PIKSL macht sich auf den Skalierungsweg

PIKSL (Personenzentrierte Interaktion und Kommunikation für mehr Selbstbestimmung im Leben) hat sich zum Ziel gesetzt digitale Teilhabe für Menschen mit und ohne Behinderung zu schaffen. Menschen mit Behinderung bringen ihr Wissen im Abbau von Komplexität als Experten in die unterschiedlichen PIKSL Projekte und Angebote mit ein. Zu diesem Zweck wurde 2011 durch die In der Gemeinde leben gGmbH (IGL) in Düsseldorf Flingern das erste PIKSL Labor eröffnet. In diesem multioptionalen Raum mitten im Quartier, vergleichbar mit einem Co-Working Space, finden zum einen Bildungsangebote zum Erwerb von Medienkompetenz statt, sowie interdisziplinäre Forschungs- und Entwicklungsprojekte. Des Weiteren wird das PIKSL Labor auch als Anlaufstelle für interessierte Bürgerinnen und Bürger aus dem Stadtteil genutzt, um sich über den Umgang mit Medien informieren und beraten zu lassen. Ein Erfolgskonzept, dass sich nicht nur in Düsseldorf, sondern mittlerweile auch in Bielefeld etabliert hat. Kein Wunder also, dass unser ehemaliger Stipendiat sich auf den Skalierungsweg gemacht hat. Das Skalierungskonzept ist vergleichbar mit einem Social Franchising Modell.

Im PIKSL Labor arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam daran, die digitale Teilhabe aller Mitglieder unserer Gesellschaft zu ermöglichen. Menschen mit Behinderung werden von PIKSL als Experten im Finden von Barrieren und im Abbau von Komplexität gesehen, weil sie tagtäglich mit Hürden konfrontiert werden und im besten Fall auch Strategien vorweisen können, wie diese Barrieren vermieden werden können. PIKSL versucht diese Potentiale zu identifizieren und in andere Kontexte einzubringen. Das heißt PIKSL macht mit der Expertise von Menschen mit Behinderung andere Produkte und Dienstleistungen einfacher und nutzbarer. Für diesen ressourcenorientierten Ansatz wurde PIKSL vielfach national und international ausgezeichnet und hat unter anderem auch das Phineo Wirkt Siegel für gelungene inklusive Arbeit erhalten.

Der erfolgreiche PIKSL Ansatz wurde 2014 nach Bielefeld übertragen. Der dortige Träger des PIKSL Labors sind die v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel. Die beiden PIKSL Labore arbeiten somit rechtlich gesehen unabhängig voneinander, sind aber über einen engen Wissenstransfer miteinander verknüpft. Somit wird die Eigenständigkeit der Marke PIKSL sichergestellt. Corporate Design, Labor Design und pädagogisches Konzept sind an beiden Orten identisch und folgen demselben Befähigungsansatz der Menschen mit Behinderung als Experten in den Mittelpunkt des Handelns stellt.

Das PIKSL Labor war in der Zeit von 2011-2014 Modellprojekt auf Landesebene in NRW und wurde durch Mittel der Stiftung Wohlfahrtspflege unterstützt. Seit Sommer 2014 finanziert sich PIKSL durch einen Mix aus Fundraisingmaßnahmen, den Verkauf von eigenen Leistungen und durch die Beteiligung an Forschungsprojekten.

PIKSL arbeitet mittlerweile für Wirtschaftsunternehmen und öffentliche Träger in der Vereinfachung von Dienstleistungen, in der Übersetzung und Gestaltung von Medien in einfache Sprache, sowie in der Realisation von Leitfäden bspw. zur Vermittlung von Medienkompetenz. Zudem bietet PIKSL unterschiedliche Bildungsangebote zum Erwerb von Medienkompetenz an und hat ein eigenes mobiles PIKSL Angebot geschaffen, das Menschen mit hohen Unterstützungsbedarf erreicht.

Durch die erfolgreiche Entwicklung von PIKSL ist die Idee gereift, den Ansatz der PIKSL Labore zu skalieren und bundesweit Projektnehmer zu finden, die durch eine zentrale PIKSL Skalierungsabteilung beraten und befähigt werden, neue PIKSL Labor Standorte zu eröffnen.

In diesem Zusammenhang konnte 2017 das Beratungs- und Analysehaus Phineo und die SKala Initiative der Unternehmerin Susanne Klatten gewonnen werden, den Skalierungsansatz finanziell zu unterstützen. Ziel der PIKSL Skalierungsabteilung ist es, bis Ende 2020 fünf Partner zu finden, die PIKSL Labor Standorte eröffnen und betreiben wollen. Das Skalierungskonzept ist vergleichbar mit einem Social Franchising Modell. Die Skalierungsabteilung steuert die Beratungsprozesse zentral und stellt sicher, dass die Projektnehmer in die Lage versetzt werden, die Laborstandorte nach PIKSL Standards betreiben zu können. Unterstützung erhalten neue Projektnehmer durch betriebswirtschaftliche Beratung, durch Design- und Kommunikationsberatung, Vertriebsakquise, sowie durch pädagogische Fachberatung. Mittelfristig ist der Aufbau eines bundesweiten Netzwerks von PIKSL Laboren geplant. Im Moment befindet sich das PIKSL Skalierungsteam in der Konstituierung. Bürokratische Hürden werden gemeistert, Personaleinstellungen erfolgen und eine neue Teaminfrastruktur wird geschaffen. Unter anderem werden auch Menschen mit Lernschwierigkeiten Teil des Skalierungsteams sein und als Berater ihre Expertise zur Verfügung stellen. Des Weiteren werden bereits inhaltliche Meilensteine bearbeitet, wie die Konzeption des PIKSL Transferhandbuchs und interessierte Projektnehmer für PIKSL Labore identifiziert.

An dieser Stelle macht sich die erfolgreiche Teilnahme am Skalierungsstipendium der Stiftung Bürgermut bemerkbar. Das dort erworbene Wissen kann im Rahmen der PIKSL Skalierungsstrategie sinnvoll genutzt und in der Praxis direkt angewendet werden. Das gesamte PIKSL Skalierungsteam ist daher sehr froh Teil des Netzwerks der Skalierungsstipendiaten zu sein und auch in Zukunft vom Know-How Transfer profitieren zu können.

Weitere Informationen unter:

http://www.piksl.net/

Julia Meuter

Julia Meuter arbeitet als Leiterin Transferberatung bei der Stiftung Bürgermut. Zuvor war sie bei der EVPA tätig und leitete beim Bundesverband Deutscher Stiftungen das „Social Franchise Projekt“ sowie „Effektn –Methoden erfolgreichen Projekttransfers“. Sie hat ein umfangreiches Wissen zu Fragen der systematischen Skalierung von Gemeinwohllösungen und ist Autorin zahlreicher Publikationen und Praxis-Ratgeber zum dem Thema.

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