Blockchain 101 – The Internet of value

Das Icon, das für Session-Dokumentationen steht.Lars Böhnke von youvo e.V. auf dem openTransfer CAMP Digitalisierung am 22. Juni 2017 in Berlin

Die wohl bekannteste Blockchain ist die digitale Währung Bitcoin. Doch was bedeutet Blockchain eigentlich? Wofür wird die Technologie genutzt und welche Möglichkeiten ergeben sich daraus für die Zivilgesellschaft? In seiner Session gelang es Lars Böhnke, Licht in ein komplexes Thema zu bringen.


Blockchain ist ein dezentrales Protokoll zum Erfassen von Transaktionen zwischen mehreren Parteien – und dies auf eine sehr transparente Art und Weise. Nicht nur Geld, sondern alles, was einen Wert hat, wie etwa Dokumente und Verträge, kann auf diese Weise transferiert werden. Normalerweise sind wir bei solchen Transaktionen auf Mittelsmänner, wie Banken oder Regierungen, angewiesen. Doch oft sind es diese Mittelsmänner, die unsere Daten für kommerzielle Zwecke sammeln und unsere Privatsphäre verletzen.

Ein Mann steht in einem Seminarraum und erklärt.
Da die Blockchain dezentral aufgebaut ist, gehört das Protokoll nicht einem, sondern allen Computern die daran teilnehmen. Was heißt das genau? Wird eine Transaktion getätigt, wird das Protokoll von einem zum nächsten Computer in der Blockchain weitergeleitet, dann zum nächsten und so weiter. Erst wenn 50 Prozent der Computer die Daten verifizieren, sind sie gültig. Durch diese Hürde ist die Technologie sehr schwer zu manipulieren und sehr sicher.
Ein weiterer Sicherheitsfaktor ist die Verschlüsselung der Daten. Denn auf der Blockchain werden nicht die Daten hinterlegt, sondern nur die sogenannten Hashwerte. Eine Teilnehmerin erklärte den Hashwert so: Zählt man in Goethes Faust alle Buchstaben, kommt dabei ein Wert heraus – der Hashwert. Dieser kann aber niemals in den Faust zurückwandelt werden. Jeder weiß aber, dass er echt ist und den Faust enthält, denn würden zwei Wörter verändert, würde sich auch der Hashwert ändern. So kann die Blockchain zur anonymen Identifizierung einer Person dienen. Jeder kann seine Daten einspeisen, aber nur die jeweils relevanten Daten werden Dritten zur Verfügung gestellt.

Anwendungen für die Zivilgesellschaft
Auch für die Zivilgesellschaft ergeben sich durch die Blockchain eine Reihe von Möglichkeiten. So pilotiert die UN z.B. eine auf Blockchain basierte Währung für Flüchtlingslager in Pakistan und Jordanien. Hier gibt es keine Essensgutscheine mehr. Im Supermarkt werden Personen durch das Scannen der Augen identifiziert und können dann bargeldlos einkaufen. Die Geflüchteten können so selbst innerhalb des Ladens wählen, was sie kaufen möchten, gleichzeitig ist Missbrauch durch die Ausgabe von Bargeld ausgeschlossen.
Da jedermann Blockchains einsehen und überprüfen kann, könnte über diese auch analysiert werden, wofür eine Organisation Spenden wirklich ausgegeben hat.
Nicht zuletzt führt die Blockchain-Technologie zu einer größeren Chancengleichheit. Noch immer sind gut 2,5 Milliarden Menschen vom Zugang zum globalen Finanzsystem ausgeschlossen. Grund hierfür sind u.a. die hohen Kosten, die durch Mittelsmänner entstehen. Da diese Kosten bei der Blockchain entfallen, birgt die Technik hohes Potenzial, mehr Menschen Zugang zum Finanzsystem zu ermöglichen.

Ausblick – Blockchain als Technik der Zukunft?
Blockchain hat viele Vorteile und wird schon heute in verschiedenen Bereichen genutzt. Doch wie zukunftsträchtig ist die Technologie?
Obwohl durch Blockchain die Datensicherheit erhöht wird, trauen viele Menschen dem Ganzen nicht. Grund hierfür ist vor allem die Komplexität der Prozesse, die Transaktionen trotz ihrer Transparenz undurchsichtig erscheinen lassen.
Ein weiteres Problem ist die Nutzbarkeit. Um Transaktionen zu verifizieren, braucht es sogenannte Miner. Wird eine Transaktion von mehr als 50 Prozent der Miner verifiziert, werden sie in Blöcke geteilt und erhalten eine Prüfsumme. Um einen Block herzustellen, muss der Miner ein mathematisches Problem lösen. Hierfür braucht er oder sie eine bestimmte Hardware, die viel Elektrizität benötigt. Damit ist der Prozess aufwendig und nicht sehr nachhaltig. Allerdings werden momentan Konzepte entwickelt, wie man Blockchain anders verifizieren kann. Man darf also gespannt sein, wie sich Blockchain als Instrument auch für die Zivilgesellschaft entwickelt.

Foto: Milos Djuric

Julia Meuter

Julia Meuter arbeitet als Leiterin Transferberatung bei der Stiftung Bürgermut. Zuvor war sie bei der EVPA tätig und leitete beim Bundesverband Deutscher Stiftungen das „Social Franchise Projekt“ sowie „Effektn –Methoden erfolgreichen Projekttransfers“. Sie hat ein umfangreiches Wissen zu Fragen der systematischen Skalierung von Gemeinwohllösungen und ist Autorin zahlreicher Publikationen und Praxis-Ratgeber zum dem Thema.

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