Sozialer Wohnungsbau 2016: aus alt mach neu!

Icon__btn_Dokumentation_grossRoberto Signore beim openTransfer CAMP Refugees am 30.04.2016 in München

Mit einer leer stehenden Pension im Heimatdorf von Roberto Signore und mehreren Geflüchteten einer Sammelunterkunft, die eine neue Bleibe suchten, fing alles an. Inzwischen gewinnt die Idee Konturen, ungenutzten Wohnraum im ländlichen Raum mithilfe eines Genossenschaftsmodells zu erschließen.

Roberto Signore, der hauptamtlich im Bereich Baufinanzierung bei der Postbank arbeitet, stellte den Teilnehmenden zu Beginn die Frage, wie es sich wohl anfühle, wenn man ohne Sprachkenntnisse in einem fremden Land eine Wohnung mieten will. Sicherlich alles andere als einfach, wie allen schnell klar war. „Such dir doch einfach eine Wohnung“ – dieser Hinweis sei im Allgäu ebenso wie in vielen anderen Regionen mit zu wenig Wohnraum nicht gerade hilfreich. Teilnehmende, die bereits im Ausland nach einer Wohnung gesucht haben, ohne die Landessprache zu sprechen, konnten bestätigen, dass die Suche eine große Herausforderung sei.

Ein Laptop steht auf einem Tisch, im Hintergrund ein Hörsaal mit vielen Menschen.

Das ehrenamtliche Team um Roberto Signore hat deshalb eine besondere Idee, um der Wohnungsknappheit etwas entgegenzusetzen: So sollen beispielsweise Dachböden ausgebaut oder in Häusern, in denen wenig Menschen leben, Einliegerwohnungen entstehen. Es wäre eine dezentrale Lösung, die zum Beispiel von Geflüchteten zusätzlich eine Integration erleichtern würde. Es entstünden keine Ghettos und Menschen könnten sich leichter in die Strukturen vor Ort eingliedern. Als Bewohnerinnen und Bewohner dieser neu entstandenen Wohnungen seien außerdem verschiedene andere Gruppen denkbar, die über wenig Einkommen verfügten.

Das etwas andere Crowdfunding
Um den Um- und Ausbau zu finanzieren, will die Gruppe eine Genossenschaft gründen. Anteile an der Genossenschaft könne man bereits ab 100 Euro zeichnen. Das Modell samt aller Prozesse werde auf einer Homepage abgebildet, sodass die Mitgliedschaft und der Erwerb von Anteilen innerhalb weniger Minuten abgewickelt werden könne. Das Wohnungs- und Nutzungsüberlassungsrecht werde von der Besitzerin oder dem Besitzer einer Immobilie an die Genossenschaft abgegeben, im Gegenzug erhalte diese oder dieser einen finanzierten Umbau der eigenen ungenutzten Räume. Für die Eigentümerin oder den Eigentümer ändert sich nichts an den Eigentumsverhältnissen, er oder sie wird aber zum sozialen Wohnungsbauer. Auf diese Weise entstehen bezahlbare und angemessene Wohnräume, die im nächsten Schritt an Bedürftige vergeben werden können. Diese Vergabe stellt die Projektinitiatoren vor eine besondere Herausforderung: Wie etwa soll Bedürftigkeit gemessen werden und welche Rolle soll das Haushaltseinkommen bei der Auswahl der Bewohnerinnen und Bewohner spielen?

Aktuelle Herausforderungen und weitere Schritte
Ideen/Anmerkungen aus der Diskussion waren:
-Die Vergabe der Wohnungen sollte nach einem fairen Modus erfolgen, der zum Beispiel Wartezeiten berücksichtigt.
-In der Praxis sei die Organisation des Umzugs von Asylbewerberinnen und -bewerbers aus den Erst-Unterkünften in angemessene Wohnungen alles andere als einfach und mit bürokratischen Hürden verbunden.
-Auch das Matching zwischen Eigentümerinnen bzw. Eigentümern sowie Mieterinnen und Mietern wurde als komplexer eingestuft als man es sich in der Planung vorstellen würde.
-Damit es auch mit der Vermieterin oder dem Vermieter klappt, sollte diese oder dieser eine Art Mitsprache beim Aussuchen der Mieterinnen und Mieter bekommen.

Da noch einige Fragen offen seien und organisatorische Herausforderungen bestünden, sei im nächsten Schritt geplant, mit Pilotprojekten in den Städten Düsseldorf, Hamburg und Kempten zu starten. Mit den ersten Umbaumaßnahmen würden dann weitere Ideen zur Umsetzung entstehen, der Ansatz solle aber der gleiche bleiben: „Aus alt machen wir gemeinsam neu!“

Foto: Andi Weiland / opentransfer.de

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Bea Hasse

Bea Hasse unterstützt bei der Stiftung Bürgermut als Projektleiterin das Projekt openTransfer Patenschaften. Darüber hinaus unterstützt sie bei der Organisation der verschiedenen Veranstaltungsformate der Stiftung. Nach ihrem Studium der Ethnologie (MA Europäische Ethnologie) an der Humboldt Universität Berlin, arbeitete sie bei einem Berliner Verein als Projektleiterin und sammelte erste Erfahrungen im dritten Sektor.

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