Start with a Friend: interkulturelle Vermittlungen mit interkulturelle Team

Das Icon, das für Session-Dokumentationen steht.Session von Teresa Rodenfels und Moner Yasen, Start with a Friend, beim openTransfer CAMP #Patenschaften am 25. März 2017 in Schwerin

In der Session wurde der an zwölf Standorten aktive gemeinnützige Verein Start with a Friend e.V. (SWAF) vorgestellt und mögliche positive wie negative Auswirkungen auf die Situation der Engagierten und Neuankommenden diskutiert. Die Initiative spricht vor allem online-affine Personen an.

Teresa Rodenfels koordiniert als eine der acht Hauptamtlichen des Vereins die Region Ost und seine Aktivitäten in immer mehr Städten. Moner Yasen war selbst Tandempartner und kommt aus Syrien. Nun setzt er sich als interkultureller Vermittler ehrenamtlich für das Gelingen weiterer Patenschaften ein. Er sagte, er will nicht nur rumsitzen, sondern die Hilfe, die er selbst bekommen hat, weitergeben. Es gibt zurzeit bundesweit 1.700 Tandems, 800 davon sind in Berlin, wo das Projekt 2014 gestartet ist. Die finanzielle Förderung geschieht über das Programm „Menschen stärken Menschen“ vom Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend.

Gemischte Teams
Um sowohl als Newcomer oder Local (deutschsprachige oder schon länger hier lebende Personen) teilzunehmen, ist es zunächst notwendig, sich online am jeweiligen Standort anzumelden – eine erste Hemmschwelle, die aber durch die verschiedenen Sprachoptionen auch für Menschen ohne Deutschkenntnisse realisierbar ist. Für die Locals gibt es das Angebot der SWAF Academy, eines Angebots für Begleiterinnen und Begleiter, die grundlegende Kenntnisse über den Integrationsprozess vermittelt, sodass keine falschen Erwartungen geweckt werden und vor allem die rechtlichen Rahmenbedingungen des Asylverfahrens klar vermittelt werden können. Hier werden die Vermittlerinnen und Vermittler aktiv qualifiziert. Sie organisieren auch verschiedene Aktivitäten wie regelmäßige Stammtische, Opernbesuche oder ein Sommerfest mit 300 Tandems im letzten Jahr. Dabei setzt der Verein vor allem auf das Konzept der Augenhöhe und des Empowerments der Geflüchteten.
Die anschließende Diskussionsrunde setzte den Fokus auf Geflüchtete im Ehrenamt. Viele Projekte gibt es hier noch nicht, aber mit wachsenden Sprachkenntnissen ergeben sich hier viele Optionen zum Engagement, vor allem, wie im Fall von Moner Yasen, als interkulturelle Vermittlerinnen oder Vermittler.

Eine Frau und ein Mann stehen vor einer Fensterfront, der Mann erklärt etwas.

Motive der Locals: Wer engagiert sich bei SWAF?
SWAF setzt bewusst auf eine junge Community und gibt das Alter der Zielgruppe mit 25-45 Jahren an. Bislang funktioniert das Projekt in (Groß-)Städten gut. Es wird erfolgreich Werbung unter Studierenden an Hochschulen gemacht. Die Sessiongeberin und der Sessiongeber erklärten, dass Berlin ein Sonderfall ist, da es dort eine sehr starke und vielfältige Zivilgesellschaft gibt. Im ländlichen Raum hingegen haben Vereine im Bereich der Flüchtlingshilfe oft Schwierigkeiten, auf deutscher Seite Tandempartnerinnen und –partner zu finden. Aus der Diskussion ergab sich, dass es fast schon eine Konkurrenzsituation zwischen den „neuen“ Patenschaftsprogrammen (Schülerpaten, SWAF, Rock Your Life u.a.) und eher traditionellen Strukturen, z.B. der Freiwilligenagenturen, geben würde. Erstere fallen durch ihr Design und Image auf („cool und hip“), die dann eine entsprechende Sogwirkung entfaltet. Diese Vereine und Projekte setzen aktiv auf die Prinzipien des Community Buildings – online und offline.

Konflikte im Projekt?
Eine weitere Frage zielte auf mögliche Konflikte der teilnehmenden Menschen aus verschiedenen Regionen ab. Moner Yasen sagte dazu, dass sich Menschen, die im Heimatland verstritten waren, z.B. aufgrund religiöser Meinungsverschiedenheiten, auch hier keine engen Freundschaften knüpfen werden. Mitbekommen habe er Konfliktsituation aber wenige, denn die, die sich bei SWAF anmelden, seien meist liberal und offen.
Ein letzter Input hob die Gastfreundschaft als Kernelement des Vereins hervor. So ist die Gastfreundschaft in der arabischen Welt viel ausgeprägter – „da können wir uns auch noch was abschauen“. Genau das versucht Start with a Friend in immer mehr Städten umzusetzen.

Präsentation der Session

https://www.start-with-a-friend.de

Foto: Andi Weiland

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Johanna Voll

Johanna Voll studierte Interkulturelle Europa- und Amerikastudien in Halle (Saale) sowie Soziokulturelle Studien an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder), wo sie mittlerweile als akademische Mitarbeiterin tätig ist. Zuvor hat sie u.a. in der Onlineredaktion vom BBE (Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement) die Social Media-Kanäle betreut. An der Viadrina beschäftigt sie sich nun mit der Reorganisation von Erwerbsarbeit in der Wissensgsellschaft und untersucht das Phänomen Coworking und seine Räume. Besonders spannend findet sie auch die Schnittstellen von Social Media und Wissenschaft und versucht genau das den Studierenden zu vermitteln.

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