Kooperation durch Hilfetausch

Karl-Heinz Kock, Zeitvorsorge Köln e.V., beim openTransfer CAMP #Ankommen
Am 14. Oktober 2017 in Düsseldorf

In der Session von Karl-Heinz Kock vom Verein Zeitvorsorge Köln ging es darum, das Modell Zeitbank als Intermediär zwischen Personen, die Hilfeleistungen zeitlich versetzt austauschen wollen, zu erklären. In der Schweiz funktioniert das System bereits.

Das Grundprinzip der Zeitbank, wie es hier angewandt wird, ist dabei simpel: Jemand, der unentgeltlich eine Hilfeleistung in einem gewissen Stundenumfang leistet, bekommt diese Zeit auf seinem Zeitkonto gutgeschrieben und kann damit später die Hilfeleistung einer anderen Person „bezahlen“. Das Interesse an der Session, die in einer kleinen Runde eine intensive Diskussion zuließ, rührte daher, dass die Teilnehmenden die Möglichkeiten einer wechselseitigen Hilfe zwischen Geflüchteten und Einheimischen beschäftigte.

Vom Geben und Nehmen
Von dem Risiko, ein eigenes Zeitguthaben durch regelmäßiges Engagement zwar anzusparen, dieses Guthaben später jedoch nicht für benötigte Leistungen eintauschen zu können, kamen die Teilnehmenden zu der Frage, wie die Engagierten, die sich für Geflüchtete engagieren, eine Sicherheit erhalten könnten.
Als Beispiel für ein Zeitbanksystem, in dem die Engagierten eine solche Garantie erhalten, wurde St. Gallen in der Schweiz genannt. Hier gibt es eine Zusammenarbeit zwischen Stadt, Freiwilligen und Wohlfahrtsorganisationen. Die Stadt garantiert den Freiwilligen, dass sie in dem Fall, dass Leistungen nicht durch andere Ehrenamtliche aus dem Netzwerk der Zeitbank bereitgestellt würden, Leistungen über Dritte „einkauft“.
Im Anschluss stand im Zentrum der Diskussion die Frage, wie Geflüchtete grundsätzlich zu dieser Art der Kooperation beitragen könnten – oder sollten. Schließlich ist eine solche Verzahnung von Wohlfahrt und Zeitbanken den Teilnehmenden bisher nicht bekannt, und es gibt daher keine Referenz-Modelle.
Eine gemeinsame Antwort darauf fanden die Teilnehmenden nicht. Zu weit auseinander lagen die Meinungen bezüglich der Frage, ob es eine Pflicht für Geflüchtete geben sollte, sich selbst formal für diejenigen zu engagieren, die durch ihr Engagement das Ankommen zu erleichtern versucht haben. Neben einer Verpflichtung zum Engagement wurde auch die Formalisierung einer Dankeskultur diskutiert.

https://unser-quartier.de/zeitvorsorge/

Foto: Thilo Schmülgen / opentransfer.de

Sebastian Volberg

Aufgewachsen in Ostwestfalen ging es für Sebastian über den Zivildienst in München und das Studium der Staatswissenschaften in Erfurt 2013 an die TU Dortmund zum Masterstudium "Alternde Gesellschaften". Zuvor war Sebastian ab Herbst 2012 ein Jahr mit einer BahnCard100 unterwegs um die Mentoring- und Patenschaftslandschaft in Deutschland zu erkunden. 12 Monate besuchte er unterschiedliche Mentoring- und Patenschaftsprojekte für Kinder und Jugendliche um Wissen und Erfahrung zu teilen: Hauptsächlich über's Weitererzählen, Kontakte vermitteln und Bloggen auf sebastianvolberg.de."

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