Asylothek – warum Bücher und Medien in Flüchtlingsheime gehören

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Claudia Ulbrich und Elisabeth Bracun, Asylothek Berlin, beim openTransfer CAMP Refugee Helpers am 14.11.2015 in Berlin

So geht Barcamp. In der Session der Berliner Asylothek wurden ganz konkrete Tipps für die aktuellen Herausforderungen gegeben, Kontakte weitergegeben und sogar ein paar neue Engagierte gefunden.

 

Vor drei Jahren ging es los. Damals eröffnete Günter Reichert die erste Asylothek in Nürnberg. Eine Asylothek ist ein Raum in einer Flüchtlingsunterkunft, in der die Bewohner Bücher, Spiele, CDs und DVDs nutzen oder ausleihen können. Inzwischen sind 66 Asylotheken in ganz Deutschland bereits aktiv oder in Gründung. Es geht genauso um Spracherwerb wie um Unterhaltung und Begegnung. Neben dem Nutzen der Medien können weitere Angebote wie Sprachkurse, Workshops oder Kinderbetreuung gemacht werden. Die Asylothek wird von Ehrenamtlichen betrieben.

Claudia und Ulbrich und Elisabeth Bracun sind Mit-Initiatorinnen der ersten Berliner Asylothek. Am 24.11.215 startete ihr Angebot in einer Unterkunft in der Pankower Rennbahnstraße. Sie kamen mit konkreten Fragestellungen zum Barcamp:

Welche Angebote sinnvoll?

Welche Kooperationen bringen das Projekt voran?

Was sollten wir beim Eröffnen weiterer Standorte beachten?

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Die Teilnehmer hatten da einige Ideen:

-Eine Teilnehmerin empfahl aus der Erfahrung mit einem Patenkind unbedingt auch Bibliotheken zu besuchen. Viele Kinder und Jugendliche kennen diese Orte nicht und können eine ganz neue Welt entdecken.

-Schwierigkeiten sehen die Initiatorinnen bei der Akquise fremdsprachiger Bücher. Schließlich sollen auch Medien in der Muttersprache der Flüchtlinge angeboten werden. Teilnehmer empfahlen zu überlegen, ob Bücher in bestimmten Fremdsprachen digital leichter beschafft werden können. Für die einzelnen Reader könnte man Paten/Sponsoren finden. Viele E-Books könnten kostengünstig heruntergeladen werden. Bibliotheken bieten zudem eine digitale Ausleihe von Büchern an.

-Eine Teilnehmerin berichtete von einer Kooperation mit dem Kulturkaufhaus Dussmann, bei dem eine Liste mit „Heimatliteratur“ zusammengestellt wird wie z.B. Lieblingsmärchen aus Afghanistan.

-Weitere Kooperationen/Spenderbeziehungen könnten zu Verlagen entstehen. Diese Aufgabe wurde von den Asylothek-Vertreterinnen als sehr arbeitsintensiv eingeschätzt. Das gesamte Projekt ist ehrenamtlich.

-Eine Teilnehmerin, die bei der Stadtmission beschäftigt ist, stellte in Aussicht, Regale und Bücher aus Haushaltsauflösungen, die sie durchführt, zur Verfügung zu stellen. Sie sah den besonderen Wert der Asyltotheken darin, die hermetischen Unterkünfte für Engagierte zu öffnen, die sonst kaum in Kontakt mit Flüchtlingen kommen.

Als Vision formulierten die Sessiongeberinnen einen Bibliotheksbus, der auch die Unterkünfte ansteuert, die keinen separaten Raum für die Asylothek hätten. Oft scheitert die Installation einer Asylothek genau an dem Platzmangel in den Unterkünften.

Am Schluss konnte noch eine Teilnehmerin den Kontakt zu Stiftung Lesen hergestellt, die zusammen mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung Lesestarter-Set speziell für junge Flüchtlinge bereitstellen. Eine andere Teilnehmerin interessierte sich für Möglichkeiten, sich bei der Berliner Asylothek ehrenamtlich zu engagieren.

http://www.asylothek.de

Wer sich in der Berliner Asylothek engagieren möchte, melde sich hier: asylothek.berlin.mitarbeit@web.de

Foto: #otc15 (CC BY SA) / www.eventfotografie-klant.de

Text:

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Henrik Flor

Diplom-Politologe, absolvierte nach dem Studium ein Verlagsvolontariat und betreute danach für eine Kommunikations-Agentur verschiedene Kunden aus der Buchbranche. Er leitete bis 2021 den Bereich Redaktion & Konzeption bei der Stiftung Bürgermut, baute dort das digitale Engagement-Magazin Enter auf und war von Anfang an bei der Entwicklung von opentransfer.de dabei. Henrik Flor ist Gründungsmitglied des Vereins Netzdemokraten, der Partizipationsmöglichkeiten im Internet auslotet.

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