Auf Wachstumskurs – sieben Organisationen durchlaufen erfolgreich das erste Skalierungs-Stipendium Deutschlands

Im Juni 2016 startete das erste Skalierungs-Stipendium Deutschland, dass von der Stiftung Bürgermut mit Unterstützung der aqtivator gGmbH ausgeschrieben worden war. Es ist Bestandteil des openTransfer Accelerator-Programms. Sieben Organisationen waren angetreten, in vier Monaten im Rahmen des Check-in Seminars eine Skalierungs-Strategie zu entwickeln, um danach ihre Projekte in andere Städte zu bringen. Dabei wurden sie von erfahrenen Transfer-Praktikern und den Transfer-Beratern der Stiftung Bürgermut begleitet.

Die ersten Schritte

Los ging es Anfang Juni 2016 mit einem Auftakt-Workshop in Berlin. Mit dabei: LichtwarkSchule, ProjectTogether, RootAbility, Straßfurt Initiativ e.V., Wohn:sinn, Servicestelle Jugendbeteiligung und Kuchentratsch. Eine bunte Themenvielfalt! Ob das gut gehen konnte? Schon nach dem ersten vorsichtigen Kennenlernen beim Mittagessen und spätestens nach der Vorstellungsrunde war klar: Ja, es geht gut! Die verschiedenen Erfahrungen und Hintergründe waren bei den Gruppenarbeiten und dem Austausch sogar äußerst hilfreich.

Katharina und Katrin von der Organisation Kuchentratsch tauschen sich mit Tobias von Wohn:sinn aus, den man nur von hinten sieht.

In den zwei Tagen beschäftigten sich die Stipendiaten intensiv mit ihrem Transferkern, also den Elementen, die für die Erreichung ihrer Wirkung essenziell sind, und definierten ihre Wirkungslogik. Außerdem besuchten wir „Deutschland summt“, ein Programm, das sich den Erhalt der Artenvielfalt auf die Fahne geschrieben hat. Corinna Hölzer, Gründerin und Geschäftsführerin des Programms, teilte ihre Erfolge und Herausforderungen beim Transfer mit unseren Stipendiaten. Ein gelungener Auftakt, der allerding nur den Anfang darstellte! Denn nach dem Workshop arbeiteten die Stipendiaten an ihren Transfer-Konzepten weiter. Dabei bekamen sie weiteren Input im Rahmen von Webinaren, etwa zum Thema „Organisatorische Voraussetzungen für den Transfer“.

Halbzeit – ein Wiedersehen in München

Mitte Juli 2016 gab es ein Wiedersehen mit den Stipendiaten. Diesmal waren wir zu Besuch bei der Benckiser Stiftung auf der Praterinsel. Auch dieses Mal konnten wir von den Erfahrungen erfolgreicher Transfer-Praktiker profitieren. Neben dem Haus der kleinen Forscher, schauten die Joblinge, Chancenwerk und Balu und Du vorbei, die auf der Praterinsel Büros haben und plauderten aus dem Nähkästchen.

Es war toll, zu sehen, wie weit die Stipendiaten schon gekommen waren. Waren die Wirkungslogik und der Transferkern bei vielen zu Beginn noch unklar, konnten sie nun beides genau benennen. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung des Transferkonzepts. Denn nur, wenn ich als Organisation weiß, welche Elemente des Projekts ich verbreite, kann ich ein entsprechendes Projektnehmerprofil erstellen, die Rollen definieren, die ich und die Projektnehmer haben, sowie entscheiden, wie das Wissen weitergegeben werden muss. Dies waren dann auch die Themen des zweiten Workshops. Voll mit neuen Ideen, machten sich die Stipendiaten nach den zwei Tagen wieder auf den Weg nach Hause, um das bisher Erarbeitete zu verfeinern und weiterzuentwickeln. Auch in dieser Phase boten wir den Stipendiaten im Nachgang zum Workshop eine Reihe von Webinaren an, zum Beispiel zum Thema „Kommunikation“.

Eine Gruppe von Menschen sitzt auf einem Sofa. in der Hand hält eine Person einen Ordner auf dem draufsteht Mach Dein Projekt. Alle schauen in die Kamera.

