Bürokratische Hürden bei Ausbildung und Berufseinstieg
Andrea Ferger-Heiter, ehrenamtlich bei zwei Initiativen in Köln aktiv, beim openTransfer #Ankommen am 14.10.2017 in Düsseldorf
Andrea Ferger-Heiter unterstützt in ihrer Freizeit Neu-Kölner bei der Eingliederung in das deutsche Schulsystem sowie in den Arbeitsmarkt. Auf welche bürokratischen Hürden sie hier stößt, berichtete sie den Teilnehmenden und beriet sich mit ihnen, wie man eine Verbesserung der Zustände erreichen kann.
Aktuell unterstützt die Sessiongeberin Geflüchtete aus insgesamt 11 Ländern. Das Alter der Menschen reicht von unter 18 Jahren bis zu 49 Jahren. Auch mit Blick auf den Familienstand, die Religion, den rechtlichen Status, der Bildung und Berufserfahrung ist eine große Vielfalt vertreten. Bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit hat sie festgestellt, dass Termine beim Arbeitsarmt anders verlaufen, wenn Sie als Patin mitkommt. So wurden Sprachkurse oder andere Angebote immer bewilligt. Wenn Geflüchtete hingegen ohne Begleitung die Beratung aufsuchen, erhalten sie kaum Informationen oder Angebote.
Anerkennung, die zu lange dauert
Ein besonderes Problem stellt derzeit die schleppende Anerkennung von Zeugnissen und Abschlüssen dar. Sie dauert bis zu acht Monaten – in dieser Zeit ist in der Regel keine Bewerbung für eine Ausbildung oder einen Job möglich. Dies trägt entscheidend zur Demotivation von Geflüchteten und auch der Patinnen und Paten bei. Ein Teilnehmender empfahl die Beratung zur beruflichen Entwicklung (BBE) des Landes NRW. Diese bietet kostenlose Erstberatungen an und vermittelt gezielt die passenden Anerkennungsstellen – Zeit kann auf diese Weise effektiv genutzt werden. Hier wird auch über die Möglichkeit aufgeklärt, Zuschüsse zur Anerkennung von Abschlüssen zu erhalten. Diese Leistungen können bei bestimmten Institutionen, wie zum Beispiel bei der IHK, in Rechnung gestellt werden. Das IQ-Netzwerk ist einem Teilnehmenden zufolge ebenfalls eine bewährte Beratungsstelle zur Anerkennung von Zeugnissen und Abschlüssen sowie um weitere Ansprechpartner genannt zu bekommen.
Wo es Hilfe gibt
In den Fällen, in denen Zeugnisse oder Abschlusszertifikate nicht mehr vorliegen, müssen Geflüchtete zum größten Teil Jobs ausüben, die nicht ihrem Bildungsstand entsprechen. Eine Teilnehmerin gab den Tipp, dass es an den meisten Universitäten Flüchtlingsbeauftragte gibt, die sich diesen Fällen ebenfalls annehmen. Geflüchtete werden beraten, Motivationen werden abgefragt und wenn bestimmte Sprachlevel vorliegen, besteht die Option, an Deutschkursen zur Vorbereitung des Studiums teilzunehmen. Die Teilnehmerin fügt an, dass besonders Frauen in den technischen Studiengängen konkret gefördert werden – etwa mit Schnupperkursen.
Die Teilnehmenden waren sich einig, dass der Fokus auf Menschen wie Said gerichtet werden sollte: Der Teilnehmer am Barcamp möchte gerne studieren, doch werden relevante Zeugnisse nicht anerkannt. Er plädierte dafür, auf die Landespolitik in NRW zuzugehen und den Abbau bürokratischer Hürden zu fordern.
Foto: Thilo Schmülgen