzeichnung der Awareness-Personen und Bereitstellung von Rückzugsräumen. Interventionen erfolgen nur in Absprache mit den betroffenen Personen.
  • Transformation: Ziel ist es, den gesellschaftlichen Rahmen so zu verändern, dass Diskriminierung von vornherein verhindert wird.

Zusammenfassend  verdeutlichte der Workshop, dass Awareness-Arbeit eine Querschnittsaufgabe ist, die nicht nur auf die Behandlung konkreter Fälle abzielt, sondern auch präventive Maßnahmen und die langfristige Transformation gesellschaftlicher Strukturen umfasst. Dabei wird ein starker Fokus auf die Selbstbestimmung und Unterstützung betroffener Personen gelegt. Awareness bedeutet, die Grenzen aller zu respektieren, Diskriminierung und Gewalt entgegenzutreten und solidarisch zu handeln.

Daniel Männlein

Daniel Männlein ist Programmmanager im Programm openTransfer Patenschaften und gestaltet bundesweit Angebote für Patenschafts-, Mentoring- und Tandemprojekte. Er hat Sozialwissenschaften in Augsburg, Spanien und Berlin mit Schwerpunkt auf Stadt- und Migrationsforschung studiert. Vor seiner Tätigkeit bei der Stiftung Bürgermut sammelte er wertvolle Erfahrungen in der Projektförderung bei der Robert Bosch Stiftung, in der Projektarbeit bei zivilgesellschaftlichen Trägern und als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB).

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