Neulandgewinner: Werkstätten des guten Lebens
Babette Scurrell aus dem Vorstand des Neuland gewinnen e.V. beim openTransfer CAMP Zusammenhalt am 17.01.2019 in Halle (Saale)
Ausgehend von den guten Erfahrungen im Programm Neulandgewinner wurde in dieser Session gemeinsam überlegt, wie sich eine diverse zivilgesellschaftliche Lobby herausbilden kann, um untereinander und mit Fördergeber:innen gemeinsam und passgenau gesellschaftliche Herausforderungen anzugehen.
Mit den „Neulandgewinnern“ fördert die Robert Bosch Stiftung seit zehn Jahren Menschen, die im ländlichen Raum Ostdeutschlands konkrete Zukunftsperspektiven entwickeln. Babette Scurrell aus dem Vorstand des Neuland gewinnen e.V. beschrieb, wie es in dem Programm gelungen ist, das Wissen und die Bedarfe der Engagierten vor Ort mit den Ansätzen einer großen Stiftung zusammenzubringen. Es gibt ein Miteinander zwischen dem Förderer und den lokal verorteten Projekten – ohne die Zusammenarbeit auf eine Geldgeberbeziehung zu reduzieren. Doch was in diesem Programm gelingt, ist kein Standard. Das zeigte auch die Diskussion in Halle.
Die Ausgangsfrage der Session lautete also: Wie können Engagierte, Vereine und Verbände gleichberechtigt, miteinander und auf Augenhöhe mit großen Stiftungen zusammenarbeiten? Diese Fragen wurden am Beispiel der neuen Stiftungsallianz für gesellschaftlichen Zusammenhalt diskutiert.
Trennungen überwinden, voneinander wissen, miteinander reden
Die Zivilgesellschaft in Deutschland ist äußert vielfältig und bunt – aber es gibt viele Trennlinien, einige von ihnen wurden in der Session identifiziert:
- Fördernde Stiftungen etc. werden oft nicht als Partner innerhalb der Zivilgesellschaft gesehen, sondern auf ihre Geldgeberfunktion reduziert.
- Es gibt unzählige Initiativen, von denen einige sich nur wenig vernetzen – den Überblick zu behalten, ist schwer.
- Ein gemeinsamer Nenner fehlt: Thematisch orientierte Vereine (Kultur, Natur, …) sind teils weniger an übergeordneten Engagementdebatten interessiert als am ihrem spezifischen Themenfeld.
- Eine gesamtgesellschaftliche Vision fehlt – und wiederkehrende Netzwerkformate, um diese zu entwickeln.
Auf dem Weg zu einer inklusive zivilgesellschaftliche Lobby?
Gerade auf lokaler und regionaler Ebene gibt es bereits gute Beispiele, wie kontinuierliche Austauschformate die Vernetzung und Organisation von Akteur:innen verbessern. Transferveranstaltungen auch auf regionaler Ebene, die mehrfach im Jahr zu unterschiedlichen Zeiten an wechselnden Orten stattfinden, fanden den größten Zuspruch. Wer regelmäßig und auch zu ehrenamtsfreundlichen Zeiten in den Austausch kommt, ist eher bereit, wiederzukommen, lernt andere Initiativen kennen und kann sich so schneller und besser vernetzen. Ebenso waren thematische Barcamps auf Landesebene ein Wunsch aus dem Teilnehmerkreis. Mit beständigen Austausch – projektweit und an Regionalknoten – haben auch die Neulandgewinner gute Erfahrungen gemacht.
Fotos: CC BY-NC-SA 2.0 / Jörg Farys I openTransfer.de