Austausch und Unterstützung

Teil des Stipendiums war nicht zuletzt der regelmäßige Austausch untereinander ebenso wie mit uns. Und so waren wir hautnah dabei, wie Ideen diskutiert, verworfen und weiterentwickelt wurden und nach und nach das Transferkonzept Gestalt annahm. Aber auch untereinander holten sich die Stipendiaten Inspiration und tauschten sich aus. Es war schön zu sehen, wie die Gruppe immer mehr zusammengewuchs. Ellenbogen-Mentalität war hier fehl am Platz und auch wenn die Themen unterschiedlicher nicht hätten sein können – von Altersarmut über Inklusion bis hin zu künstlerischer Bildung –, tauschten die Stipendiaten wertvolle Ideen aus und lernten voneinander.

„Noch nie hat es mir so viel Spaß gemacht, mit Menschen zu arbeiten, die eine Idee ‚groß machen wollen‘, um ein gesellschaftliches Problem zu lösen. Die Heterogenität der Gruppe, was Themen und Erfahrungen betrifft, war ein echter Gewinn – fachlich und menschlich.“

Regine Wagenblast, LichtwarkSchule

Zwei Frauen unterhalten sich. Die eine spricht, die andere hört zu.

Das große Finale – Vorstellung der Ergebnisse

Am Ende des Stipendiums präsentierten die Stipendiaten in Frankfurt, was sie in den letzten vier Monaten erarbeitet haben und hatten die Möglichkeit, wertvolles Feedback von vier Experten zu bekommen: Uwe Amrhein vom Generali Zukunftsfonds, Dr. Aslak Petersen von der Crespo Foundation, Claudia Schluckebier von Proboneo und Nikolaus Reusch von aqtivator stellten Rückfragen und gaben Tipps zur Weiterentwicklung der Konzepte.

Zu Beginn des Skalierungs-Stipendiums hatten wir ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Stipendiaten nicht erwarten sollten, in vier Monaten ein Transfer-Konzept in der Tasche zu haben. So etwas brauche Zeit. Natürlich brauchen die Konzepte noch einen Feinschliff, aber die Präsentationen der Stipendiaten hat uns doch absolut begeistert. Großartig, was die Stipendiaten in den letzten vier Monaten entwickelt hatten. Die ersten Schritte im Transfer haben sie erfolgreich gemeistert. Nun steht der weiteren Verbreitung ihrer Projekte nichts mehr im Weg.

„Das „Check-in“-Seminar ist vielmehr ein „Durch-check“-Seminar. Unter der professionellen Anleitung von openTransfer prüft man sein ganzes Konzept auf Skalierbarkeit und identifiziert, wie der Transfer gelingen kann. Am Anfang kannten wir nur unsere Richtung, jetzt haben wir unseren Fahrplan!“

Tobias Polsfuß, Wohn:sinn

Es waren vier spannende und intensive Monate. Wir danken allen Referenten dafür, dass sie sich die Zeit genommen haben und ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit unseren Stipendiaten geteilt haben. Ein großer Dank geht an die aqtivator gGmbH, die das Stipendium möglich gemacht hat.

Stipendiaten_Gruppenfoto

Unsere Check-in-Stipendiaten 2016:

Tobias Polsfuß von Wohn:sinn; Julia Hartwig von der Servicestelle Jugendbeteiligung; Regine Wagenblast von der LichtwarkSchule; Anette Pekrul von Staßfurt Initiativ; Felix Spira und Tim Strasser von rootAbility; Katharina Mayer und Katrin Blaschke von Kuchentratsch; Lorenzo Wienecke und Katharina Jung von ProjectTogether

Wir wünschen den Stipendiaten viel Erfolg für den weiteren Transfer ihrer Ansätze!

Im Oktober ging das Skalierungs-Stipendium in die 2. Runde. Diesmal richtet sich das Angebot an fortgeschrittene Transfer-Organisationen, die sich bereits mit den Chancen und Herausforderungen der Skalierung auseinandergesetzt und mögliche Transferkonzepte überlegt haben. Hier können Sie den Bericht über den Auftakt-Workshop lesen.

Neugierig geworden? In 2017 werden geht es weiter mit dem Skalierungsstipendium. Schickt uns jetzt schon eine Mail, dann halten wir euch auf dem Laufenden.

Julia Meuter

Leitung Transferberatung

Stiftung Bürgermut / openTransfer

Julia Meuter

Julia Meuter arbeitet als Leiterin Transferberatung bei der Stiftung Bürgermut. Zuvor war sie bei der EVPA tätig und leitete beim Bundesverband Deutscher Stiftungen das „Social Franchise Projekt“ sowie „Effektn –Methoden erfolgreichen Projekttransfers“. Sie hat ein umfangreiches Wissen zu Fragen der systematischen Skalierung von Gemeinwohllösungen und ist Autorin zahlreicher Publikationen und Praxis-Ratgeber zum dem Thema.