Das Geld liegt auf der Straße: Tipps zu Finanzierung & Fördermöglichkeiten

Beatrice Probson von der Fördermittelberatung in der Flüchtlingshilfe im Erzbistum Köln beim openTransfer CAMP #Ankommen am 14.10.2017 in Düsseldorf

Fehlende rechtsförmliche Vereinsstrukturen hindern ehrenamtliche Netzwerke von Förderungen zu profitieren. Wie lässt sich das ändern und wie kann eine junge Initiative wirkungsorientiert und nachhaltig arbeiten? Beatrice Probson regte in der Session die passenden Lösungsansätze an und diskutierte mit den Teilnehmenden.

Im November 2014 gab der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki den Impuls, eine Willkommenskultur für die Integration von Geflüchteten im Erzbistum Köln zu fördern. Dabei sollten die Bedarfe von Geflüchteten stärker in das Bewusstsein der heimischen Bevölkerung rücken und sich alle Initiativen und Akteure, unabhängig ihrer kirchlichen Zugehörigkeit, miteinander vernetzen.
Damit war die „Aktion Neue Nachbarn“ ins Leben gerufen. 24 hauptamtliche Koordinatorinnen und Koordinatoren stehen als Anlaufstelle im gesamten Erzbistum zur Verfügung und werden dabei von Ehrenamtsbegleiterinnen und -begleitern in den örtlichen Pfarreien und Bezirken unterstützt.
Beatrice Probson stellte die kostenfreien Dienstleistungen und Services der „Aktion Neue Nachbarn“ vor und berichtete, wie ehrenamtliche Initiativen und Vereine über individuelle Fördermöglichkeiten informiert werden. Frau Probson ist Ansprechpartnerin für die Fördermittelberatung in der Flüchtlingshilfe im Erzbistum und kümmert sich um alle Anliegen – von der Recherche nach Förderprogrammen und Ausschreibungen für Projekte und Aktionen über das Auffinden von Fördermittelgeldgebern bis zur individuellen Beratung einzelner Initiativen und Gruppen. Dabei ist es Flüchtlingsinitiativen in den Kirchengemeinden auch möglich, eine Soforthilfe des Flüchtlings-Fonds des Erzbistums nach Antrag und in Absprache mit dem leitenden Priester innerhalb kurzer Zeit zu beantragen und zu erhalten.

Eine Frau steht vor einer Flipchart und erklärt etwas.

„Haben Sie Mut und denken Sie wie ein Unternehmer!“
Auch wenn es eingangs Zeit und Geduld erfordert und den Tatendrang manch einer Initiative bremst: Ein solider Plan ist besonders für die nachhaltige Projektrealisierung und die Aktivierung von Förderern unerlässlich. Die Teilnehmenden erhielten ein Handout mit einer Schritt-für-Schritt-Anleitung für die Verwirklichung ihrer Projektidee. Eine besondere Empfehlung: sich an Sozialunternehmerinnen und –unternehmern und deren professioneller Herangehensweise an ein Projekt zu orientieren. Eine überzeugende Projektskizze ist dabei ebenso wichtig wie ein Kostenplan oder eine koordinierte Öffentlichkeitsarbeit.

Geld von der EU?
Wer kommt für eine Förderung infrage? Wo finde ich die EU-Fördertöpfe? Beatrice Probson riet davon ab, sich als kleine und örtliche Initiative auf die meist schwer zugänglichen Fördermittel der europäischen Ebene zu fokussieren. Auch wenn besondere Fördermittel für die Flüchtlingshilfe seitens der EU zur Verfügung gestellt werden, so seien die Bewerbungsverfahren oftmals mit einem immensen bürokratischen Aufwand verbunden. Lokale Initiativen können in aller Regel derartige Kraftanstrengungen nicht stemmen. Deswegen: lieber bedarfsgerechte und realisierbare Fördermöglichkeiten in den Blick nehmen.
„Schauen Sie in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft“, appellierte Probson an die Anwesenden. Viele Ärzte, Rechtsanwälte, Apotheker und weitere gutsituierte Geschäftsbereiche lägen in der unmittelbaren Nähe zum Projekt und seien tendenziell offen für eine „gute Sache“. Darüber hinaus könnten ortsansässige Unternehmen Aktionen und Projekte personell unterstützen. Social Days und Ehrenamtstage werden zunehmend von Firmen veranstaltet, wobei die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Einsatzkraft zur Verfügung gestellt werden.
Abschließend merkten einige Teilnehmende kritisch an, dass es besonders die großen Dachverbände und Förderer seien, die zwar prinzipiell ein Projekt unterstützen wollten, jedoch dieses Projekt manchmal unter ihrer Flagge realisieren möchten. Projektinitiatorinnen und -initiatoren laufen dann Gefahr, dass ihre Projektidee vereinnahmt und fremdgesteuert werden könnten.

http://www.aktion-neue-nachbarn.de/

Foto: Thilo Schmülgen / opentransfer.de

Christopher Hell

Christopher Hell studierte Politikwissenschaften und Öffentliches Recht an den Universitäten Mannheim und Breslau. Berufliche Erfahrungen während des Studiums sammelte er bisher im Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) in Nürnberg, in der Stabstelle der Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung im Staatsministerium Baden-Württemberg in Stuttgart sowie während eines Praktikums bei der Bertelsmann Stiftung.

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